Der brutale Mord an Dieter Eich: Ein Opfer rechter Gewalt in Berlin-Buch

Am 24. Mai 2000 wurde Dieter Eich in Berlin-Buch von Neonazis ermordet. Der Fall zeigt die Herausforderungen im Umgang mit rechter Gewalt.
Am 24. Mai 2000 wurde Dieter Eich in Berlin-Buch von Neonazis ermordet. Der Fall zeigt die Herausforderungen im Umgang mit rechter Gewalt. (Symbolbild/NAG Archiv)

Berlin-Buch, Deutschland - Am 24. Mai 2000 wurde der Sozialhilfeempfänger Dieter Eich in seiner Wohnung in Berlin-Buch brutal von mehreren Neonazis ermordet. Diese feierten eine Wohnungseinweihung und wählten Eich als Opfer, weil er als „dreckiger Asozialer“ galt und im selben Haus lebte. Während die Täter, Altersgruppen von 17 bis 21 Jahren, sich in einem nahegelegenen Imbiss aufhielten, planten sie den Übergriff auf Eich, der erst vor Kurzem seine Lebensgefährtin verloren hatte. Bewaffnet mit einem 15 cm langen Jagdmesser drangen sie in seine Wohnung ein und attackierten ihn in schwerster Weise.

Die brutale Attacke endete damit, dass einer der Täter, René R., Eich mit dem Messer in die Brust stach, was zu seinem sofortigen Tod führte. Nach der Tat kam es zu einer grotesken Feierstimmung unter den Tätern, die den Mord als Heldentat prahlend zelebrierten. Die vier Männer wurden wenige Tage später verhaftet, als Blutspuren zu ihnen führten. Trotz ihrer Überführung in die Tat erklärte das Gericht, dass es kein politisches Motiv für den Mord gab; es sah ihn lediglich als Verdeckung einer Körperverletzung an.

Rechtliche Aufarbeitung und späte Anerkennung

Am 2. März 2001 fällte das Landgericht Berlin Urteile mit Haftstrafen zwischen fünf und acht Jahren nach Jugendstrafrecht und bis zu 11 Jahren und 6 Monaten nach Erwachsenenstrafrecht. Über zwei Jahrzehnte hinweg wurde der Mord zunächst nicht als rechtsextremes Verbrechen anerkannt. Erst im Jahr 2020 wurde er rückblickend von der Bundesregierung als rechter Mord betrachtet. Organisationen wie die Amadeu Antonio Stiftung und die Initiative „Niemand ist vergessen“ betonten die Dringlichkeit dieser Anerkennung und kritisierten den Umgang der Sicherheitsbehörden mit rechter Gewalt.

Die Initiative „Niemand ist vergessen“ organisiert seit 2007 regelmäßig Gedenkveranstaltungen und thematisiert dabei nicht nur den Mord an Eich, sondern auch die soziale Ausgrenzung und die Situation sozial Benachteiligter. Eine Gedenktafel für Dieter Eich wurde am 25. Mai 2022 feierlich eingeweiht, wobei der damalige Präsident des Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner (SPD), auf die späte Anerkennung des Verbrechens hinwies.

Kontext zur rechten Gewalt in Deutschland

Der Fall des Dieter Eich ist Teil eines besorgniserregenden Trends in Deutschland. Die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert einen signifikanten Anstieg rechtsextremer Straftaten. Im Jahr 2020 wurden 23.604 Taten erfasst, darunter 1.092 Gewalttaten, was auf eine Zunahme von Anfeindungen und Angriffen auf politische Gegner hinweist. Der Rechtsterrorismus wird als eine der größten Bedrohungen für die Sicherheit in Deutschland angesehen.

Die Dunkelziffer der Opfer rechter Gewalt ist hoch, da offizielle Statistiken oft hinter den Schätzungen von NGOs zurückbleiben. Während das Bundeskriminalamt von 1989 bis 2020 lediglich 109 Tötungsdelikte als rechtsextrem motiviert erfasste, gehen NGO-Schätzungen von mindestens 213 aus. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen bei der Erfassung und Bekämpfung der rechten Gewalt in der Gesellschaft.

Dieter Eichs tragischer Mord und die nachfolgenden Geschehnisse sind ein eindringlicher Appell, die Augen vor dem anhaltenden Problem des Rechtsextremismus nicht zu verschließen. Der Fall ist und bleibt ein Mahnmal für die Opfer und ein Anstoß zur weiteren Auseinandersetzung mit dieser Thematik.

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Ort Berlin-Buch, Deutschland
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