Schock im Fußball: Hermoso berichtet über übergriffigen Kuss von Rubiales
San Fernando de Henares, Spanien - Im aktuellen Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten des spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, hat die Weltmeisterin Jenni Hermoso heute vor Gericht ausgesagt. Hermoso beschrieb den Kuss, den Rubiales ihr während der Siegerehrung nach dem Weltmeisterschaftssieg Spaniens gegen England am 20. August 2023 verlieh, als unangemessen und betonte, dass es „keine Zustimmung“ für dieses Verhalten gegeben habe. Der Vorfall habe ihre Freude über den Weltmeistertitel nachhaltig „befleckt“, so Hermoso. Juristische Schritte sind eingeleitet worden, und die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung, woraufhin Rubiales die Vorwürfe zurückweist und den Kuss als harmlosen „Kuss unter Freunden“ beschreibt.
Hermoso, die im Rahmen des Gerichtsverfahrens von den Bemühungen des spanischen Fußballverbands zu berichten wusste, äußerte, dass sie sich respektlos behandelt fühlte. Der Kuss war für sie überraschend und passte nicht in den feierlichen Kontext. Im Nachgang des Vorfalls suchte die RFEF offenbar Wege, Rubiales vor der öffentlichen Empörung zu schützen, unter anderem durch das Vorlegen einer vorbereiteten Mitteilung.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Die Reaktionen auf den Kuss führten zu erheblichem gesellschaftlichem Aufruhr und machten Hermoso zu einem Symbol im Kampf gegen Sexismus im Sport. Ihr mutiges Eintreten hat nicht nur ihre eigene Sicherheit gefährdet – sie sah sich nach dem Vorfall mit starken Medienreaktionen, einschließlich Todesdrohungen, konfrontiert – sondern auch ihre Teamkameraden, wie beispielsweise Alexia Putellas und Irene Paredes, dazu bewegt, sich in der Nationalmannschaft gegen solche Übergriffe zu solidarisieren und die weibliche Perspektive im Fußballsport zu stärken.
Der Prozess, der vor dem Nationalgericht in San Fernando de Henares bei Madrid verhandelt wird, gilt als wegweisend. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden durch eine kürzliche Reform des spanischen Strafgesetzbuchs verschärft, die nicht einvernehmliche Küsse nun als sexuelle Belästigung klassifiziert. Der Prozess zieht sich bis mindestens zum 19. Februar 2025, und die Aussagen weiterer Zeug:innen, darunter Hermosos Teamkolleginnen, sind erwartet.
Ein jüngeres Problem im Sport
Der Vorfall ist nicht isoliert, sondern reiht sich in eine umfangreichere Debatte über sexualisierte Gewalt im Sport ein. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 haben jede dritte Sportlerin und jeder zehnte Sportler sexualisierte Gewalt erfahren. Der erweiterte Umgang mit diesen Themen hat seit etwa 2010 durch prominente Fälle von sexuellem Missbrauch an Bedeutung gewonnen. Institutionen und Verbände reagieren zunehmend auf diese Problematik, bieten Fortbildungen und Informationsstellen an. Dennoch bleibt nur eine Minderheit der Vereine verpflichtet, spezifische Maßnahmen zur Prävention zu implementieren.
Die Vorfälle rund um Rubiales und Hermoso werfen ein Schlaglicht auf die dringend benötigte Reform in der Sportkultur, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch eindämmen kann. Während das öffentliche Bewusstsein wächst, bleibt abzuwarten, welche nachhaltigen Änderungen sich daraus für sportliche Organisationen und die gesellschaftliche Betrachtung von Frauen im Sport ergeben.
Die Koinzidenz dieser Vorfälle mit der anhaltenden Gestaltung von „Safe Sport“-Initiativen zeigt, dass die Debatte um Machtstrukturen und sexuellen Missbrauch nicht nur wichtig, sondern auch unverzichtbar für die Zukunft des Sports ist.
Details | |
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Vorfall | Sexualdelikte |
Ort | San Fernando de Henares, Spanien |
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