Innovatives Forschungsprojekt stärkt Selbstbestimmung über Gesundheitsdaten

Berlin, Deutschland - Das Forschungsprojekt EMPOWER-U hat heute, am 19.03.2025, unter der Leitung der Freien Universität Berlin offiziell begonnen. Der Fokus liegt auf der individuellen Freigabe von Gesundheitsdaten und der Entwicklung eines neuartigen Einwilligungsmodells mit dem Namen Meta-Consent. Dieses Modell ermöglicht es den Menschen, im Voraus festzulegen, ob, wie und wann sie Einwilligungsanfragen für die Nutzung ihrer Gesundheitsdaten erhalten möchten.

Durch das Meta-Consent wird eine flexible und differenzierte Steuerung der Datenfreigabe ermöglicht, die auf werteorientierten Entscheidungen der Nutzer basiert. Ziel des Projekts ist es, die Selbstbestimmung und Transparenz beim Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten zu stärken. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und beschäftigt sich mit zentralen Fragestellungen, wie der Nutzung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse zur Nachvollziehbarkeit von Entscheidungsprozessen und den technischen sowie rechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des Modells.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Claudia Müller-Birn setzt sich aus Experten in den Bereichen Mensch-Computer-Interaktion, Medizin, Medizininformatik, Recht und Praxis zusammen. Partner des Projekts sind unter anderem die Charité Universitätsmedizin Berlin und die Universität Augsburg sowie die Brainlab AG. Langfristig soll das Projekt die Effizienz zukünftiger Einwilligungsprozesse in der Gesundheitsversorgung verbessern und die informationelle Selbstbestimmung fördern.

Die Herausforderungen im Umgang mit Gesundheitsdaten sind jedoch nicht zu unterschätzen. In einem Artikel von Thomas Ploug und Søren Holm wird darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit, Gesundheitsdaten zu speichern, zu verknüpfen und zu analysieren, zwar neue Forschungschancen eröffnet, aber auch zu ethischen und regulatorischen Herausforderungen führt. Insbesondere wird die Frage aufgeworfen, ob für die sekundäre Nutzung von Daten, die in der Routineversorgung oder für spezifische Forschungsprojekte gesammelt wurden, eine erneute informierte Einwilligung der ursprünglichen Teilnehmer erforderlich ist.

Ethische Überlegungen und Datenschutz

Zusätzlich zu den neuen Entwicklungen im Datenmanagement ist der Schutz der Privatsphäre von Patienten von zentraler Bedeutung. Ethikstandards und Datenschutzrichtlinien müssen unbedingt eingehalten werden, um Vertrauen in die Nutzung von Gesundheitsdaten zu gewährleisten. Historisch gesehen hat sich die Ethik im Hinblick auf Gesundheitsdaten von papierbasierten zu digitalen Aufzeichnungen gewandelt, was weitere, strenge ethische Richtlinien erforderlich macht.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass nur 78 % der Patienten ihrem Arzt vertrauen, was die Notwendigkeit verstärkt, klare Zustimmungsprozesse zu etablieren und den ethischen Umgang mit personenbezogenen Daten zu verbessern. Starke ethische Standards sind notwendig, um Patienteninformationen zu schützen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu ermöglichen. Dies umfasst auch die Anonymisierung von Daten, um Patientenidentitäten zu schützen und die Forschung zu fördern.

Abschließend lässt sich sagen, dass das EMPOWER-U-Projekt nicht nur einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Gesundheitsdatenforschung darstellt, sondern auch einen Beitrag zur Stärkung der informationellen Selbstbestimmung leisten könnte. Die Entwicklungen und Herausforderungen im Umgang mit Gesundheitsdaten erfordern ein hohes Maß an ethischer Sensibilität und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschern, Behörden und der Gesellschaft.

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Ort Berlin, Deutschland
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