Potsdamer Bürger retten Kirchen und Denkmäler – ein Ehrenamt gelingt!

Babelsberg, Deutschland - In Potsdam engagieren sich seit 1999 zahlreiche Ehrenamtliche für den Wiederaufbau der historischen Kirche auf dem Neuendorfer Anger. Initiatoren wie Pfarrerin Gisela Opitz und der Baudenkmalpfleger Roland Schulze begannen damals damit, die Ruine zu retten, die jahrelang dem Verfall preisgegeben war und kein Dach mehr hatte. Über tausend Freiwillige haben ihre Zeit und Arbeitskraft in das Projekt investiert, während etwa 150 Firmen unentgeltlich mitarbeiteten. Trotz des erheblichen finanziellen Aufwands von mehreren Millionen Euro, der für die vollständige Wiederherstellung geschätzt wird, erhielt das Projekt kaum öffentliche Fördermittel. Lediglich vom Stadtkontor Babelsberg gab es eine Subvention für das Kirchendach.

Die Kirchengemeinde veranstaltet heute über 250 Events im Jahr in der erfolgreich restaurierten Kirche, die als wichtiger Begegnungsort in der Stadt fungiert. Der Verein, der das Projekt vorantreibt, ist vollständig eigenfinanziert und erhält keine Zuschüsse für den Betrieb und Unterhalt der Kirche. Im Jahr 2008 wurde eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Potsdam bis 2041 unterzeichnet. Als am 7. Juli 2007 die erste Hochzeit in der wiederhergestellten Kirche stattfand, wurde der Gemeinschaftserfolg der Ehrenamtlichen deutlich.

Einsatz für den Winzerberg

Nach dem Erfolg des Kirchenprojekts wandte sich Schulze im Jahr 2005 der Sanierung des Winzerbergs am Schlosspark Sanssouci zu. Auch dieses Projekt war mit enormen Herausforderungen verbunden, da der Winzerberg stark verwildert war und drohte einzustürzen. Wieder gab es keinen offiziellen Etat für das Vorhaben, und die Kosten wurden erneut auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

Die Bautätigkeiten am Winzerberg, die von Potsdamer Bürgern unterstützt wurden, erhielten Volksfestcharakter. In 13 Jahren Bauzeit, die 2018 abgeschlossen wurden, konnten viele wichtige Elemente restauriert werden. Um finanzielle Engpässe zu überwinden, wurden 6000 Patenschaften für Glasscheiben zu je 30 Euro verkauft. Der Verein erhält jährlich einen kleinen Materialkostenzuschuss von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Beide Projekte, die Angerkirche und der Winzerberg, verzeichnen zusammen jährlich über 12.000 Besucher, die von Ehrenamtlichen betreut werden.

Bedeutung ehrenamtlichen Engagements

In Deutschland engagieren sich tausende Ehrenamtliche, etwa in der Denkmalpflege, welche für den Erhalt des kulturellen Erbes von entscheidender Bedeutung ist. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hebt hervor, wie wichtig dieses Engagement ist. Ein Beispiel ist Peter Wenzel, ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger aus Mecklenburg-Vorpommern, der seit zehn Jahren aktiv ist und historische Funde sichert. Ehrenamtliche spielen nicht nur bei Architekturprojekten wie in Potsdam eine Rolle, sondern auch bei der Pflege und Erhaltung vieler Denkmäler im ganzen Land.

Mit dem Rückzug der öffentlichen Hand vom Denkmalschutz wird das ehrenamtliche Engagement ungeachtet der Herausforderungen noch wichtiger. Dr. Steffen Skudelny von der DSD fordert mehr Wertschätzung und Unterstützung für Engagierte, die oft aus Heimatverbundenheit und dem Wunsch, Geschichte zu bewahren, aktiv werden. Die DSD bietet Freiwilligen zahlreiche Möglichkeiten, sich in der Denkmalpflege zu engagieren, sei es in Jugendbauhütten oder bei Projekten in örtlichen Kuratorien.

Die Initiativen in Potsdam sind damit nicht nur lokale Projekte, sondern spiegeln einen landesweiten Trend wider, bei dem sich Bürger aktiv für den Erhalt ihrer kulturellen Identität einsetzen.

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Ort Babelsberg, Deutschland
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