Guildo Horn über Inklusion: Gemeinsam profitieren wir voneinander!

Guildo Horn reflektiert über Inklusion und seine Musikalität, während er kritisiert, dass der ESC an Relevanz verloren hat.
Guildo Horn reflektiert über Inklusion und seine Musikalität, während er kritisiert, dass der ESC an Relevanz verloren hat. (Symbolbild/NAG Archiv)

Trier, Deutschland - Guildo Horn, der deutsche Schlagersänger und Moderator, hat in einem aktuellen Interview über seine Erfahrungen mit Inklusion und die Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen gesprochen. Horn, der mit 21 Jahren ein soziales Jahr in einer Lebenshilfe-Werkstätte für Menschen mit Behinderungen in Trier begann, beschreibt die Begegnungen mit diesen Menschen als befreiend für seine Musikalität. Er bezeichnet geistig Behinderte als „normale Menschen“, die authentisch und wenig selbstreflektiert sind, was seiner Meinung nach eine tiefere Verbindung zur Musik ermöglicht. „Ich habe gelernt, mehr Spaß am Musikmachen zu haben“, so Horn.

In seinem Engagement für die Inklusion bekräftigt er, dass dies ein „Tauschgeschäft“ sei, bei dem beide Seiten profitieren. Horn kritisiert die gesellschaftliche Tendenz, gegen Menschen mit Behinderungen zu hetzen, und unterstreicht die Notwendigkeit, über deren Erfahrungen aufzuklären. „Die Befreiung von der Vernunft“ lautete der Titel seiner Diplomarbeit im Pädagogikstudium, in dem er klassische Musiktherapie mit seinen persönlichen Erfahrungen verglich.

Der Eurovision Song Contest und die Veränderung der Musiklandschaft

Horn wurde 1998 mit seinem Auftritt beim Eurovision Song Contest (ESC), wo er den siebten Platz erreichte, bekannt. In der heutigen Zeit, so Horn, sei der Wettbewerb für ihn weniger ansprechend geworden, da er eine Abkehr von der handgemachten Musik bemerkt. Sein musikalisches Schaffen wird dennoch weiterhin durch die Themen seiner Erfahrungen in der Behindertenarbeit geprägt.

Aktuell hat er ein neues Hörbuch mit dem Titel „Die Guildomacher“ veröffentlicht, das auf seinem autobiografischen Roman basiert und seine Erlebnisse in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen thematisiert. Guildo Horn sieht sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Plädoyersprecher für Gleichstellung und Inklusion.

Inklusion im Kontext der Gesellschaft

In Deutschland leben etwa 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung, und schätzungsweise 13,5 Millionen haben insgesamt eine Beeinträchtigung. Laut dem Statistischen Bundesamt sind rund 4% der Menschen mit Behinderung unter 25 Jahren, während fast 60% 65 Jahre und älter sind. Horn ist sich der gesellschaftlichen Herausforderungen bewusst: „Wir müssen über die Erfahrungen mit behinderten Menschen aufklären“, sagt er und verweist auf die Notwendigkeit einer barrierefreien Gesellschaft für alle.

Der Begriff „Inklusion“ ist in Deutschland oft missverstanden und wird fälschlicherweise mit „Integration“ übersetzt. Inklusion, wie in der Salamanca-Erklärung der UNESCO von 1994 definiert, zielt darauf ab, ein diskriminierungsfreies Leben und Lernen für alle Menschen zu gewährleisten. Die Forderung nach einem Leben ohne Aussonderung wird von Experten sowie Betroffenen unterstützt. Horn komplexifiziert dieses Thema weiter und betont die Wichtigkeit des Zugangs zu Bildung, Chancengerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit.

Durch seine Musik und sein Engagement setzt Guildo Horn ein Zeichen für mehr Akzeptanz und die Integration von Menschen mit Behinderungen in alle Lebensbereiche, und macht damit einen weiteren Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft.

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Ort Trier, Deutschland
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