Wirtschaftswunder oder Bildungskatastrophe? Berlins Schulen am Limit!

In Berlin führt Lehrermangel zu Unterrichtsausfällen, besonders an Brennpunktschulen. Ursachen und Lösungen im Fokus.
In Berlin führt Lehrermangel zu Unterrichtsausfällen, besonders an Brennpunktschulen. Ursachen und Lösungen im Fokus. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - In Berlin ist der Unterrichtsausfall an Schulen ein drängendes Problem, das vor allem sozial benachteiligte Regionen betrifft. Laut rbb24 gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Schularten, wobei Gymnasien und Privatschulen im Vergleich zu Integrierten Sekundarschulen besser abschneiden. Marcel Helbig, Sozialwissenschaftler an der Universität Erfurt, hebt hervor, dass der hohe Unterrichtsausfall und die häufigen Vertretungsstunden potenziell zu niedrigeren Kompetenzständen führen könnten.

Eine umfassende Datenlage zum Zusammenhang zwischen Unterrichtsausfall und Bildungsergebnissen in Deutschland fehlt jedoch weitgehend. In Berlin ist die Erhebung dieser Daten besser als in vielen anderen Bundesländern, was auf ein größeres Bewusstsein für die Problematik hinweist. Dennoch herrscht ein Lehrermangel, der nicht immer unmittelbar zu Unterrichtsausfall führt. So sind rund 20% der Lehrkräfte in Berlin Seiteneinsteiger ohne reguläre Lehramtsausbildung, bei unter 45-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei 35%.

Strukturelle Probleme an Brennpunktschulen

Ein zentrales Thema sind die sogenannten Brennpunktschulen, die in strukturschwachen Quartieren mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut angesiedelt sind. Diese Schulen haben besondere Herausforderungen, da sie häufig von bildungsbenachteiligten Kindern besucht werden. Bahar Aslan beschreibt in ihrem Beitrag auf bpb.de, dass die soziale Lage dieser Schüler*innen oft mit einem hohen Migrationsanteil korreliert, was zu rassistisch aufgeladenen Debatten führt.

Aslan kritisiert, dass der öffentliche Diskurs häufig die sozialen Probleme an diesen Schulen vernachlässigt. Sie plädiert für eine adäquate soziale Bildungspolitik, die Familien unterstützt und somit die Chancengleichheit fördert. Lehrkräfte zeigen sich oft unsicher und entscheiden sich gegen das Unterrichten an solchen Schulen, was den Mangel an Personal weiter verstärkt.

Ein erfolgskritischer Aspekt ist der Aufbau von Beziehungen zu den Schüler*innen, der entscheidend für den Unterrichtserfolg ist. Aslan setzt sich dafür ein, dass soziale Probleme im Schulalltag angesprochen werden, um Unterrichtsstörungen zu minimieren und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen.

Bildungsungleichheit im internationalen Vergleich

Die Diskussion um soziale Ungleichheit im Bildungssystem bekommt zusätzlichen Kontext durch die PISA-Studie von 2022, die in bpb.de behandelt wird. Diese zeigt, dass das Ziel von Leistung und Gleichheit im Schulsystem häufig als unvereinbar betrachtet wird. Es gibt die Sorge, dass die Förderung sozial benachteiligter Schüler*innen ihm Potential leistungsstarker Schüler*innen schadet.

Die PISA-Ergebnisse zeigen, dass der Leistungsunterschied in unterschiedlichen Ländern stark von der sozialen Herkunft und den damit verbundenen Faktoren abhängt. Beispielsweise steuern in Griechenland und Kanada 11,8% bzw. 10,2% der Leistungsunterschiede auf die soziale Herkunft zurück. In der Slowakei liegt dieser Wert sogar bei 25,7%, was sie im internationalen Vergleich an die Spitze der Bildungsungleichheit katapultiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass es durchaus möglich ist, damit eine Balance zwischen Leistungsniveau und Chancengleichheit zu finden, wie sie in Ländern wie Japan und Kanada zu beobachten ist. Dies stellt die Annahme, dass hohe Leistungen immer mit großer Ungleichheit einhergehen müssen, in Frage.

Insgesamt ist der Handlungsbedarf in der deutschen Bildungslandschaft groß. Um die bestehenden Ungleichheiten zu verringern und Bildung für alle Kinder zugänglich zu machen, ist eine grundlegende Neuausrichtung der Bildungspolitik erforderlich.

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Ort Berlin, Deutschland
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