Namensdebatte an Ebersberger Realschule: Wintrich oder Aigner?

Ebersberg diskutiert Namensänderung der Josef-Wintrich-Realschule. Antrag von AfD sorgt für Kontroversen über NS-Rolle.
Ebersberg diskutiert Namensänderung der Josef-Wintrich-Realschule. Antrag von AfD sorgt für Kontroversen über NS-Rolle. (Symbolbild/NAGW)

Namensdebatte an Ebersberger Realschule: Wintrich oder Aigner?

Ebersberg, Deutschland - In Ebersberg wird nun die Frage laut, wie es mit der Josef-Wintrich-Realschule weitergeht. Die Schule steht vor der schwierigen Entscheidung, ihren Namen zu behalten oder in Anbetracht neuer Forschungsergebnisse umzubenennen. Diese Diskussion hat der AfD-Kreisrat Manfred Schmidt angestoßen, der den Vorschlag zur Umbenennung in „Korbinian Aigner“, einen bekannten Gegner des Nationalsozialismus, vorgetragen hat. Schmidt bezeichnet Wintrich als „Regime-Stabilisator und karrierebewussten Opportunisten“ und macht damit deutlich, dass er die Person Wintrich nicht als Vorbild sieht. Die Debatte wird am 1. Juli vom Ausschuss des Ebersberger Kreistags behandelt, wobei der öffentliche Druck zum Umdenken wächst.

Josef Marquard Wintrich wurde am 15. Februar 1891 in München geboren und war während seiner beruflichen Laufbahn in verschiedenen rechtlichen Funktionen tätig. Er studierte Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und war unter anderem Richter und Anwalt. Seine Karriere war jedoch umstritten, insbesondere aufgrund seiner Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen Regime: 1933 trat er dem Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen bei und bekleidete Positionen, die ihn eng mit der NS-Justiz verbanden. Historikerin Eva Balz beschreibt Wintrich als eine zwiespältige Figur, die weder eindeutig Täter noch Gegner der nationalsozialistischen Herrschaft war. Diese ambivalente Rolle wirft Fragen auf über seine Eignung als Namensgeber der Schule, die eine neue Generationssicht auf Geschichte fördern möchte.[Süddeutsche]

Neue Perspektiven auf Wintrich

Die Debatte um die Umbenennung ist allerdings nicht ohne Widerstand. Christoph Schwarz, ein Vertreter des Vereins „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“, lehnt die Mitarbeit der AfD ab und kritisiert die Partei scharf als „rassistische und rechtsextreme“ Gruppierung. Solche Stimmen fordern eine differenzierte und verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die nicht im Schatten politischer Rhetorik geführt werden sollte. Die Causa Wintrich hat auch den Freiburger Verein mobilisiert, der auf die Notwendigkeit einer Neubewertung hinweist und seinerseits für eine Umbenennung plädiert.

Das Thema Wintrich wird von verschiedenen Seiten beleuchtet. Der Kreisarchivar Bernhard Schäfer sieht etwa keinen Anlass für eine Neubewertung der Rolle Wintrichs im Nationalsozialismus und signalisiert damit eine konservative Haltung innerhalb der politischen Institutionen. Sein Standpunkt steht jedoch im Widerspruch zu den jüngsten Forschungsergebnissen, die ein differenzierteres Bild zeichnen. Wie wird sich der Ebersberger Kreistag entscheiden?

Die schuleigene Bereitschaft zur Umbenennung

Schulleiter Markus Schmidl zeigt sich zumindest offen für die Möglichkeit einer Umbenennung, sofern sich neue oder erschreckende Fakten herauskristallisieren sollten. Dies lässt darauf schließen, dass die Schule bereit ist, sich mit ihrer Rolle und Geschichte auseinanderzusetzen. Zu den Alternativen, die Schmidt ins Spiel gebracht hat, zählen auch alternative Namensgeber wie Erwin Rommel oder die Geschwister Scholl. Eventuell könnte dies auch zur Einbeziehung der Schülerschaft und deren Perspektiven führen und eine breitere Diskussion über Namensgebung in der heutigen Zeit auslösen.

So stehen die Ebersberger vor einer spannenden, aber auch heiklen Entscheidung. Das Thema hält also alle in Atem und verdeutlicht, wie wichtig eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit ist, um den Weg in eine respektvolle und gerechte Zukunft zu ebnen.[Wikipedia] [Deutsche Geschichte]

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OrtEbersberg, Deutschland
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