Archäologisches Haus Berlin: Historie trifft auf graue Architektur!

Petriplatz, Berlin, Deutschland - Das neue Archäologische Haus am Petriplatz in Berlin-Mitte ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Stadtgeschichte, auch wenn seine äußere Erscheinung von vielen als wenig ansprechend wahrgenommen wird. Während der Innenraum mit 800 Jahre alten Funden der Gründungszeit der Stadt beeindruckt, wird die Außenansicht als ein simpler „Kubus mit mausgrauem Putz“ beschrieben. Diese Kontrastierung zwischen dem grandiosen Inhalt und der eher banalen Fassade ist ein zentrales Thema in der Diskussion über das neue Gebäude. Die Berliner Zeitung berichtet, dass es eigentlich eine gute Idee war, einen Ort zu schaffen, der die reiche Vergangenheit der Stadt erkundet, da hier um 1230 die erste Kirche entstanden ist, um die herum auch die ersten Berliner beerdigt wurden.
Professor Matthias Wemhoff, der Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, betont die Bedeutung des neuen Zentrums. Er erläutert, dass die archäologischen Fundstücke sorgfältig erfasst, katalogisiert und erforscht werden sollen. Das Archäologische Haus wird nicht nur ein Ort für Wissenschaftler sein, sondern auch für interessierte Besucher. „Wir möchten die Menschen aktiv in den Prozess der Geschichtserkenntnis einbeziehen“, so Wemhoff. Der Besucher kann direkten Einblick in die Restaurierungswerkstätten erhalten und die Arbeit der Restauratoren unmittelbar verfolgen. Diese innovative Verbindung von Wissenschaft und öffentlichem Interesse könnte eine neue Dimension des Lernens und Verstehens eröffnen.
Ein Blick in die Stadtgeschichte
Im Untergeschoss des Archäologischen Hauses können Besucher auf die Spuren der Stadtgründung vor 800 Jahren blicken. Hier sind die imposanten Grundmauern der Cöllnischen Lateinschule zu sehen. Matthias Wemhoff führt durch den beeindruckenden Raum und verweist auf die ersten Straßen der Stadt, deren Überreste noch heute sichtbar sind. Die Schichten dunkler Ablagerungen erzählen von der Entwicklung Berlins und der Lebensweise seiner ersten Bewohner. „Hier sind wir wirklich an den Anfängen der Stadt“, erklärt Wemhoff, der die geschichtliche Bedeutung dieser Funde hervorhebt.
Eine besonders bewegende Begegnung erwartet die Besucher im Ossarium, wo die Gebeine von 500 Stadtbewohnern untergebracht sind. Die Ausgrabungsleiterin Claudia Melisch hat sich dafür eingesetzt, diesen Menschen eine würdevolle Ruhestätte zurückzugeben. „An diesem Ort kommen wir miteinander ins Gespräch: Die alten Berliner und die heutigen“, so Wemhoff. Dies spiegelt das Anliegen des Hauses wider, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen.
Architektonische Kontroversen
Trotz der beeindruckenden Inhalte stößt die Architektur des Hauses auf gemischte Reaktionen. Während die Innenräume als gelungen gelten, ist die Gestaltung der Fassade umstritten. Kritiker bemängeln die abweisenden Wände und die wenig einladende Optik. Wemhoff selbst äußert sich unzufrieden über das architektonische Konzept und betont die Notwendigkeit, den öffentlichen Raum in Berlin mit Feingefühl zu gestalten. „Es wird zu einseitig auf die Funktion angesehen, dabei ist Stadt vor allem auch gestalteter Raum“, erklärt er.
Das Archäologische Haus schließt am Petriplatz eine Lücke in der Bildungslandschaft Berlins und könnte zu einem beliebten Ziel für Schulklassen und Geschichtsinteressierte werden. In Kooperation mit dem Landesdenkmalamt und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte entstanden, ist das Projekt durch einen Vertrag mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz finanziert. Wenn das Archäologische Haus im Sommer 2025 eröffnet wird, werden die Besucher die Möglichkeit erhalten, die faszinierenden Schätze der Stadtgeschichte zu entdecken und dabei mehr über die Anfänge Berlins zu erfahren.
Im Kontext der Berliner Geschichte verweist Tagesspiegel darauf, dass das Leben vor 800 Jahren in der Stadt nicht nur von den archäologischen Funden geprägt war, sondern auch von der kulturellen Vielfalt der Siedler, darunter Westfalen und rheinländische Einflüsse. Diese Vielfältigkeit könnte sich auch in den verschiedenen historischen Schichten des Archäologischen Hauses widerspiegeln und den Besuchern ein umfassendes Bild der frühen Berliner Gesellschaft vermitteln.
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Ort | Petriplatz, Berlin, Deutschland |
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