Spargelbauern vs. Mindestlohn: Wer leidet mehr in Deutschland?
Brandenburg, Deutschland - Die Diskussion um den Mindestlohn für die Landwirtschaft in Deutschland gewinnt an Fahrt. Die kommende Koalition plant, den Mindestlohn auf 15 Euro pro Stunde im Jahr 2026 zu erhöhen. Dieser Schritt stößt auf vehemente Kritik seitens des Verbands Süddeutscher Spargel und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE). Der Vorstandsprecher Simon Schumacher fordert, den Mindestlohn für die Landwirtschaft bei 12,82 Euro einzufrieren. Er argumentiert, dass die Einführung des Mindestlohns in den letzten Jahren zu einem Rückgang der Spargel- und Erdbeerbauern geführt hat. In Anbetracht der Konkurrenz aus Ländern wie Spanien mit niedrigeren Mindestlöhnen könnte Deutschland als Produktionsstandort unattraktiver werden.
Die Erhöhung des Mindestlohns wird zudem von Anke Knaup vom Netzwerk der Spargel und Beerenverbände e.V. kritisiert. Sie betont die Bedeutung der inländischen Lebensmittelproduktion für die nationale Sicherheit. Dabei steht auch die aktuelle Lebenshaltungskostenentwicklung im Raum, da beispielsweise die Preise für Butter im Vergleich zu Februar 2024 um etwa 28 Prozent gestiegen sind.
Missstände bei Saisonarbeitern
Das Thema der Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern wird durch eine umfangreiche Studie von Oxfam noch verstärkt. Diese beleuchtet die Ausbeutung in der Spargel-, Erdbeer- und Gemüseernte und thematisiert, wie Saisonarbeiter*innen durch hohe Lohnabzüge für Unterkünfte um ihren gerechten Lohn gebracht werden. Die Studie zeigt, dass die Preise für einfache Gemeinschaftsunterkünfte häufig die Durchschnittsmieten deutscher Großstädte übersteigen und sogar 40 Euro pro Quadratmeter für eine Baracke ohne Küche betragen können.
Besorgniserregend sind auch die Lebensbedingungen vieler Saisonarbeiter*innen. Einige Unterkünfte in Brandenburg sind marode, bieten keinen Zugang zu Küchen und zwingen die Arbeiter*innen, auf mobilen Herdplatten zu kochen. Ein weiteres Problem sind unklare Löhne und mangelnder Krankenversicherungsschutz. Viele Saisonarbeiter erhalten keine umfassende Krankenversicherung, da die Arbeitgeber meist nur private Gruppen-Krankenversicherungen abschließen, die geringere Leistungen bieten.
Regulierungen für Saisonarbeit
Die Bundesagentur für Arbeit hat klare Vorgaben für Saisonarbeitskräfte. Diese können nur dann in Deutschland arbeiten, wenn ihre Tätigkeit die Kriterien für Saisonbeschäftigung erfüllt, wie eine maximale Arbeitsdauer von 90 Tagen im Zeitraum von 180 Tagen und ein regelmäßiger Arbeitszeitumfang von mindestens 30 Stunden pro Woche. Die Arbeitsgenehmigungen sind auf einen spezifischen Zeitraum beschränkt, was die Einhaltung dieser Vorgaben zur Pflicht macht. Informationen über die Rechte und Pflichten von Saisonarbeitern, inklusive Beschwerdeverfahren, sind ebenfalls verfügbar über die Bundesagentur für Arbeit.
Aktivisten und Organisationen wie Oxfam fordern ein Umdenken hin zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen für Saisonarbeiter und ein Verbot des Einkaufens unter Produktionskosten. Nur so könne nachhaltig sichergestellt werden, dass die Rechte der Arbeitskräfte gewahrt bleiben und die Standards in der Landwirtschaft verbessert werden.
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Vorfall | Gesetzgebung |
Ort | Brandenburg, Deutschland |
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