Telegram als Brutstätte für rechtsextremen Terror: Über 650 Deutsche identifiziert!
Sachsen, Deutschland - Telegram hat sich zur bevorzugten Kommunikationsplattform für rechtsextreme Gruppen entwickelt. Mehr als 650 Deutsche sind in verschiedenen „Terrorgram“-Gruppen aktiv, die problematische Inhalte und gewaltverherrlichende Ideologien propagieren. Diese Gruppen bieten Anleitungen zum Waffenbau und zur Herstellung von Sprengstoffen, sowie durch Gewaltandrohungen gekennzeichnete Grafiken gegen Minderheiten, darunter jüdische und schwarze Menschen. Ein Nutzer aus Sachsen postete stolz ein Bild mit einem SS-Symbol und einer Hakenkreuz-Flagge, was die besorgniserregenden Inhalte in diesen Netzwerken unterstreicht. Laut Tagesschau diskutieren die Mitglieder auch konkrete Anschlagsszenarien, darunter Bombenanschläge und Messerattacken.
Besonders alarmierend ist die Beteiligung junger Menschen, darunter auch 12- und 13-Jährige. Die Sicherheitsbehörden, insbesondere das Bundesamt für Verfassungsschutz, haben große Schwierigkeiten, diese Gruppen zu überwachen. Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes, kritisierte Telegram für die in seinen Augen unzureichenden Maßnahmen gegen radikale Inhalte. Entgegen dieser Kritik betont das Unternehmen, dass seit 2022 mehr als 81.000 Gruppen entfernt wurden.
Gefährliche Netzwerke und globale Auswirkungen
Die Analyse von Experten zeigt, dass der Begriff „Terrorgram“ ein Netzwerk gewaltorientierter und rechtsextremer Mitglieder beschreibt. Der Rechtsextremismus hat durch das Internet neue Dimensionen erreicht. So nennt ein Nutzer den ominösen „Tag X“ – ein möglicher Tag des Zusammenbruchs der demokratischen Ordnung. Der verheerende Anschlag eines Rechtsterroristen in Bratislava 2022, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen, wurde ebenfalls durch Inspiration aus „Terrorgram“ ausgelöst. Professionelles Monitoring und die Erfassung dieser Netzwerke sind essenziell, um die Ausbreitung des Extremismus einzugrenzen.
Telegram selbst hat sich als globales Messaging-Dienst mit 700 Millionen Nutzern etabliert. Das Unternehmen hat eine klare Positionierung zur Unterstützung der Meinungsfreiheit, lehnt jedoch Zensuren ab, was es in die Kritik bringt, nicht ausreichend gegen problematische Inhalte vorzugehen. Insbesondere nach Vorfällen wie den Terroranschlägen in Paris 2015 und den Vorwürfen in Indonesien, wo die Plattform aufgrund der Nutzung durch Terroristen vorübergehend gesperrt wurde, sieht sich Telegram einem enormen Druck ausgesetzt.
Die Rolle des Internets bei der Radikalisierung
Das Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt in einer umfassenden Broschüre, wie das Internet als Motor rechtsextremistischer Radikalisierung wirkt. Plattformen wie Telegram, Facebook und X theoretisieren nicht nur eine Verbreitung von Hass – sie fördern auch die Vernetzung und Rekrutierung neuer Anhänger. Diese Online-Aktivitäten sind nicht rein plakativer Natur, sondern nutzen subtile Botschaften und ideologische Vermischungen, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu beeinflussen.
Die Digialisierung ermöglicht zudem Dynamisierungsprozesse, die in rechtsterroristischen Gewalttaten münden können. Diese Entwicklungen zeigen sich deutlich in den Anschlägen, die in den vergangenen Jahren von rechtsextremen Tätern verübt wurden, wie den Angriffen in Halle und Hanau. Sicherheitsbehörden arbeiten daher intensiv an der Identifizierung anonymer Akteure und der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen. Zudem wird eine nachhaltige Selbstregulierung der Betreiber großer Plattformen gefordert, um die Verbreitung von Hass und Hetze zu bekämpfen.
Ein weiterer Aspekt, der zu beachten ist, ist die Notwendigkeit der Zivilgesellschaft und der Online-Community, Maßnahmen gegen extremistische Inhalte zu ergreifen. In diesem komplexen Zusammenspiel aus Politik, Gesellschaft und Digitalisierung müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten, um die Radikalisierung und den Rechtsextremismus im Internet effektiv zu bekämpfen.
Details | |
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Vorfall | Terrorismus |
Ort | Sachsen, Deutschland |
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