Kulturkrise in Berlin: Chialo tritt zurück, Wegner übernimmt das Ruder

Berlin, Deutschland - Der Rücktritt von Joe Chialo, dem Kultursenator Berlins, hat die kulturelle Landschaft der Stadt aufgewühlt. Chialo, der seit April 2023 im Amt war, hat seine Entlassung aus persönlichen Gründen beantragt. Der Hauptgrund für diesen Schritt sind die dramatischen Sparzwänge im Kulturbereich, die in den letzten Monaten zu heftigen Diskussionen und Protesten geführt haben. Er forderte zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten, um die Kultur in Berlin zu unterstützen, sieht aber keine Möglichkeit, zentrale politische und fachliche Ziele unter den gegebenen Rahmenbedingungen umzusetzen, berichtet Tagesspiegel.

In diesem Jahr hat der Berliner Senat insgesamt drei Milliarden Euro aus dem Haushalt gestrichen, was die Kulturlandschaft mit einem Minus von etwa 130 Millionen Euro belastet. Dies entspricht rund zwölf Prozent des gesamten Budgets. Trotz eines verbleibenden Budgets von etwa einer Milliarde Euro blieben die lautstarken Proteste der Kulturschaffenden erfolglos. Für 2026/27 sind weitere Einsparungen geplant, wie ZDF berichtet.

Folgen für die Kulturbranche

Die angekündigten Kürzungen treffen nicht nur die großen Institutionen, sondern auch zahlreiche kleinere Kultureinrichtungen. So könnte das „Werkbundarchiv – Museum der Dinge“ beispielsweise 251.000 Euro verlieren, was die Durchführung von Veranstaltungen und Sonderausstellungen gefährden könnte. Kultureinrichtungen und die freie Szene in Berlin sehen sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, bezahlbare Probenräume zu finden, insbesondere seitdem die Kulturraum GmbH, die Proben- und Atelier-Räume vermittelt, ebenfalls von Kürzungen betroffen ist.Tagesschau zeigt auf, dass die Einschnitte auch Arbeitsplätze gefährden können.

Chialo, der zu Beginn seiner Amtszeit große Unterstützung aus der Kultur erhielt, äußerte, dass die Einschnitte tiefe Eingriffe in bestehende Planungen und Zielsetzungen darstellen würden. Zudem kritisierte er die zunehmende öffentliche Skepsis, die sich auf seine Person richte, was ihm die Arbeit zusätzlich erschwere. Auf der anderen Seite fordert der Regierende Bürgermeister Kai Wegner von der Kunstszene mehr wirtschaftliches Engagement, während Kulturschaffende befürchten, dass diese Kürzungen internationale Talente vertreiben und Berlins Ruf als Kulturhauptstadt ernsthaft gefährden könnten.

Der Deutsche Kulturrat spricht sich dafür aus, dass der Regierende Bürgermeister Kai Wegner die Amtsgeschäfte von Chialo übernehme. Geschäftsführer Olaf Zimmermann betont, dass dies angesichts der angespannten Haushaltslage und der bevorstehenden Abgeordnetenhauswahl 2026 „wahrscheinlich das Beste“ wäre. Wegner soll zusammen mit der Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson die Verhandlungen über die Zukunft der Kultur in Berlin führen und dabei die besorgte Kulturszene einbeziehen.

Details
Vorfall Rücktritt
Ursache Sparzwänge in der Kultur, Haushaltskürzungen
Ort Berlin, Deutschland
Quellen