Debatte um NS-Raubkunst: Bayern hält Picasso-Büste zurück!

Magdeburg, Deutschland - Die Debatte um die Rückgabe von NS-Raubkunst beschäftigt derzeit die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Diesbezüglich hat das bayerische Kunstministerium auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag reagiert. Kunstminister Markus Blume (CSU) und Generaldirektor Bernhard Maaz stehen im Center dieser Kontroversen, insbesondere nachdem Maaz 2023 die Rückgabe von drei bedeutenden Kunstwerken an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim empfohlen hatte. Dabei handelt es sich um eine Bronzebüste von Pablo Picasso sowie zwei Werke von Paul Klee.

Trotz dieser Empfehlungen argumentiert das Kunstministerium, dass die Rechtslage zur Rückgabe unklar sei. Dessen Verständnis beruht auf Zweifeln an der Entziehbarkeit der Werke aufgrund NS-verfolgungsbedingter Ursachen. Außerdem wird eine Restitution nicht zuletzt deshalb abgelehnt, weil diese gegen das bayerische Haushaltsrecht verstoßen würde, da die betreffenden Objekte Teil des Grundstockvermögens des Freistaats Bayern sind. Blume plant, ein noch nicht existentes Schiedsgericht zu konsultieren, das zukünftig einen objektiven Bewertungsrahmen schaffen soll.

Die Zahlen hinter der Debatte

Die Diskussion über NS-Raubkunst in Bayern ist nicht neu, fällt jedoch in einen größeren Kontext der internationalen Bemühungen um die Rückgabe geraubter Kulturgüter. Schätzungen zufolge wurden zwischen 1933 und 1945 in Deutschland und den besetzten Gebieten rund 600.000 Kunstwerke gestohlen oder enteignet, von denen viele bis heute nicht zurückgegeben wurden. Zwar verpflichteten sich 1998 44 Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, zur Auffindung und Rückgabe von Raubkunst gemäß der Washingtoner Erklärung, doch die erfolgreiche Rückgabe bleibt häufig ein unerfüllter Wunsch.

Die Rückgabeforderungen in Bayern sind vielfältig und betreffen laut Angaben des Kunstministeriums mehrere staatliche Museen. Neun offene Forderungen zur Rückgabe mutmaßlicher NS-Raubkunst stehen im Raum, wobei drei dieser Forderungen die Staatsgemäldesammlungen betreffen. Darüber hinaus hat das Bayerische Nationalmuseum zurzeit siebzehn Restitutionsverfahren am Laufen. Außerdem wurden in den letzten zehn Jahren in zehn Fällen Rückgaben aus staatlichen Museen abgelehnt, während bereits in acht weiteren Fällen bei den Staatsgemäldesammlungen die Rückgabe entschieden wurde, jedoch noch in Vorbereitung ist.

Kritik und rechtliche Herausforderungen

Kritiker der bayerischen Haltung, darunter Markus Stötzel, Anwalt der Flechtheim-Erben, fordern ein Eingreifen vom Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und dem Landtag. Stötzel bezeichnet die Picasso-Büste „Fernande“ als klaren Fall für eine Restitution. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sanne Kurz, hat Blume für die Missachtung der Einschätzung seiner Fachleute kritisiert. Ihrer Meinung nach sollten die relevanten Dokumente aus der NS-Zeit zum Beweis für einen entzugenden Charakter der Werke herangezogen werden, was jedoch eine Herausforderung darstellt, da viele dieser Dokumente nicht mehr oder nur lückenhaft vorhanden sind.

Die international zunehmende Aufmerksamkeit auf das Thema Restitution von NS-Raubkunst und das wachsende Bewusstsein für die Notwendigkeit der Provenienzforschung müssen als Teil eines historischen Prozesses gesehen werden, der die Rückgabe von Kulturgütern in den letzten Jahrzehnten begleitet hat. Trotz aller Herausforderungen bleibt das Ziel, ein Stück Gerechtigkeit für die Nachfahren der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen zu erreichen.

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Vorfall Raubkunst
Ort Magdeburg, Deutschland
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