Flüche der Antike: Wie Magie gegen Ungerechtigkeit wirkt
Bochum, Deutschland - Die Fluchpraxis in der Antike zeigt eindrucksvoll, wie Menschen Wut und Ungerechtigkeit durch magische Rituale zu bekämpfen versuchten. Eine recent durchgeführte Untersuchung von Prof. Dr. Michael Hölscher von der Ruhr-Universität Bochum beleuchtet die Verbindung zwischen Fluchpraktiken und biblischen Texten sowie deren kulturelle und gesellschaftliche Implikationen.
Flüche wurden im römischen Reich von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. als eine weit verbreitete religiöse Praxis angesehen. Menschen ritten ihre Empfindungen und Bitten oft schriftlich auf Bleitäfelchen, um sich gegen vermeintliche Widersacher zu wehren. Nur wenn der Name des Verfluchten nicht bekannt war, wurde dieser umschrieben. Flüche konnten zudem Namen von Göttern oder Dämonen enthalten, was sie in der Auffassung der damaligen Gesellschaft noch mächtiger machte.
Anatomie der Fluchtafeln
Fluchtafeln, auch als Defixion bezeichnet, sind eine Form des Schadenzaubers und wurden häufig an geheimen Orten wie Gräbern oder in Quellen deponiert. Laut Wikipedia dienten diese Bleibleche dazu, lebende Personen oder Lebewesen magisch zu beeinflussen oder zu schädigen. Die Anweisungen zu den Flüchen sind in alten griechischen und ägyptischen magischen Papyri dokumentiert. Insbesondere in Tempeln und an Orten von ritualer Bedeutung waren Fluchtafeln alltäglich.
„Die römische Kultur und die Hochreligion wurden nicht nur in den Flüchen selbst, sondern auch in der Johannesoffenbarung thematisiert“, so Hölscher. Diese biblische Schrift, verfasst in Kleinasien unter römischer Herrschaft, beschreibt den Machtanspruch des römischen Reiches und enthält Anspielungen auf magische Praktiken, die die römische Religion als gefährlich und verboten darstellen.
Insgesamt wurden rund 1.700 Fluchtafeln in verschiedenen Regionen gefunden, was interessante Rückschlüsse auf die Namen, Vermögen und den Status der Menschen im antiken Kontext zulässt. Ein großer Teil dieser Funde stammt aus Griechenland, doch auch in Britannien und Nordafrika waren sie populär – besonders im Zusammenhang mit Kultstätten wie dem Tempel des Mercurius in Uley und dem Quellheiligtum der Sulis Minerva in Bath.
Gesellschaftliche und rechtliche Aspekte
Fluchtafeln wurden nicht nur zur Ausübung von Rache oder zur Erhöhung der eigenen Chancen in Wettkämpfen oder Rechtsstreitigkeiten verwendet. Sie waren auch ein Mittel zur Bewältigung von Ohren und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, besonders in erotischen Rivalitäten. Wissenschaftler berichten, dass bis zum 4. Jahrhundert die Anzahl an Funden abnahm, parallel mit dem Aufstieg des Christentums, das viele der magischen Praktiken als heidnisch verurteilte.
Die Fluchtafeln gleichen einer archäologischen Zeitreise, die Einblicke in die gesellschaftlichen Einstellungen zur Magie und Gerechtigkeit liefert. Sie sind von hoher Relevanz, da sie zur Rekonstruktion antiker Sprache und kultureller Praktiken dienen. Dies wird auch durch den Umstand unterstützt, dass magische Praktiken im klassischen Athen nicht strafbar waren, während sie im Römischen Reich sehr wohl rechtliche Konsequenzen hatten.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Bochum, Deutschland |
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