Alarm im Kartoffelanbau: Zikaden sorgen für Ernteausfälle!

Baden-Württemberg, Deutschland - Die Kartoffelbauern in Deutschland stehen vor einer ernsthaften Bedrohung durch die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus). Diese Insektenart hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet und gefährdet vor allem den Anbau von Zuckerrüben und Kartoffeln. Im Jahr 2024 waren mehr als 100.000 Hektar landwirtschaftlicher Flächen von der Zikade befallen, was zu Ernteausfällen von 50 Prozent und mehr führte. Die Zikade überträgt dabei das Bakterium Candidatus Phytoplasma solani, welches die Stolbur-Krankheit bei Kartoffeln verursacht. Diese führt zu einem signifikanten Rückgang des Stärkegehalts in den Knollen und mindert somit die Qualität der Ernte. Das BVL hat als Antwort auf diese Bedrohung eine temporäre Notfallzulassung für bestimmte Pflanzenschutzmittel im Kartoffelanbau erteilt.

Diese Notfallzulassung ist auf 120 Tage befristet und gilt nur für spezifische Flächen. Dabei liegt der Fokus auf der Minimierung der Auswirkungen auf Mensch und Tier, weshalb der Einsatz der Mittel nur nach amtlichen Warndienstaufrufen erfolgen darf. Dr. Thomas Schneider vom BVL hat zudem angekündigt, dass weitere Notfallzulassungen für Wurzelgemüse in Prüfung sind, um den Landwirten effektive Handlungsmöglichkeiten zu bieten.

Erforderliche Maßnahmen im Zuckerrübenanbau

Zusätzlich zu den Maßnahmen im Kartoffelanbau hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auch Notfallzulassungen für mehrere Pflanzenschutzmittel im Zuckerrübenanbau erteilt. Diese Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade, die auch zwei weitere bakterielle Krankheitserreger überträgt: Candidatus Arsenophonus Phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani. In den relevanten Zuckerrübenanbauregionen kam es seit 2024 zu Befall, wobei Ertragsausfälle von bis zu 25 % zu verzeichnen sind und der Zuckergehalt um bis zu 5 % sinken kann. Bei Konsumkartoffeln liegen die möglichen Ernteausfälle zwischen 30 % und 70 %.

Minister Peter Hauk fordert langfristige Sicherheit für Landwirte und betont, dass weniger Notfallzulassungen notwendig sind. Doch die aktuellen Notfallzulassungen bleiben ein kurzfristiger Bestandteil zur Bekämpfung der Zikadenpopulation, um akute Erntsorgen abzufangen. Ein Befall mit Stolbur könnte in Zukunft die Nutzung von Kartoffeln als Pflanzgut gänzlich ausschließen, was die Situation weiter verschärfen würde.

Umweltauswirkungen von Pflanzenschutzmitteln

Pflanzenschutzmittel spielen eine entscheidende Rolle in der Landwirtschaft, um Kulturpflanzen vor schädlichen Organismen zu schützen. Diese chemischen oder biologischen Wirkstoffe sind darauf ausgelegt, unerwünschte Insekten, Ackerbegleitkräuter und Vorratsschädlinge zu eliminieren. Jedoch ist der intensive Einsatz von **Breitband-Herbiziden** und -Insektiziden mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Durch Verdriftung, kontaminierte Beizstäube oder Abschwemmung können diese Stoffe in die Umwelt gelangen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Rückgang von Feldvogelarten und Blütenbestäubern ein Ergebnis dieser chemischen Anwendungen ist, was die Notwendigkeit eines ausgewogenen Umgangs mit Pflanzenschutzmitteln unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen durch die Schilf-Glasflügelzikade eine schnelle und koordinierte Reaktion der Landwirtschaft und der Behörden erforden. Die Notfallzulassungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber langfristige Lösungen sind unumgänglich, um die Qualität der Ernte und die ökologische Balance der Landwirtschaft zu bewahren.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache Schilf-Glasflügelzikade
Ort Baden-Württemberg, Deutschland
Quellen