Abrisszahlen in Deutschland im Sinkflug: Experten warnen vor Folgen!
Dresden, Deutschland - Die Zahl der Gebäudeabbrüche in Deutschland ist laut einer aktuellen Untersuchung signifikant gesunken. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Long-Lasting Real Estate (LoLaRE)” an der Technischen Universität Dresden, das von Prof. Jens Otto geleitet wird, wurden die Abrisszahlen im Zeitraum von 2007 bis 2021 analysiert. Die Untersuchung erfolgte unter der Förderung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Rahmen des Innovationsprogramms Zukunft Bau.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Abrisse in Deutschland seit 2007 rückläufig sind, besonders auffällig ist dieser Trend seit 2018. So sind die Abrisse von Wohngebäuden in diesem Zeitraum um 36 Prozent gesunken, während bei Nichtwohngebäuden ein Rückgang von 19 Prozent verzeichnet wurde. Durchschnittlich wurden jährlich knapp 12.000 Gebäude abgerissen, wobei der Großteil dieser Abrisse auf Einfamilienhäuser entfällt.
Einblicke in die Baustruktur
Ein wesentlicher Befund der Analyse ist, dass der größte Teil der abgerissenen Wohngebäude zwischen 1949 und 1978 errichtet wurde. Lediglich 17 Prozent der Gebäude waren weniger als 43 Jahre alt, was auf eine hohe Alterung der Bestände hinweist. Die Hauptgründe für die Abrissentscheidungen liegen in der Schaffung neuer Wohngebäude sowie der Umwandlung von Flächen in Freiraum. Expertenbefragungen verdeutlichen, dass wirtschaftliche Überlegungen und hohe Sanierungskosten oft zu Abrissen führen. Gleichzeitig spielen Denkmalschutz und Bestandsschutz eine Rolle, wenn es um die Erhaltung von Gebäuden geht.
Die Untersuchung hebt hervor, dass die Anpassungsfähigkeit von Gebäuden an neue Anforderungen ein entscheidender Aspekt für deren Langlebigkeit ist. Wichtige Parameter, die die Entscheidungsfindung beeinflussen, sind Geschosshöhen, tragende Strukturen und Lastreserven.
Ökobilanzierung im Bauwesen
Ein weiterer bedeutender Aspekt der Bauindustrie ist die Ökobilanzierung, die zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Diese analysiert Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – angefangen von der Herstellung und Errichtung bis hin zur Nutzung und Entsorgung. Der Betrachtungszeitraum für Wohngebäude beträgt zwar in der Regel 50 Jahre, jedoch wird dieser von Fachleuten oft als zu kurz eingeschätzt. Laut dem Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie belegt eine aktuelle Studie die Langlebigkeit der Ziegelbauweise, die den Großteil des deutschen Gebäude bestands ausmacht.
Über zwei Drittel der Gebäude, die älter als 50 Jahre sind, wurden in Ziegelbauweise errichtet. Die Lebensdauer dieser Bauweise übersteigt deutlich die 50 Jahre, was Anpassungen in den Regularien nahelegt, um die nachhaltigen Eigenschaften besser zu berücksichtigen. Die Normen für die Ökobilanzierung beruhen auf DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044, wobei die Berechnung nach DIN EN 15978 erfolgt.
Nachhaltigkeit im Bauwesen
Als zentrales Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung bietet die Ökobilanz umfassende Informationen über Umweltwirkungen und Ressourcenbedarf. Diese Datensätze, recherchiert vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR), sind entscheidend für die Wahl ökologisch geeigneter Bauprodukte und Konstruktionen. Mit Hilfe von Tools wie ÖKOBAUDAT und eLCA können die Umweltwirkungen von Gebäuden über ihren gesamten Lebenszyklus bestimmt und bewertet werden. Diese digitale Infrastruktur hat nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung gefunden, was Deutschlands Rolle als Vorreiter in der Gebäudeökobilanzierung unterstreicht.
Insgesamt bieten die Ergebnisse der Untersuchung und die Entwicklungen in der Ökobilanzierung interessante Einsichten für die zukünftige Stadt- und Bauplanung, insbesondere im Hinblick auf langlebige und anpassungsfähige Strukturen.
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Vorfall | Regionales |
Ort | Dresden, Deutschland |
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