Immer mehr Wale in Nord- und Ostsee: Was steckt dahinter?

Sankt Peter-Ording, Deutschland - In den letzten zwei Jahrzehnten ist eine signifikante Zunahme von Wal-Sichtungen und Strandungen in der Nord- und Ostsee zu verzeichnen. Joseph Schnitzler, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), bestätigt diesen Trend und führt ihn vor allem auf das Wachstum der weltweiten Buckelwal-Population zurück. Diese Erholung der Bestände ist unter anderem eine Folge der Aussetzung der Waljagd.

Bereits in diesem Jahr wurden mehrere Wal-Kadaver an der Nordseeküste entdeckt. Zu den bemerkenswertesten Funden gehören ein Buckelwal, der am Strand von Sankt Peter-Ording geborgen wurde, sowie ein weiterer Buckelwal, der im Februar vor der unbewohnten Insel Minsener Oog angespült wurde. Zudem wurde ein 14,3 Meter langer Pottwal Mitte Februar vor Sylt tot aufgefunden und zerlegt. Das Verirren der Wale wird häufig durch Abkürzungen in der Nordsee erklärt, die sie auf ihrem Weg von der irischen Küste zu nördlichen Gewässern in Norwegen nehmen.

Aktuelle Wal-Sichtungen und Hypothesen

In der Ostsee wurden Wale zuletzt in Ahrenshoop (Mecklenburg-Vorpommern), nahe Hiddensee und bei Travemünde gesichtet. Hypothesen zu den Gründen, warum sich Wale verirren, umfassen gestörte Magnetfelder sowie den intensiven Schiffsverkehr. Das Ortungssystem der Wale funktioniert in den flacheren Randbereichen der Nordsee nicht optimal, was zu einer Erhöhung der Strandungen beitragen könnte.

Die Erholung der Walbestände im Allgemeinen verläuft jedoch schleppend. Eine wissenschaftliche Studie zeigt, dass deren Bestände, insbesondere von Südkaper, Blau- und Finnwalen in der Südhemisphäre, bis zum Jahr 2100 höchstens auf die Hälfte des Ausgangsbestandes von vor dem industriellen Walfang zurückkehren werden. Die Hauptursache für diese langsame Erholung sind die verheerenden Auswirkungen der Waljagd im 20. Jahrhundert.

Langfristige Gefahren für Walbestände

Die Buckel- und Zwergwalpopulationen könnten ihre ursprüngliche Größe vielleicht frühestens bis 2050 erreichen. Wissenschaftler warnen, dass die Erholung der Bestände auf der Nordhalbkugel signifikant länger dauern wird, da Wale in dieser Region durch menschliche Aktivitäten stärker bedroht sind. Zu diesen Gefahren zählen Beifang, Wal-Schiffs-Kollisionen und Lärmverschmutzung.

Regina Asmutis-Silvia von der Whale and Dolphin Conservation (WDC) betont die Notwendigkeit, die Erholung der Walpopulationen und ihren Schutz zur Priorität zu machen. Wale spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem der Ozeane, da sie pflanzliches Plankton düngen, das über die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre produziert und CO2 absorbiert. Daher ist eine nachhaltige Waljagd nicht möglich, und der kommerzielle Walfang sollte gestoppt werden, um die gesunde Entwicklung dieser wichtigen Spezies zu gewährleisten.

Insgesamt mahnen Experten, dass der Schutz der Wale nicht nur für die Arten selbst, sondern auch für die Gesundheit der Weltmeere und den Klimawandel entscheidend ist. Das Schicksal dieser majestätischen Tiere bleibt eng mit unseren eigenen Anstrengungen zum Schutz der Umwelt verknüpft.

mopo.de berichtet, dass …

wales.org weist darauf hin, dass …

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Vorfall Umwelt
Ursache weltweite Buckelwal-Population wächst, Aussetzung der Waljagd, gestörte Magnetfelder, Schiffsverkehr
Ort Sankt Peter-Ording, Deutschland
Quellen