Elena Semechin: Schwanger und ohne Sponsoren – Wie geht es weiter?

Los Angeles, USA - Elena Semechin, die sehbehinderte Spitzenschwimmerin und Paralympics-Siegerin, erwartet ihr erstes Kind und befindet sich im vierten Monat ihrer Schwangerschaft. Diese brachte jedoch für die 27-Jährige nicht nur Freude, sondern auch die Sorge um ihre finanzielle Absicherung mit sich. Ersten Informationen zufolge hat sie aufgrund ihrer Schwangerschaft Sponsoren verloren: Ein Partner hat sich zurückgezogen und ein weiterer Sponsor pausiert seine Förderung. Gespräche mit dem pausierenden Sponsor sollen im Januar fortgesetzt werden, um möglicherweise an alte Vereinbarungen anzuknüpfen. Um sich zukünftig finanziell zu stabilisieren, äußerte Semechin den Wunsch nach mehr Unterstützung für werdende Mütter im Sport.

Der Verlauf ihrer Schwangerschaft wird entscheidend für ihre Rückkehr in den Leistungssport sein. Semechin plant, nach der Geburt ein Comeback anzustreben, mit dem Ziel, an den Paralympics 2028 in Los Angeles teilzunehmen. Sie betont, dass dies ihre fünften Spiele wären und hat den Wunsch, als Mutter an den Wettkämpfen teilzunehmen. Dies verdeutlicht den Druck, dem Sportlerinnen, insbesondere im Hochleistungssport, oft ausgesetzt sind.

Herausforderungen für Sportlerinnen

Die Erfahrungen von Semechin sind keineswegs Einzelfälle im Sport. Auch Fabienne Königstein, eine Marathonläuferin, die im Sommer 2022 Mutter wurde, äußerte, dass schwangere Athletinnen häufig auf sich allein gestellt sind. Es herrschen Unsicherheiten, weil viele in der Gesellschaft der Meinung sind, dass Sport und Schwangerschaft nicht vereinbar sind. Diese Vorurteile führen zu einer mangelnden Unterstützung für Athletinnen, die sich in einer ähnlichen Situation wie Semechin befinden.

Einrichtungen wie die von Para-Kanutin Edina Müller, die plante, ihren Sohn zu den Paralympics 2021 in Tokio mitzunehmen, verdeutlichen das Dilemma. Müller erklärte, dass die Akkreditierung von Kindern während solcher Events nicht vorgesehen war und forderte eine Verbesserung der Strukturen für Mütter im Leistungssport. Auch im Springsport gab es bis Dezember 2022 Regelungen, die besagten, dass eine Schwangerschaftspause mindestens sechs Monate dauern müsse, was eine Rückkehr erheblich erschwerte.

Fehlende Unterstützung und Forderungen nach Veränderungen

Sowohl Königstein als auch Janne Friederike Meyer-Zimmermann, die die Initiative Equal Equest ins Leben rief, machten auf die fehlende Unterstützung für schwangere Sportlerinnen aufmerksam. Meyer-Zimmermann fordert mehr Selbstbestimmung für diese Athletinnen sowie Anerkennung ihres Status als berufstätige Frauen. Im Tennis wird zudem festgestellt, dass schwangere Athletinnen ähnlich behandelt werden wie verletzte Spielerinnen, was die Diskussion um nötige Veränderungen weiter anheizt.

Auch finanziell stehen Schwangere oft vor großen Herausforderungen, da Sponsorenverträge vielfach während der Schwangerschaft unterbrochen werden. Königstein fordert daher nicht nur eine finanzielle Unterstützung für Athletinnen in dieser Zeit, sondern auch eine strukturelle Veränderung: In den USA und Skandinavien gibt es bereits durchaus erfolgreiche Modelle mit bezahlten Betreuungsplätzen für die Kinder von Sportlerinnen. In Deutschland hingegen sind solche Regelungen noch nicht etabliert.

In der Welt des Fußballs hat die FIFA mittlerweile Mutterschutzregeln mit bezahltem Mutterschaftsurlaub und Kaderplatzgarantien eingeführt. Die Thematik steht auch auf der Agenda des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für dieses Jahr, doch die Zuständigkeiten im Verband sind noch unklar. Die Forderungen nach einer besseren Unterstützung für schwangere Athletinnen werden somit immer dringlicher und sind ein Thema, das dringend angegangen werden muss, um den Leistungsdruck zu verringern und die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Los Angeles, USA
Quellen