Massentierhaltung unter Druck: MKS-Ausbruch wirft Fragen auf!

Hönow, Deutschland - Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg hat ein neues Licht auf die Debatte über Massentierhaltung geworfen. Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes, äußerte sich am Donnerstag und wies darauf hin, dass die derzeitige Art der Tierhaltung mit hohen Tierbeständen und engen Dichten zu einem unkontrollierbaren Seuchenausbruch führen kann. Er betonte, dass die Diskussion über kleinere Tierbestände und geeignete Haltungsformen ernster angegangen werden müsse. Der „Kritische Agrarbericht“ zeigt zudem auf, dass die Zucht auf Höchstleistungen die Resilienz der Tiere beeinträchtigt, während Stress durch enge Haltungsbedingungen und unnatürliche Ernährung die Tiere zusätzlich schwächt. Impfungen, die oft als Lösung angepriesen werden, verstecken laut Bericht grundlegende Probleme in Zucht, Haltung und Handel. Der Bericht fordert daher Veränderungen in der Zuchtpolitik, damit nachhaltige Systeme der Tierhaltung gefördert werden.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der aktuelle MKS-Ausbruch seinen Ursprung in einer kleinen Wasserbüffelherde in Hönow im Landkreis Märkisch-Oderland hat. Bislang blieb der Ausbruch regional begrenzt, und es wurden keine weiteren Fälle in anderen Betrieben bekannt. Dennoch mussten seit der Entdeckung der Seuche am 10. Januar in Hönow insgesamt 600 Tiere getötet werden, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Ursachen und Präventionsmaßnahmen

Benedikt Kaufer von der Freien Universität Berlin plädiert für einen differenzierten Blick auf die Ursachen des Seuchenausbruchs. Laut Kaufer sind die Bio-Sicherheitsmaßnahmen, die in landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt werden, entscheidend, um die Einschleppung von Erregern zu verhindern. Er erklärt, dass größere Haltungsformen oft über bessere Bio-Sicherheitsmaßnahmen verfügen, die das Risiko verringern, dass Viren über Kleidung oder Schuhe eingeschleppt werden.

Die Idee, kleinere Betriebe oder mehr Freilandhaltung zu fördern, scheint auf den ersten Blick logisch, birgt jedoch Risiken. Kaufer warnt, dass die Verteilung von Tieren über größere Flächen die Abstände zwischen den Betrieben verringert und somit die Krankheitsverbreitung erleichtern könnte. Er hebt hervor, dass letztlich eine Reduktion des Fleischkonsums notwendig ist, um dem Problem entgegenzuwirken.

Demgegenüber weist der „Kritische Agrarbericht“ darauf hin, dass Massentierhaltungen die Gesundheit der Tiere gefährden. Der Druck, maximale Produktivität zu gewährleisten, führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen der Tiere, sondern macht das gesamte System anfällig für Seuchenrisiken. Der gegenwärtige Ausbruch stellt nicht nur eine epidemiologische Herausforderung dar, sondern wirft auch wirtschaftliche Fragen auf: Export- und Transportverbote führen zu erheblichen Umsatzeinbußen, insbesondere für Fleischproduzenten, die stark vom Export abhängig sind.

Wirtschaftliche Implikationen und Resilienz der Branche

Der Bauernverband prognostiziert Verluste in dreistelliger Millionenhöhe, während mehrere Länder, darunter Südkorea, in Reaktion auf den Ausbruch die Fleischimporte aus Deutschland gestoppt haben. Ein Blick auf die Statistiken verdeutlicht die Bedeutung des Fleischexports: Im Jahr 2023 exportierte Deutschland über 4,5 Millionen Tonnen Fleisch und Fleischwaren.

Das Thünen-Institut für Marktanalyse hebt hervor, dass die Hygienestandards in landwirtschaftlichen Betrieben und der Verarbeitung international hoch sind. Diese Standards sind entscheidend, um gesundheitliche Risiken für Verbraucher zu minimieren. Im Krisenfall tragen das Versicherungswesen und staatliche Unterstützungen zur Verringerung der wirtschaftlichen Belastung bei. Dennoch bleibt eine starke Exportabhängigkeit ein Risiko, da sie bei Problemen erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen haben kann.

Die bedeutendste Herausforderung besteht darin, dass die Tierhaltung nicht nur den Tierschutz, sondern auch die Umwelt und Klima negativ beeinflusst. Laut dem Umweltbundesamt sind 68 Prozent der Emissionen der Landwirtschaft auf die Tierhaltung zurückzuführen. Zudem führt die Tierhaltung zu Nitrateinträg und erhöht das Risiko zoonotischer Krankheiten – Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind. Eine Reduktion der Tierbestände sowie der Übergang zu umweltverträglicheren Haltungsformen sind daher dringend notwendig.

Zusammenfassend zeigt der aktuelle MKS-Ausbruch in Brandenburg nicht nur die Herausforderungen, die mit der Massentierhaltung verbunden sind, sondern auch die Notwendigkeit von reformierten Haltungsstandards für die Gesundheit von Tieren und Menschen. Die Diskussion über tiergerechte Haltungsformen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleibt somit von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland.

Weitere Informationen finden Sie bei rbb24 und Thünen-Institut.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache Maul- und Klauenseuche
Ort Hönow, Deutschland
Quellen