Neues Einwilligungssystem revolutioniert medizinische Forschung in Gießen!

Gießen, Deutschland - Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und das Universitätsklinikum Gießen (UKGM) haben heute eine wichtige Neuerung in der medizinischen Forschung angekündigt: eine einheitliche Einwilligungserklärung, den „Broad Informed Consent“ (BIC). Dieser Schritt zielt darauf ab, die Nutzung von Patientendaten und Bioproben für Forschungszwecke zu standardisieren und dabei datenschutzkonform zu gestalten. Durch diese Maßnahme sollen medizinische Forschungsprojekte effizienter und transparenter gestaltet werden. Laut uni-giessen.de wird das BIC die bisherigen Einwilligungsmodelle im Klinikum sowie in kooperierenden Krankenhäusern ersetzen.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist Teil der Medizininformatik-Initiative (MII). Diese Initiative hat das Ziel, Patientendaten besser für wissenschaftliche Zwecke verfügbar zu machen, wobei eine bundesweite Einführung des BIC an allen deutschen Universitätskliniken angestrebt wird. Prof. Dr. Till Acker von MIRACUM und Prof. Dr. Kurt Marquardt vom UKGM heben die Bedeutung dieser Methode für die medizinische Forschung hervor.

Strukturierte Verwaltung und Datenschutz

Ein zentrales Merkmal des BIC ist die klare Aufgabenteilung in der Verwaltung. Eine Treuhandstelle wird für die Verwaltung von Einwilligungen verantwortlich sein, während das Datenintegrationszentrum Gießen die Patientendaten verwaltet. Die FB11-Biobank, die verschiedene spezialisierte Biobanken wie die UGMLC-Biobank und die Neuro-Biobank koordiniert, wird in die Prozesse integriert. Diese Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, um die Entnahme und den Umgang mit Bioproben zu optimieren und sicherzustellen, dass immer ein strikter Datenschutz gewährleistet ist.

Darüber hinaus werden Patientendaten und Bioproben anonymisiert und über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren für Forschungszwecke gespeichert. Die Einwilligung der Patientinnen und Patienten ist freiwillig und kann jederzeit widerrufen werden, ohne dass dies Auswirkungen auf ihre Behandlung hat. Zusätzliche Informationen zur Nutzung von Patientendaten bieten die Muster-Patienteneinwilligungen der MII, die auch auf der Webseite des Medizinischen Datenintegrationszentrums der Charité detailliert erläutert werden können. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin kooperiert ebenfalls mit der MII und setzt ähnliche Richtlinien zur Einwilligung um.

Die Rolle der Biobanken in der Forschung

Bioproben spielen eine entscheidende Rolle in der medizinischen Forschung, insbesondere bei der frühzeitigen Erkennung von Erkrankungen und der Entwicklung neuer Therapien. Die MII unterstützt die Errichtung von bundesweit 29 Datenintegrationszentren an Universitätskliniken, die Patientendaten datenschutzkonform aufbereiten, um eine wertvolle Datenbasis für die Forschung zu schaffen. Insbesondere das Projekt „Aligning Biobank and DIC efficiently“ (ABIDE_MI) zielt auf die Vernetzung von Biobanken und Datenintegrationszentren ab. Diese Initiative ermöglicht nicht nur eine bessere Nutzung von Bioproben, sondern auch einen Systemwechsel hin zu einer integrierten Datenstruktur in unserem Gesundheitssystem.

Durch all diese Maßnahmen soll langfristig die patientenindividuelle Versorgung optimiert werden, indem gezielte Behandlungen durch eine präzisere Charakterisierung der Patientinnen und Patienten ermöglicht werden. Die BMBF Gesundheitsforschung hat auch die Schaffung eines zentralen Online-Portals für Forschungsdaten und Informationen über laufende Projekte angekündigt, das bald in Betrieb gehen soll.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Gießen, Deutschland
Quellen