NRW-Integrationsrat fordert: Mehr Türkisch statt Englisch in Schulen!

Nordrhein-Westfalen, Deutschland - In Nordrhein-Westfalen (NRW) sorgt eine aktuelle Forderung nach Reformen in der Fremdsprachenausbildung an Grundschulen für kontroverse Diskussionen. Der Vorsitzende des Landesintegrationsrates, Tayfun Keltek, hebt hervor, dass viele Kinder in der Region Türkisch, Russisch oder Polnisch sprechen. Er sieht in der Förderung dieser Sprachen eine Chance für deutsche Kinder, den Zugang zu mehrsprachiger Bildung zu erleichtern, während Kinder mit Migrationshintergrund sich besser auf die deutsche Sprache konzentrieren könnten. Keltek betont dies als wichtigen Schritt, um das Potenzial dieser Kinder zu nutzen und gesellschaftliche Integration zu fördern.

Der Integrationsrat strebt zudem an, Mehrsprachigkeit bereits in Kitas zu fördern. Ein Antrag der SPD, Türkisch an Grundschulen einzuführen, wurde jedoch von den Fraktionen der CDU, Grünen und FDP abgelehnt. Keltek bezeichnet diese Entscheidung als gravierenden politischen Fehler, der erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Laut seiner Einschätzung schränkt die Missachtung der Mehrsprachigkeit die Möglichkeiten von Kindern mit internationaler Familiengeschichte stark ein.

Der Stand der Mehrsprachigkeit in NRW

In vielen Grundschulen in NRW sind neben Deutsch bis zu 19 weitere Familiensprachen vertreten, und nahezu die Hälfte der Schülerinnen und Schüler spricht mindestens eine weitere Sprache. Der Herkunftssprachliche Unterricht (HSU) unterstützt die individuellen Kompetenzen in den Herkunftssprachen und fördert die kulturelle Identität, was in der aktuellen Bildungslandschaft von großer Bedeutung ist. Die Lehrkräfte sind angehalten, ihre Unterrichtsgestaltung an die sprachliche Vielfalt ihrer Klassen anzupassen, um die Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz in der Primarstufe zu stärken. Das Einbeziehen von Familiensprachen in den Unterricht gilt somit als zentraler Bestandteil didaktischer Konzepte, um die Bildungserfolge aller Kinder zu unterstützen.

Das Landesprogramm „Grundschulbildung stärken durch HSU“ hat zum Ziel, den mehrsprachigen Unterricht zu fördern. Es wird durch die Landesstelle Schulische Integration (LaSI) koordiniert und sieht eine enge Zusammenarbeit mit dem Schulministerium vor. Ab dem Schuljahr 2022/23 nehmen 68 Grundschulen aus 32 Schulämtern an diesem Programm teil. Jede teilnehmende Grundschule erhält eine volle HSU-Stelle, und die Lehrkräfte werden bei der gemeinsamen Unterrichtsgestaltung fachlich unterstützt.

Gesellschaftliche Herausforderungen und Chancen

Die gesellschaftliche Realität in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Fast jedes zweite Kind in großen Städten hat mittlerweile einen Migrationshintergrund. Diese Diversität birgt sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Bildungspolitik. Ein zentrales Ziel besteht darin, die Mehrsprachigkeit als wertvolle Ressource zu begreifen und entsprechende Bedingungen für den schulischen und sozialen Erfolg zu schaffen. Forschungsinitiativen rund um das Thema sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit gewinnen zunehmende Bedeutung. Es gilt, die Lernerfolge mehrsprachiger Kinder und Jugendlicher zu analysieren, um nachhaltige Verbesserungen in der Bildungspraxis und -politik zu erreichen, wie auch die empirische Bildungsforschung feststellt.

Das Land NRW steht somit vor der Herausforderung, den Bedürfnissen einer mehrsprachigen Gesellschaft gerecht zu werden und gleichzeitig die deutsche Bildungssprache zu stärken. Das Bildungsministerium lehnt die Forderung nach der Einführung von Türkisch als Unterrichtssprache ab und weist auf die Priorität der Deutschförderung hin. Dennoch bleibt die Debatte um die Förderung von Mehrsprachigkeit ein zentrales Thema in der Bildungsdiskussion.

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Vorfall Gesetzgebung
Ort Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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