Schutzräume in Deutschland: Sind wir für den Ernstfall gerüstet?

Deutschland - In Deutschland wurde die Notwendigkeit eines verbesserten Zivilschutzes im Kontext geopolitischer Veränderungen wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine neu bewertet. Diese Umstellung ist besonders entscheidend, da Deutschland in der Vergangenheit lange Zeit die Kriegsgefahr vernachlässigt hat, was zum Teil auf die sogenannte Friedensdividende zurückzuführen ist. Laut einem Bericht der FAZ wird die Debatte über den Zivilschutz seit 2022 intensiv geführt.

Der russische Angriffskrieg hat nicht nur zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt, sondern auch zu konkreten politischen Initiativen. 2014 wurde die Konzeption zur zivilen Verteidigung in Deutschland überarbeitet, um auf extreme Krisen besser vorbereitet zu sein. Aktuell gibt es nur für rund 450.000 Menschen Schutzräume, was weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmacht. Diese Zahl ist alarmierend niedrig, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, wie Schweden, wo bereits 2014 nach der Besetzung der Krim der Zivilschutz erheblich gestärkt wurde.

Renaissance des Zivilschutzes

Im Zuge der aktuellen Entwicklungen wurden 579 Schutzräume nach dem Beginn des Konflikts wieder in die Zivilschutzbindung aufgenommen, die nun saniert werden müssen. Der Bund sowie die Länder arbeiten an einem neuen Schutzraumkonzept, das dezentrale Lösungen und schnell erreichbare Orte in den Fokus stellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Einrichtung von Schutzräumen in urbanen Gebieten und der Nutzung von Tiefgaragen sowie Tunneln.

Die Bürger werden zudem dazu ermutigt, ihre Kellerräume für den Selbstschutz vorzubereiten. Dies soll das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Resilienz und Bildung im Bereich Zivilschutz schärfen, ähnlich wie es in Japan praktiziert wird. Die Bundesanstalt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat bereits kindgerechte Materialien zur Katastrophenvorsorge in ihrem Programm.

Notwendigkeit einer Informationskampagne

Die Experten Tiesler und Lackner betonen, dass es einer offensiven Informationskampagne bedarf, um die Bevölkerung stärker zu sensibilisieren. Der Zivilschutz ist nicht nur ein isoliertes System, sondern Teil der gesamtstaatlichen Verteidigungsarchitektur, die auch die Streitkräfte unterstützt. Alarmpläne für Krankenhäuser wurden erstellt, um auf mögliche Verletzte aus Konflikten vorbereitet zu sein.

Obwohl Deutschland die größte Krankenhausdichte in Europa aufweist, bestehen Bedenken hinsichtlich des fehlenden Personals. Lackner weist außerdem darauf hin, dass das Budget des Technischen Hilfswerks (THW) heute doppelt so hoch ist wie vor zehn Jahren und ein gesamtgesellschaftliches Bekenntnis zum Zivilschutz notwendig ist. Tiesler macht deutlich, dass der Bund große Anstrengungen unternommen hat, um den Schutz der Bevölkerung zu verbessern, es aber dennoch weiterer Mittel bedarf.

Für weitere Informationen zum Thema Zivilschutz bietet die BBK detaillierte Erläuterungen auf ihrere Webseite an: Zivilschutz bei BBK sowie zu den Strukturen des deutschen Bevölkerungsschutzsystems auf Bevölkerungsschutzssystem bei BBK.

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Vorfall Notfall
Ort Deutschland
Quellen