Grüner Stahl im Fokus: Studierende erkunden innovative Technologien in Eisenhüttenstadt
Eisenhüttenstadt, Deutschland - Clara Zerbs, eine Studentin der Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Freiberg, hat den Kontakt zu einem Stahlwerk in Eisenhüttenstadt hergestellt. Ihr Besuch, der durch ein Stipendium im Rahmen des ZeHS-Programms ermöglicht wurde, verfolgt das Ziel, praxisnahe Einblicke in die Stahlproduktion zu erhalten und mit den Beschäftigten über grüne Technologien zu sprechen. Zerbs ist überzeugt davon, dass die Reduktion der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) in der Stahlindustrie von entscheidender Bedeutung für die Zukunft ist und möchte mit ihrem Studium aktiv dazu beitragen, Technologien umweltfreundlicher zu gestalten. Diese Ansicht teilt auch ihr Kommilitone Fabian Bertram, der Energietechnik studiert und dem Klimawandel mit neuartigen Technologien begegnen möchte. Besonders interessiert ihn der Ansatz der Dekarbonisierung der Roheisenerzeugung, insbesondere die Anwendung von Eisenschwamm aus erneuerbarer Energie.
Die Stahlindustrie trägt erheblich zu den globalen THG-Emissionen bei, insbesondere in Form von CO2-Emissionen, hauptsächlich wegen der Nutzung kohlenstoffintensiver Brennstoffe wie Kohle und Erdgas. Die Internationalen Energieagentur (IEA) schätzt, dass die durchschnittliche CO2-Emissionsintensität der weltweiten Rohstahlproduktion bei etwa 1.8 bis 2.0 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl liegt. Während das traditionelle Hochofen-Sauerstoff-Aufblaskonverter (BOF)-Verfahren mehr als 70 % der globalen Stahlproduktion abdeckt, setzen Technologien wie der Elektrolichtbogenofen (EAF) auf Recycling und haben signifikant geringere Emissionen zwischen 0.4 und 0.7 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl.
Technologische Fortschritte in der Dekarbonisierung
Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, sind neue Technologien zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion notwendig. Dazu gehören unter anderem die wasserstoffbasierte Direktreduktion, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) sowie der verstärkte Einsatz von Biomasse und Bioenergie. Diese Technologien befinden sich jedoch noch in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und erfordern weitere Forschung sowie erhebliche Investitionen. Der Stahl spielt eine entscheidende Rolle bei der Energiewende, insbesondere im Bau von Infrastrukturen für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge.
Ein wegweisendes Projekt zur Dekarbonisierung ist die Finanzierung neuer Anlagen zur Produktion von „grünem“ Ethanol aus Abgasen durch die Europäische Investitionsbank (EIB). 2020 erhielt ArcelorMittal in Belgien einen Kredit von 75 Millionen Euro im Rahmen der Finanzierungsinitiative „InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor“. Dieses Projekt zielt darauf ab, 15 Prozent der Abgase des Unternehmens zur Ethanolproduktion zu nutzen, was nicht nur die Kreislaufwirtschaft stärkt, sondern auch dazu beitragen soll, die Stromproduktion aus Hüttengasen zu reduzieren.
ArcelorMittal plant, bis 2025 fünf Kraftwerke zur Herstellung von Bioethanol und anderen chemischen Produkten in Europa und weltweit in Betrieb zu nehmen. Die Produktion von geschätzten 80 Millionen Litern Bioethanol soll den jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 350.000 Fahrzeugen ausgleichen und wird durch die Nutzung regenerativer Energiequellen unterstützt. Ethanol bietet den Vorteil, dass es einfacher zu speichern und zu transportieren ist als Strom, wodurch es vielseitig einsetzbar ist.
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Vorfall | Umwelt |
Ort | Eisenhüttenstadt, Deutschland |
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