Großwohnsiedlungen im Wandel: Herausforderungen und Lösungen für Frankfurt

Frankfurt am Main, Deutschland - In Deutschland wurden zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren zahlreiche Großwohnsiedlungen errichtet, die heute weiterhin einen bedeutenden Anteil am Gesamtwohnungsbestand ausmachen. Ursprünglich für die Mittelschicht konzipiert, sind viele dieser Quartiere mittlerweile von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Ein Forschungsteam der Goethe-Universität Frankfurt am Main, des gFFZ und der Frankfurt UAS widmet sich aktuell der Untersuchung dieses Phänomens in der Frankfurter Nordweststadt. Das Projekt mit dem Titel „Großwohnsiedlungen im Wandel“ wurde im April gestartet und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Die Nordweststadt gilt als ideales Untersuchungsgebiet, da sie durch ihre charakteristischen Merkmale repräsentativ für viele ähnliche Viertel in großen Städten ist. Ziel des Projekts ist es, ein umfassendes Bild des Alltags in Quartieren der Nachkriegsmoderne sowie deren Transformationsprozesse zu erstellen. Während die städtische Vielfalt oft mit Selbstentfaltung und Begegnung verbunden wird, zeigt sich, dass soziale Ungleichheit die Lebens- und Handlungsbedingungen in diesen urbanen Räumen nachhaltig prägt. Dies wirft Fragen zur Anpassung der Wohnkonzepte auf, insbesondere in Anbetracht der sich verändernden Familienstrukturen.

Forschungsschwerpunkte und Methodik

Das Forschungsprojekt umfasst drei zentrale Teilprojekte: Der erste Teil konzentriert sich auf die Nutzung und Gestaltung von Wohnungen und öffentlichen Freiräumen, geleitet von Dr. Hanna Haag. Ein weiteres Projekt, unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Schipper, untersucht die Nutzung von Gemeinschaftsorten wie Kirchen und Jugendzentren. Der dritte Bestandteil fokussiert den Einfluss von Architektur und Raumgestaltung auf das soziale Miteinander. Intersektionale Perspektiven, wie Geschlecht, Alter und soziale Herkunft, werden in allen Teilprojekten besonders berücksichtigt.

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und zielt darauf ab, Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen in Großsiedlungen zu entwickeln. Denn trotz eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren bleibt die Armutsgefährdung hoch: In vielen deutschen Großstädten sind zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung betroffen. Die ungleiche Verteilung von Ressourcen hat zu unterschiedlichen sozialen Lagen geführt, die sich bemerkbar machen in Lebensstandards, politischer Teilhabe und Bildungschancen.

Soziale Segregation und ihre Folgen

Die zunehmende soziale Segregation zeigt sich deutlich in den ungleichen Wohnverhältnissen und der räumlichen Verteilung von Bevölkerungsgruppen. Während die Armutsquoten in bestimmten Stadtteilen sinken, nehmen Armutsgebiete in anderen Städten zu. Ein zentrales Problem ist die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse sowie die unterschiedlichen Lohnniveaus, die zur Armutsentwicklung beitragen. Viele Haushalte mit niedrigem Einkommen leben unter schwierigen Bedingungen und sind gleichzeitig stark von hohen Mietkosten belastet.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt sich die Stadtpolitik mit Instrumenten wie der Mietpreisbremse und sozialen Erhaltungssatzungen auseinander. Es wird jedoch betont, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, um die Wohnverhältnisse von einkommensschwachen Haushalten zu verbessern und eine Entkopplung von sozialer Lage und Wohnverhältnissen zu erreichen. Nur so kann dem wachsenden Problem der sozialen Ungleichheit in Städten gefruchtet werden.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt „Großwohnsiedlungen im Wandel“ sollen dabei helfen, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in solchen Wohnquartieren zu bewältigen und die Lebensbedingungen ihrer Bewohner zu verbessern. Die soziale Ungleichheit bleibt ein zentraler Konfliktpunkt in der Stadtpolitik, und Projekte wie dieses könnten entscheidend zur Lösung beitragen.

Weitere Informationen zu den Hintergründen und den geplanten Forschungsaktivitäten sind unter puk.uni-frankfurt.de und zu den allgemeinen Themen der sozialen Ungleichheit in Städten bei bpb.de zu finden.

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Ort Frankfurt am Main, Deutschland
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