In Videos, die Anfang dieser Woche aufgetaucht sind, sind Demonstranten im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina zu sehen, die einen Hitlergruß machen und während der brasilianischen Nationalhymne ihre ausgestreckten rechten Arme heben.
Anhänger von Herrn Bolsonaro haben jeden Tag Kundgebungen abgehalten, seit der Präsident die Wahl am Sonntag gegen das linke Aushängeschild Luiz Inácio Lula da Silva verloren hat.
Sie fordern einen Militärputsch, um das Wahlergebnis zu annullieren und Herrn Bolsonaro – der seine Niederlage noch öffentlich eingestehen muss – an der Macht zu halten.
„Die Verwendung nationalsozialistischer und faschistischer Symbole durch eindeutig rechtsextreme ‚Demonstranten‘ ist zutiefst schockierend. Sich für den Nationalsozialismus einzusetzen, ist ein Verbrechen“, twitterte Heiko Thoms, Deutschlands Botschafter in Brasilien.
„Das ist keine Frage der Meinungsfreiheit“, fügte er hinzu. „Diese Geste missachtet die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und die Schrecken, die er verursacht hat.“
Der Brasilianische Israelitische Bund wiederum nannte das Filmmaterial „abstoßend“.
„Die brasilianische Gesellschaft kann Haltungen wie diese nicht tolerieren. Und diese Gesten zu machen, während man brasilianische Fußballtrikots trägt, ist eine Beleidigung unserer Streitkräfte, die im Zweiten Weltkrieg tapfer gegen den Nationalsozialismus in Europa gekämpft haben.“
Mitte Oktober verhaftete die Zivilpolizei des Bundesstaates sechs Personen, die beschuldigt wurden, Teil von Neonazi-Zellen zu sein, und beschlagnahmte dabei mehrere NS-Utensilien.
Diese Operation fand in der Stadt São Miguel do Oeste statt, wo in dieser Woche das angebliche Nazi-Grußvideo gedreht wurde.
Die Befürwortung des Nationalsozialismus ist in Brasilien ein Verbrechen, das mit einer Freiheitsstrafe zwischen zwei und fünf Jahren geahndet werden kann.
Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung des Filmmaterials eingeleitet, aber ihre vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass kein Verbrechen begangen wurde.
Im Gespräch mit Anwesenden wurde den Ermittlern mitgeteilt, dass ein Ansager den Demonstranten sagte, sie sollten ihre Arme vor ihnen ausstrecken, „um positive Energie auszustrahlen“.