Neues Forschungszentrum in Münster: Männlichkeit im Fokus!

Schloss der Universität Münster, 48149 Münster, Deutschland - Am 18. April 2025 wurde die Gründung einer neuen „Arbeitsstelle für kritische, interdisziplinäre und interreligiöse Männlichkeitsforschung“ (AKIIM) am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster bekanntgegeben. Die feierliche Eröffnung findet am 22. April im Schloss der Universität Münster, Hörsaal S1, um 18.15 Uhr statt. Die Arbeitsstelle wird von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und Dr. David Koch geleitet, die beide Teil des ZIT sind. Außerdem erhält die Arbeitsstelle inhaltliche Unterstützung von Prof. Dr. Michael Tunç von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin.

Das Ziel von AKIIM ist ein vertieftes Verständnis der Rolle von Männern in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten. Besonders im Hinblick auf die steigenden islamistischen Tendenzen und den religiösen Fundamentalismus wird die Dringlichkeit eines kritischen Diskurses um Männlichkeitsbilder deutlich. Diese kritische Auseinandersetzung ist auch vor dem Hintergrund der Radikalisierung junger Männer in sozialen Netzwerken wichtig, was durch selbsternannte Islamprediger gefördert wird.

Zusammenhang mit der Männerforschung

Die Männerforschung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem komplexen und multidisziplinären Forschungsfeld entwickelt. Laut einem Bericht von der Bundeszentrale für politische Bildung, liegt der Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum auf soziologisch orientierten Gender-Studien, die sich mit der sozialen Konstruktion von Männlichkeit beschäftigen. Diese Forschung entstand aus feministischen Diskursen, die patriarchalische Strukturen kritisch hinterfragten, und begann in den 1990er Jahren, parallel zur Entwicklung im anglo-amerikanischen Raum.

Im Rahmen der Männlichkeitsforschung wird vor allem das Konzept der hegemonialen Männlichkeit relevant, das die dominierende Form von Männlichkeit beschreibt. Diese Form verweist auf eine flexible Dominanz, die sich in politischen, sozialen und emotionalen Beziehungen zeigt. Männerforschung thematisiert hierbei sowohl die Vorteile als auch die Schwierigkeiten, die Männer in verschiedenen Lebensbereichen aufgrund von tradierten Rollenbildern erfahren.

Praktische Relevanz der Männlichkeitsforschung

Die Arbeit der neuen Arbeitsstelle wird auch praktische Aspekte umfassen, wie die Entwicklung von Lehrmaterialien für den islamischen Religionsunterricht und die Gefängnisseelsorge. Diese Materialien sollen zur Rehabilitierung und gesellschaftlichen Integration dienen. Zudem soll ein Schwerpunkt auf der Väterarbeit liegen, um neue, progressive Rollenvorbilder zu fördern. Dies ist besonders wichtig, da die Forschung zeigt, dass Männer in kritischen Lebenslagen oft große Schwierigkeiten mit ihrem Rollenverständnis haben.

Die Herausforderungen, die sich Männer in der heutigen Gesellschaft stellen, sind vielfältig. Sie reichen von Identitätsproblemen und Hilflosigkeit in kritischen Lebenssituationen bis hin zu der Notwendigkeit, sich aktiv in der Familienarbeit zu engagieren. Der Wandel in der Erwerbsarbeit hat das traditionelle männliche Selbstverständnis erheblich verändert, was zu Spannungen in der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung führt. Auch die Diskussion über Gewalt, in der Männer sowohl Täter als auch Opfer sein können, steht im Zentrum der gegenwärtigen Männerforschung.

Die vielfältigen Facetten der Männlichkeitsforschung verdeutlichen die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes, der nicht nur das Männerbild kritisch betrachtet, sondern auch die komplexen Wechselwirkungen der Geschlechterverhältnisse in der heutigen Gesellschaft berücksichtigt. Die Gründung von AKIIM stellt einen bedeutenden Schritt dar, um diese Themen kritisch zu beleuchten und innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

Für weitere Informationen zu diesen Themen können Sie die Berichte unter Uni Münster, Bundeszentrale für politische Bildung und Uni Paderborn einsehen.

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Ort Schloss der Universität Münster, 48149 Münster, Deutschland
Quellen