Meisterwerke der Buchkunst: Auktionen bieten Schätze aus 14. Jahrhundert

München, Deutschland - Die bevorstehende Auktion bei Hartung & Hartung weckt großes Interesse und verspricht faszinierende Einblicke in die Welt der mittelalterlichen Handschriften und frühen Druckkunst. Diese Veranstaltung findet am 6. Mai in München statt und umfasst Objekte aus verschiedenen Quellen, darunter bemerkenswerte lateinische Handschriften des 14. Jahrhunderts auf Pergament. Unter diesen befindet sich ein „Legendarium“, wahrscheinlich für den Benediktinerorden bestimmt, das Geschichten der Heiligen Gangolf und Koloman erzählt. Das Manuskript ist in einem Holzdeckelband mit rotem Schaflederbezug gefasst und wird mit einer Taxe von 50.000 Euro angeboten. Hartung & Hartung berichtete von einer erfolgreichen Auktion im November, bei der rund 500 Lose aus einem Sammlungsnachlass eine Zuschlagssumme von 1,8 Millionen Euro erzielten, was eine Übersteigung der Gesamttaxe um 18 Prozent zur Folge hatte.

Ein weiteres Highlight der bevorstehenden Auktion ist das Album Amicorum, das von der Leipziger Bankiersdynastie Küstner geschaffen wurde. Dieses Werk vereint mehrere Stammbücher der Familie aus den Jahren 1792 bis 1830. Der prominenteste Beitrag stammt dabei von Johann Wolfgang von Goethe, der am 1. Mai 1827 ein Gedicht nebst Abbildung seines Gartenhauses beisteuerte. Darüber hinaus enthält das Album Einträge von namhaften Persönlichkeiten wie der Salonnière Betty von Rothschild und „Madame d’Armstrong“ aus Massachusetts.

Frühe Druckkunst und ihre Meisterwerke

Die Auktion bietet auch einen bemerkenswerten Einblick in die frühe Druckkunst. Besonders hervorzuheben ist Marcus Tullius Ciceros „De officiis“, das 1466 von Johannes Fust in Mainz gedruckt wurde. Fust, der die Druckpresse von Johannes Gutenberg übernahm, arbeitete zusammen mit Peter Schöffer an der Herstellung griechischer Buchstaben. „De officiis“ ist das erste Buch, das mit gedruckten griechischen Typen versehen ist, und das letzte, das Fust als Drucker nennt. Mit illuminierten Initialen in einem kunstvoll verzierten Maroquinband des 18. Jahrhunderts beträgt die Taxe für dieses Meisterwerk 300.000 Euro. Es ist bemerkenswert, dass das Buch einst in der Bibliothek des englischen Büchersammlers Edward Herbert Viscount Clive auf Powis Castle zu finden war. Laut faz.net wird Fust noch im selben Jahr in Paris an der Pest gestorben sein.

Parallel zu den Auktionen wird die Digitalisierung von Handschriften vorangetrieben. In der Stadtbibliothek Schaffhausen wurden 12 alte Handschriften online zugänglich gemacht, darunter ein illustriertes Gebetsbuch von 1459. Die Digitalisierung ermöglicht ein virtuelles Durchblättern dieser Werke, darunter bedeutende historische Dokumente wie die 1’300 Jahre alte Vita des heiligen Columba. Die Initiative „e-codices“ bietet der Öffentlichkeit Zugriff auf 864 digital bearbeitete Handschriften aus 35 Sammlungen, was wesentlich zur Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes beiträgt. Informationen über diese digitalisierten Schätze sind auf der Webseite e-codices abrufbar.

Die Rolle der Digitalisierung im Erhalt kulturellen Erbes

Die Digitalisierung ist nicht nur eine technische Errungenschaft, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im Erhalt und der Zugänglichkeit des kulturellen Erbes. 2008 wurde mit der digitalen Aufbereitung wertvoller Sammlungsstücke begonnen. Der Zugang zu insgesamt rund 160 mittelalterlichen Kodizes der Stadtbibliothek Schaffhausen und der Ministerialbibliothek wird durch die Digitalisierung erleichtert. Dies schließt zahlreiche Werke ein, die vor der Erfindung des Buchdrucks erstellt wurden, so dass das historische Wissen für künftige Generationen bewahrt werden kann.

Zudem ist die Staatsbibliothek zu Berlin aktiv in der Digitalisierung von handsächlichen Objekten, um ihre Sammlungen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Diese Bestrebungen vervollständigen das Bild des ständigen Wandels, der sowohl in Auktionen als auch in der digitalen Welt der historischen Schriften zu beobachten ist. Die Bedeutung dieser Initiativen zeigt sich in der wachsenden Neugier der Öffentlichkeit an den Wurzeln der europäischen Literatur und Wissenschaft.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort München, Deutschland
Quellen