Ruth Weiss: Mit 100 Jahren gegen Rassismus und für Erinnerungskultur
Die Lebensgeschichte von Ruth Weiss: Ein Plädoyer gegen Rassismus und Diskriminierung
Ruth Weiss wird am 26. Juli 100 Jahre alt und blickt zurück auf ein bewegtes Leben, das von starker sozialer Verantwortung geprägt ist. Ihre Flucht vor den Nationalsozialisten aus Bayern nach Südafrika hat sie zu einer Stimme gegen Rassismus und Ungerechtigkeit gemacht. Ihre beeindruckende Lebensgeschichte bietet nicht nur Einsichten in die Zeit des Nationalsozialismus, sondern beleuchtet auch die Herausforderungen und Ungerechtigkeiten des Apartheid-Systems in Südafrika.
Von der Flucht ins Engagement
Geboren 1924 im fränkischen Fürth, erlebte Ruth Weiss die Ausgrenzung jüdischer Menschen schon in ihrer Kindheit. Als das nationalsozialistische Regime 1933 an die Macht kam, wurde die Schulzeit für die junge Ruth zu einem traumatischen Erlebnis. Ihre Erinnerungen an die Isolation unter Mitschülern sind Zeugnisse einer Zeit, in der das Gefühl von Heimat abrupt endete. 1936 folgte die Familie dem Vater nach Johannesburg, wo sie mit einer neuen Form von Rassismus konfrontiert wurde – einer Ungerechtigkeit, die sie schockierte und mobilisierte.
Ein Blick auf die Apartheid
In Südafrika angekommen, erkannte Ruth Weiss schnell, dass das vermeintliche „gleiche Recht“ für alle nicht auf Schwarze zutraf. Diese Erkenntnis prägte sie und motivierte sie, sich gegen die rassistischen Strukturen zu engagieren. Die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer lobte Ruth Weiss für ihr außerordentliches Bewusstsein und ihre Empathie im Angesicht der Ungerechtigkeiten, die viele ihrer Landsleute ignorierten.
Ein Sprung in die Journalismus-Welt
Ruth Weiss‘ Karriere als Journalistin begann in Johannesburg, wo sie in einer jüdischen Kulturvereinigung zusammenkam und politisches Denken entdeckte. Ihre Partnerschaft mit dem Journalisten Hans Weiss brachte sie in die Welt der Berichterstattung. Trotz der gesellschaftlichen Tabus ihrer Zeit übernahm sie zunehmend journalistische Aufgaben. Ab 1960 arbeitete sie offiziell als Journalistin und berichtete kritisch über das Apartheid-Regime. Ihre Stimme wurde in der Medienwelt gehört, doch 1965 musste sie aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung Deutschland verlassen.
Ruth Weiss als Zeitzeugin
Nach Jahren in verschiedenen afrikanischen Ländern kehrte Ruth Weiss später nach Deutschland zurück. Seit den 1990er Jahren engagiert sie sich als Zeitzeugin in Schulen. Ihre Lesungen aus ihrem Buch „Meine Schwester Sara“ sensibilisieren Schüler für die Themen Rassismus und Diskriminierung. Sie war auch für die preisgekrönte „FriedensFrauen weltweit“-Bewegung nominiert – eine Bestätigung für ihr unermüdliches Engagement.
Ein Blick in die Zukunft und die Herausforderungen von heute
Trotz ihrer Erfolge sind Ruth Weiss die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen nicht entgangen. Der Anstieg des Rechtsextremismus und antisemitische Übergriffe in Deutschland sind Themen, die sie mit Sorge betrachten. Dennoch erkennt sie die positiven Seiten: „Es ist ermutigend, dass Menschen gegen solche Entwicklungen demonstrieren.“ Ihr Leben und ihr Werk sind nicht nur eine Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zur Verantwortung und zum Handeln in der Gegenwart und Zukunft.
Ruth Weiss‘ Hundertster Geburtstag am 26. Juli wird nicht nur zum Feiern einladen, sondern auch die Gelegenheit geben, über die Bedeutung ihres Lebenswerks im Kampf gegen Rassismus und für die Menschenrechte nachzudenken.
– NAG