Berliner Feuerwehr priorisiert Rettungseinsätze: Neues Triage-System ab März!

Die Berliner Feuerwehr priorisiert ab 25. März 2023 Rettungseinsätze nach Dringlichkeit, um effektivere Notfallhilfe zu gewährleisten.
Die Berliner Feuerwehr priorisiert ab 25. März 2023 Rettungseinsätze nach Dringlichkeit, um effektivere Notfallhilfe zu gewährleisten. (Symbolbild/NAG Archiv)

Berlin, Deutschland - Die Berliner Feuerwehr hat angekündigt, in Zukunft ihre Rettungseinsätze nach Dringlichkeit zu priorisieren. Dieser Schritt erfolgt als Reaktion auf die steigende Zahl nicht-lebensbedrohlicher Notfälle, die derzeit die Ressourcen der Einsatzkräfte stark beanspruchen. Außerdem dürfen diese Einsätze nicht an andere Dienste abgegeben werden. Bis Ende Januar 2023 verzeichnete die Feuerwehr bereits 44.000 Einsätze, was einen Rekordwert darstellt. Häufig liegen die Gründe für Alarmierungen in der Grippesaison, wo viele Menschen mit Atemwegsbeschwerden anrufen.

Um die Notrufnummer 112 nicht unnötig zu belasten, appelliert die Feuerwehr an die Bürger, diese Nummer nur in echten Notfällen zu wählen. Oftmals handelt es sich bei den Einsätzen um harmlose Symptome wie Grippesymptome oder Nasenbluten. In der gegenwärtigen Situation hat die Feuerwehr Schwierigkeiten, ihre Zielvorgabe, innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort zu sein, einzuhalten. In weniger als 50% der Fälle gelingt dies tatsächlich.

Einführung eines Triage-Systems

Ab dem 25. März 2023 wird ein fünfstufiges Triage-System in Kraft treten, das lebensgefährliche Notfälle priorisiert und damit Reserven für kritische Notlagen schafft. Bei diesem System werden Notfälle in folgende Kategorien unterteilt:

Kategorie Beschreibung Anteil an Einsätzen
1 Lebensbedrohliche Notfälle ca. 5%
2 Ernsthafte Symptome wie Brustschmerzen ca. 40%
3 Bauch- und Rückenschmerzen, Traumata ca. 35%
4 Ungefährliche Blutungen, psychische Krisen ca. 10%
5 Weniger dringliche Notfälle ca. 10%

Für Notrufe der Kategorie 5 beabsichtigt die Feuerwehr, diese an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung weiterzuleiten. Ein zunehmendes Notrufaufkommen hat zur Folge, dass Rettungswagen oft zu weit entfernten Einsatzorten ausrücken. Mit dem neuen System soll sichergestellt werden, dass die Einsatzkräfte überwiegend in ihren eigenen Bezirken eingesetzt werden. Besonders herausfordernd ist die Situation für Menschen in psychischen Ausnahmesituationen, die häufig die 112 wählen und somit bedeutende Ressourcen binden.

Notwendigkeit von Entlastungsstrukturen

Die Feuerwehr kann nicht die Engpässe bei Fachärzten und Psychologen kompensieren. Daher wird die Wichtigkeit von Entlastungsstrukturen hervorgehoben, insbesondere der Nummer 116 117 des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes. Diese Strukturen sind nötig, um die Notaufnahmen zu entlasten und die richtige Versorgung sicherzustellen. Studien zeigen die Relevanz von effektiven Triage-Systemen, wie das Manchester Triage System (MTS), das Patienten zwischen ambulanter und stationärer Versorgung unterscheidet. Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die stationäre Aufnahme in bestimmten Dringlichkeitsstufen signifikant unterschiedlich sein kann, was die Wichtigkeit eines zuverlässigen Triage-Systems unterstreicht.

Der Handlungsbedarf ist klar: Die Einführung von Systemen zur besseren Einteilung von Notfällen könnte dazu beitragen, die Ressourcen der Rettungsdienste effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Patienten adäquat zu versorgen. Die Feuerwehr appelliert an alle, verantwortungsvoll mit Notrufen umzugehen und bei Bedarf auf alternative Kontaktstellen zurückzugreifen, um die Belastung der Notrufnummern zu reduzieren.

rbb24 berichtet, dass die Reformierung der Notdienste in Berlin an einem kritischen Punkt angekommen ist. Dies ist nicht nur lokal von Bedeutung, sondern spricht auch ein überregionales Problem an, das in der gesamten Gesundheitsversorgung dringend angegangen werden muss.

Die Herausforderungen, die sich aus der steigenden Inanspruchnahme der Notrufnummern ergeben, sind nicht nur ein Berliner Phänomen. Auch auf Bundesebene wird die Diskussion über die Notfallversorgung immer lauter, wie in der Analyse der Situation in Deutschland durch das PMC verdeutlicht wird. Hier wird aufgezeigt, dass ein Shiftsystem und die Klassifizierung von Notfällen durch effektive Triage-Systeme essenziell sind, um die Qualität der Notfallversorgung zu sichern.

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Ort Berlin, Deutschland
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