Kontroverser Film über Bonhoeffer: Von Widerstand und Missbrauch!

Ein kontroverser Film über Dietrich Bonhoeffer wirft Fragen zu seiner Darstellung und der politischen Vereinnahmung auf.
Ein kontroverser Film über Dietrich Bonhoeffer wirft Fragen zu seiner Darstellung und der politischen Vereinnahmung auf. (Symbolbild/NAG Archiv)

Flossenbürg, Deutschland - Dietrich Bonhoeffer, ein prominenter Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, steht im Mittelpunkt eines neuen Films mit dem Titel „Bonhoeffer“. Dieser wird am 10. November 2024 um 23:05 Uhr auf Das Erste ausgestrahlt. Regisseur Todd Komarnicki führt das Publikum durch das Leben dieses herausragenden Mannes, der 1945 im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Der Film hat bereits erhebliche Kontroversen ausgelöst, insbesondere aufgrund einer Szene, in der Bonhoeffer seine Konfirmanden in Hitlerjugend-Uniform sieht, was ihn zur Erkenntnis bringt, dass sich die Kirche den Nationalsozialisten zugewandt hat. Diese Darstellung löste scharfe Kritik von verschiedenen Seiten aus, insbesondere von Heinrich Bedford-Strohm, dem ehemaligen bayerischen Landesbischof, der den Umgang mit dem Film in den USA beanstandete. Er sieht die Weigerung, die volle tragische Dimension von Bonhoeffers Einsatz für soziale Gerechtigkeit zu würdigen, als problematisch an.

Die Vermarktung des Films durch die christliche Produktionsfirma Angel Studios wird als fehlgeleitet bezeichnet, insbesondere die Darstellung Bonhoeffers mit einer Pistole auf Plakaten. Teile der religiösen Rechten in den USA, die Bonhoeffer als Symbol ihrer Ideologie vereinnahmen, haben in letzter Zeit an Einfluss gewonnen. Eric Metaxas, ein prominenter Vertreter dieser Bewegung, hat eine Bestseller-Biographie über Bonhoeffer veröffentlicht und gleichzeitig die Unterstützung von Donald Trump befürwortet. Angesichts dieser politischen Verstrickungen wird der Film vor allem für ein amerikanisches Publikum beworben, was von Bonhoeffers Nachfahren und deutschen Schauspielern, darunter Jonas Dassler, August Diehl und Moritz Bleibtreu, kritisiert wird.

Kritik und Kontroversen

Die Familie Bonhoeffers, einschließlich seines Großneffen Tobias Korenke, hat sich vehement gegen die Vereinfachung und Verzerrung des Erbes ihres Verwandten ausgesprochen. Korenke betont, dass Bonhoeffer für Freiheit und Liberalität stand und nicht für Ausgrenzung oder Gewalt. Diese Sichtweise wird durch den Konsens gestützt, dass der Film historische Fehler enthält und Bonhoeffer nicht in seiner vollständigen Komplexität zeigt.

Die Kritik geht weiter, denn der Film wird als pathetisches Geschichtskino beschrieben, das zwischen verschiedenen Genres schwankt. Die deutsche Öffentlichkeit ist geteilter Meinung über die Sichtweise des Films und die damit verbundene Vermarktung. Unklar bleibt, ob der Film auch in deutsche Kinos kommen wird, da bisher kein Verleih organisiert ist.

Ein Blick auf Bonhoeffers Erbe

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren und war das sechste von acht Kindern einer großbürgerlichen Familie. Nach seinem Theologiestudium in Tübingen und seiner Promotion in Berlin übernahm Bonhoeffer verschiedene pastorale und akademische Rollen. Er war nicht nur ein Theologe, sondern wird auch häufig als „getarnter Kurier des Widerstands“ beschrieben, da er zahlreiche Kontakte ins Ausland hatte, insbesondere nach England. Im Laufe der 1930er Jahre kritisierte Bonhoeffer das nationalsozialistische Führerprinzip und trat der Bekennenden Kirche bei, die sich gegen die Gleichschaltung der Kirche wandte.

Der Film erinnert an Bonhoeffers Vermächtnis und stellt wichtige Fragen über die Verantwortung für Mitmenschen und die ethischen Herausforderungen des Widerstands. Während Bonhoeffer seine Verantwortung betonte und für soziale Gerechtigkeit kämpfte, bleibt die Darstellung in diesem Film hinter seinen Idealen zurück und lässt Raum für Diskussionen und Kontroversen.

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Ort Flossenbürg, Deutschland
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