Mozarts Requiem: Traditionen hinterfragt - Ein neuer Klang im Karfreitagskonzert

Karfreitagskonzert in der Oper: Ritual mit kalkuliertem Riss: Mozarts Requiem
Die Tradition, zu festlichen Anlässen wie Ostern Requien aufzuführen, ist weit verbreitet und findet auch im Rahmen des Karfreitagskonzerts ihren Ausdruck. Dabei steht das gefeierte Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart im Mittelpunkt. Diese festliche Musik, die normalerweise für Verstorbenen gedacht ist, wird hier in der Passionszeit aufgeführt, in der gedenken wir des Kreuzestodes Jesu. Die Verbindung dieser unterschiedlichen liturgischen Kontexte sorgt für eine interessante, aber auch herausfordernde musikalische Erfahrung.
Im Karfreitagskonzert in der Oper Bonn präsentierten das Beethoven Orchester und der Philharmonische Chor Bonn Mozarts Requiem in d-Moll. Generalmusikdirektor Dirk Kaftan versuchte, mit einem neuen Ansatz in der Konzertdramaturgie aufzuwachen, indem er eine Konzertinstallation von Anselm Dalferth und Nicolas Morrish vor das Requiem stellte. Zwischen zwei der bekanntesten Abschnitte des Requiems wurde ein modernes Werk für Gong von James Carl Tenney eingefügt, das als bewusste Störung des gewohnten Ablaufs fungierte.
Die Konzeptualisierung dieser Installation war durchaus spannend, blieb jedoch teilweise hinter den Erwartungen zurück. Die gewählten Klangstrategien schienen oft stereotyp und vermittelten aufgrund ihrer Symbolik einen gewissen Mangel an Tiefe. Die Kombination aus sphärischen Klängen und persönlichen Zeugnissen der Chormitglieder trug zwar zur Stimmung bei, wirkte jedoch stellenweise austauschbar und weniger eindringlich.
Anders war es bei Tenneys Intervention, die eine unverhoffte Wende in das Konzert einbrachte. Das von Sam Kim gespielte Gongwerk stellte eindkräfigte Klänge dar, die die Zuhörer in ihrem Erlebnis herausforderten und das Publikum aufhorchen ließen. Trotz des ironischen Titels des Werks schien das dramaturgische Konzept in diesem Moment aufzugehen.
Im Zentrum des Abends stand jedoch weiterhin Mozarts Requiem. Der Philharmonische Chor und das Beethoven Orchester lieferten eine beeindruckende Darbietung. Besonders der kraftvolle Beginn des Introitus und die präzise gesungene „Quam olim Abrahae“-Fuge zeugten von hoher musikalischer Qualität. Eine Herausforderung blieb jedoch das Solistenquartett, das unter der Leitung von Kaftan auf die traditionelle Fassung von Franz Xaver Süßmayr zurückgriff. Hierbei zeigten sich Schwächen, besonders im Gesang und in der Durchschlagskraft einiger Stimmen.
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