Neue Therapieansätze für spastische Paraplegie Typ 15 entdeckt

Immunzellen treiben angeborene Lähmungs-Erkrankung — Universität Bonn
Die spastische Paraplegie Typ 15 ist eine genetisch bedingte neurologische Erkrankung, die sich durch den Verlust von Neuronen im Gehirn äußert, welche für die Steuerung der Bewegungen verantwortlich sind. Die Symptome entwickeln sich häufig bereits in der späten Kindheit und beginnen meist mit Zuckungen und Lähmungen der Beine. Obwohl die genauen Ursachen des Neuronenschwundes bislang unklar sind, haben Forscher an der Universität Bonn die Rolle des Immunsystems in diesem Krankheitsprozess untersucht.
Die Forschung, geleitet von Prof. Dr. Elvira Mass in Zusammenarbeit mit Dr. Marc Beyer und anderen Experten, hat gezeigt, dass bereits vor Auftreten der neuronalen Schäden erhebliche Entzündungsreaktionen im Gehirn zu beobachten sind. Die Wissenschaftler verwendeten Mäuse mit einem Defekt im SPG15-Gen, welches für die Produktion eines wichtigen Proteins verantwortlich ist. Durch diese Tiermodelle konnten sie die komplexen Immunreaktionen, die im Gehirn und im Knochenmark stattfinden, genau analysieren.
Ein zentrales Ergebnis der Studie war die frühzeitige Veränderung der Mikroglia, der Immunzellen des Gehirns, in der Krankheitsentwicklung. Diese Zellen verändern sich in ein „krankheitsassoziiertes“ Stadium und setzen Botenstoffe frei, die andere Immunzellen, wie zytotoxische T-Zellen, anziehen. Dieses Zusammenspiel treibt den Entzündungsprozess voran und könnte entscheidend für die Progression der Erkrankung sein.
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es möglicherweise nicht der Verlust der motorischen Nervenzellen an sich ist, der die frühen Krankheitsphasen prägt, sondern vielmehr die intensive Aktivierung des Immunsystems. Diese Erkenntnis könnte neue Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen bieten. Eine mögliche zukünftige Behandlung könnte die Verwendung von Medikamenten umfassen, die das Immunsystem modulieren, um den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen.
Darüber hinaus könnten die Erkenntnisse der Bonner Forscher auch für andere neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer von Bedeutung sein, wo ebenfalls entzündliche Prozesse im Gehirn eine Rolle spielen. Trotz unterschiedlicher Ursachen könnten ähnliche immunologische Dysregulationen bei diesen Erkrankungen auftreten. Die Studie verdeutlicht zudem die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze in der Forschung, um komplexe Krankheitsmechanismen zu entschlüsseln und innovative Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Details | |
---|---|
Quellen |