Grenzgeschichten: Wie Kirchen in der DDR Erinnerungen bewahrten

Erinnerungsarbeit im Landkreis Rhön-Grabfeld: Einblick in die Vergangenheit der DDR und die Bedeutung der Mahnmale.

Erinnerungsarbeit im Landkreis Rhön-Grabfeld: Einblick in die Vergangenheit der DDR und die Bedeutung der Mahnmale.
Erinnerungsarbeit im Landkreis Rhön-Grabfeld: Einblick in die Vergangenheit der DDR und die Bedeutung der Mahnmale.

Grenzgeschichten: Wie Kirchen in der DDR Erinnerungen bewahrten

In Thüringen, ganz konkret in Behrungen, wird heute auf die schmerzlichen Erinnerungen an die Zeit der DDR geblickt. Hier, an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, wird die Geschichte lebendig gehalten. Martin Montag, ein ehemaliger katholischer Pfarrer, hat sich dieser Aufgabe angenommen und dokumentiert die Geschichten der Menschen, die beim Versuch, aus der DDR zu fliehen, ihr Leben verloren. Ein tragischer Fall ist der von Karlheinz Fischer, der am 28. März 1971 durch eine Minendetonation sterben musste. Montag erinnert sich: „Die Stille beim Grenzübertritt war unvergesslich.“ In der DDR war die freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt, doch die Kirche war oft ein sicherer Hafen für kritische Gedanken.

„Die Erinnerung an diese Vergangenheit ist unverzichtbar“, betont Montag. Und er ist nicht allein in seinem Engagement. Im Bürgerkomitee Thüringen in Zella-Mehlis wird an über 1200 Todesfälle an der Grenze erinnert. Der Journalist und Kulturreferent Hans Friedrich aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld setzt sich ebenfalls für die Erinnerungsarbeit ein. Sein Ziel ist es, Schulklassen über die Verhältnisse der damaligen Zeit aufzuklären.

Ein Freilandmuseum für die Geschichte

Im Rahmen dieser Erinnerungsarbeit haben historische Anlagen der ehemaligen innerdeutschen Grenze ihren Platz im deutsch-deutschen Freilandmuseum gefunden. Behrungen und Berkach in Thüringen sowie Rappershausen in Bayern sind zentrale Denkmalorte des Museums, das Besuchern einen Einblick in die tragische Geschichte der Teilung bietet. Die Partnerschaften mit Organisationen wie dem Bundesgrenzschutz und der Stiftung „Deutsche Jugend“ unterstreichen die Bedeutung dieser Gedenkstätten thueringen.info.

Der Grenzstreifen selbst wird heute als Naturdenkmal und Naturschutzgebiet geschätzt, bietet Lebensraum für Fledermäuse und ist ein Ort der Reflexion. Führungen durch das Areal des Freilandmuseums sind nach Vereinbarung möglich und laden dazu ein, die Erinnerungen aufzusaugen.

Erinnerungskultur in Deutschland

Doch warum ist die Erinnerung an die Vergangenheit so wichtig? Die Diskussion um die deutsche Erinnerungskultur ist vielseitig. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung bleibt die Auseinandersetzung mit der Geschichte eine zentrale Herausforderung, speziell im Hinblick auf die Zunahme gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Um derartige Wiederholungen historischer Katastrophen zu verhindern, muss die Erinnerung nicht nur emotional fest verankert, sondern auch rational und aufklärend sein bpb.de.

Es liegt an uns, die Lehren aus der Geschichte immer wieder neu zu interpretieren und mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu verknüpfen. Nur so können Gedenkstätten als Orte der Erfahrung und Erkenntnis gewahrt bleiben und die zukünftigen Generationen mit wichtigen Botschaften versorgen. Die ständige Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit ist daher ein Auftrag an uns alle.

Um die Bedeutung dieser Erinnerungsarbeit zu verdeutlichen, bleibt abzuwarten, wie Wolfgang Benzs neue Denkanstöße zur Zukunft der Erinnerung im Frühjahr 2025 rezipiert werden. Klar ist jedoch, dass die Stimmen aus der Vergangenheit nicht verstummen dürfen.