Norwegisches Debüt: Jugendliche auf der Suche nach Freundschaft und Halt
Oslo, Norwegen - Am 12. April 2025 erschien der Debütroman „bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“ des norwegischen Autors Oliver Lovrenski. Der Roman, der bereits 2023 den Preis der norwegischen Buchhändler gewann, wird nun auf Deutsch bei Hanser Berlin veröffentlicht. Die Geschichte folgt Ivor, Marco, Arjan und Jonas, vier 13-jährigen Jugendlichen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen, die sich in einer Welt voller Herausforderungen und Versuchungen behaupten müssen.
Lovrenski kombiniert in seinem Werk Gangster-Klischees mit einer ausgeprägten männlichen Sensibilität. Die Jugendlichen sind Schulschwänzer, die sich zusehends in die Suchtkriminalität hineinziehen lassen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Freundschaft zwischen Ivor und Marco, die durch den Verlust von Ivors Großmutter auf die Probe gestellt wird. Humorvolle und tragische Elemente durchziehen die Erzählung, die geschickt die Dynamik der männlichen Freundschaft darstellt und die Verzweiflung und Einsamkeit der Protagonisten thematisiert.
Ein moderner Erzählstil
Lovrenski, der 2003 in Oslo geboren wurde, schreibt in einem modernen, popliterarischen Stil. Sein Roman besteht aus etwa 200 Fragmenten, die überwiegend auf einem Smartphone verfasst wurden. Der Schreibstil erinnert an Social-Media-Posts oder Rap-Songs und spricht insbesondere die jüngere Generation an. Übersetzerin Karoline Hippe hat das Gespür für den Sprachenmix in die deutsche Sprache übertragen. Mit 256 Seiten und einem Preis von 22 Euro ist das Buch ein leicht zugänglicher Begleiter für Leser, die sich für zeitgenössische Themen interessieren.
In Lovrenskis Erzählung werden Frauen oft als „chayas“ oder als besorgte Mütter dargestellt, was einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Rollen von Frauen in der Lebenswelt der Jugendlichen wirft. Dies könnte auch als ein Hinweis auf die Schwierigkeiten interpretiert werden, mit denen die Protagonisten konfrontiert sind – sie flüchten vor ihren Problemen und suchen in kriminellen Aktivitäten nach einem Ausweg.
Norwegische Literatur im Kontext
Die Veröffentlichung von Lovrenski’s Debütroman fällt in eine Zeit, in der norwegische Literatur global zunehmend Beachtung findet. Norwegische Autoren wie Henrik Ibsen, dessen Werke wie „Ein Puppenheim“ zu den Klassikern zählen, haben die literarische Landschaft des Landes geprägt. Der Nobelpreisträger Knut Hamsun und die jüngeren Stimmen wie Maja Lunde und Helga Flatland zeigen die Vielfalt des norwegischen literarischen Schaffens.
Norwegen hat eine reiche literarische Tradition, die bis in das Urnordische zurückreicht. Die Personalunion mit Schweden und Bewegungen wie die Romantik förderten die Entwicklung einer einheitlichen Schriftsprache, die es Autoren ermöglichte, ihre Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die jüngsten Erfolge auf der internationalen Bühne, wie die Frankfurter Buchmesse 2019, bei der Norwegen als Gastland eingeladen wurde, unterstreichen das Interesse an skandinavischen Geschichten und Themen.
Oliver Lovrenski ist ein Teil dieser neuen Generation von Autoren, die durch frische Perspektiven und moderne Erzähltechniken das Bild der norwegischen Literatur weiter formen. „bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“ ist ein vielversprechender Beitrag zu dieser dynamischen literarischen Landschaft.
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Ort | Oslo, Norwegen |
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