Wissenschaftsjahr 2025: Experten warnen vor Klimajournalismus-Krise!

Am 1. April 2025 eröffnete Cem Özdemir das Wissenschaftsjahr „Zukunftsenergie“, während Jun.-Prof. Dr. Nölleke über Klimajournalismus diskutierte.
Am 1. April 2025 eröffnete Cem Özdemir das Wissenschaftsjahr „Zukunftsenergie“, während Jun.-Prof. Dr. Nölleke über Klimajournalismus diskutierte. (Symbolbild/NAG Archiv)

Köln, Deutschland - Am 1. April 2025 wurde das Wissenschaftsjahr 2025 unter dem Motto „Zukunftsenergie“ von Cem Özdemir, dem Bundesminister für Bildung und Forschung, in Berlin eröffnet. Die Auftaktveranstaltung fand im Berliner Futurium statt und zog rund 280 Gäste an. Jun.-Prof. Dr. Daniel Nölleke vom Institut für Kommunikations- und Medienforschung (IKM) der Deutschen Sporthochschule Köln war als Experte für Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus anwesend und stellte die Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft her.
Nölleke sprach in der Diskussionsrunde „Visionen und Herausforderungen“ über die bedeutenden Herausforderungen des Klimajournalismus und die Rolle sozialer Medien in der Wissenschaftskommunikation. Er leitet ein Forschungsprojekt, das vom BMBF gefördert wird und untersucht, welche wissenschaftlichen Expert*innen in der Berichterstattung über fossile Energieträger und Klimawandel berücksichtigt werden. Gemeinsam mit Marc Tietjen analysiert er auch die Strategien, die Forschende im Umgang mit Anfragen unterschiedlicher Medienformate verfolgen.

Herausforderungen im Wahlkampf

Inmitten dieser Entwicklungen stellt die bevorstehende Bundestagswahl Medien und Journalist*innen vor gewaltige Herausforderungen. Laut einem offenen Brief von Klimajournalisten wird der Wahlkampf kurz und intensiv ausfallen, geprägt von starker Polarisierung und Personalisierung. Eine zentrale Frage ist, was im Hinblick auf die Klimakrise auf dem Spiel steht. 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, was die Dringlichkeit einer entschlossenen Reaktion auf politischer Ebene verstärkt.
Die Befürchtung besteht, dass die Klimakrise im Wahlkampf kaum angemessen behandelt wird, zumal einige Parteien einen „Anti-Klimaschutz-Wahlkampf“ planen. Deutschland ist jedoch durch das Pariser Klimaabkommen, das Grundgesetz (Artikel 20a) und eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 2021 zum Klimaschutz verpflichtet.

In dieser kritischen Situation erhalten Medien eine besondere Verantwortung in der Berichterstattung über die Klimakrise. Journalist*innen werden aufgefordert, Klimathemen in Interviews, Talkshows und Podcasts anzusprechen und den Zusammenhang zwischen der Klimakrise und verschiedenen Lebensbereichen klar zu kommunizieren. Zudem sollen Falschbehauptungen und Desinformationen umgehend widerlegt werden, um eine „False Balance“ zu vermeiden.

Wachstum des Klimajournalismus

Seit den „Fridays For Future“-Demos 2019 zeigt sich ein Anstieg medialer Angebote zum Thema Klimakrise. Deutsche Medien haben eine erkennbare Lücke in ihrer Berichterstattung darüber erkannt, was zur Schaffung neuer Formate geführt hat, darunter der „Klimafreitag“-Newsletter der „Süddeutschen Zeitung“ und Podcasts wie „Klimazentrale“ (SWR) sowie „Mission Energiewende“ (detektor.fm).
Der WDR hat einen Instagram-Kanal namens „klima.neutral“ gestartet, was in der politischen Landschaft für Kritik sorgte. Journalist Lorenz Matzat, der einen neuen Newsletter namens „Klimajournalismus.de“ ins Leben ruft, sieht jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf in der Berichterstattung über die Klimakrise und betont die Notwendigkeit einer dringlichen Behandlung des Themas.

Matzat kritisiert, dass der Klimawandel oft nicht ausreichend ernst genommen wird und vergleicht die Berichterstattung über ihn mit hypothetischen Bedrohungen wie Meteoriten. In seiner Analyse stellt er fest, dass Journalismus häufig zwischen unterschiedlichen Interessensgruppen steht und nicht angemessen auf die unvermeidliche Realität des Klimawandels reagiert. Dies führt zu einem zögerlichen Handeln der Gesellschaft und der Politik.
Er betont, dass Klimajournalismus oft eine Kritik des Wirtschaftssystems mit sich bringen sollte, was in der gegenwärtigen Berichterstattung häufig unerwähnt bleibt, während die Klimakrise als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit gilt.

Eine Aufzeichnung der Auftaktveranstaltung des Wissenschaftsjahres ist in der BMBF-Mediathek verfügbar, wodurch Interessierte einen tieferen Einblick in die vorgetragenen Themen erhalten können.

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Ort Köln, Deutschland
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