Führerschein unter Druck: Schüler scheitern massenhaft an Prüfungen!

Fahrlehrer Jörg Napieralski warnt vor steigenden Kosten und Durchfallquoten bei Fahrschülern in Mecklenburg-Vorpommern.
Fahrlehrer Jörg Napieralski warnt vor steigenden Kosten und Durchfallquoten bei Fahrschülern in Mecklenburg-Vorpommern. (Symbolbild/NAG)

Waren, Deutschland - Die Herausforderungen beim Erwerb eines Führerscheins sind in den letzten Jahren gewachsen. Jörg Napieralski, Inhaber von „Jörgs Fahrschule“ in Waren, berichtet, dass im Jahr 2024 in Mecklenburg-Vorpommern fast die Hälfte der Fahrschüler die Theorieprüfung nicht bestanden hat. Dies ist Teil eines größeren Trends, der in Deutschland festzustellen ist: Laut Tagesschau haben 45 Prozent der Fahrschüler die theoretische und 37 Prozent die praktische Prüfung nicht bestanden. Dies betrifft speziell die Altersgruppe der unter 25-Jährigen, die besonders betroffen ist.

Napieralski führt die hohe Durchfallquote nicht allein auf die komplexen Fragen in der Prüfung zurück. Er sieht viel mehr die mangelnde Vorbereitung der Schüler als Ursache. Oft gehen die Prüfungsanwärter zu früh zur Prüfung, ohne die notwendigen Kenntnisse vollständig zu beherrschen. „Die Schüler müssen 100 Prozent in der Lern-App erreichen und drei Test-Prüfungen mit wenigen Fehlerpunkten bestehen, bevor sie zur Prüfung zugelassen werden“, erklärt er. Aus seiner Sicht sei das Verstehen der über 1.000 Prüfungsfragen wichtiger als das bloße Auswendiglernen.

Strukturen und Kosten der Fahrausbildung

Die Kosten für die Fahrausbildung sind ebenfalls gestiegen und liegen im Durchschnitt zwischen 2.800 und 3.800 Euro, was Napieralski als im Vergleich zu Großstädten günstig einstuft. Diese Entwicklung wird durch steigende Spritpreise sowie erhöhte Werkstatt- und Fahrzeugkosten verstärkt. Napieralski vermutet, dass der Führerschein in Zukunft ein Luxusgut wird, da die Löhne seiner Angestellten sowie die Kosten für Technik und Fahrzeuge ebenfalls gestiegen sind.

Ein gestiegener Preis ist nicht die einzige Herausforderung. Laut dem TÜV-Verbands-Datenreport haben mehr als 39 Prozent der Theorieprüfungen und 31 Prozent der praktischen Prüfungen bei den Prüflingen Wiederholungsversuche betroffen. Diese Wiederholungsversuche sind oft mit einer höheren Durchfallquote verbunden und erhöhen sowohl die mentale Belastung der Schüler als auch die Kosten. Wissen.de bestätigt, dass die Anforderungen an die Prüfungen gestiegen sind, und nennt unter anderem die Verlängerung praktischer Prüfungen von 45 auf 55 Minuten als einen Grund dafür.

Technologie und Ablenkung

Moderne Technologien könnten jedoch helfen, die Durchfallquoten zu senken. Fahrsimulatoren und spezielle Lern-Apps, die das realistische Fahrverhalten simulieren, kommen vermehrt zum Einsatz. In einer Kölner Fahrschule beispielsweise nutzen die Schüler einen Simulator, ohne dafür zusätzliche Kosten zu zahlen. Diese digitalen Hilfsmittel sollen die Schüler effektiv auf die Prüfungen vorbereiten und ihre Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen.

Jedoch stellt die Ablenkung durch soziale Medien und Handynutzung eine erhebliche Herausforderung dar. Sowohl Napieralski als auch Jens-Uwe Rzehak, Inhaber der Fahrschule „F & R“ in Woldegk, verweisen darauf, dass junge Fahrschüler oft nicht konzentriert genug sind, da sie nach einem langen Schultag und aufgrund von Ablenkungen Schwierigkeiten haben, die nötige Aufmerksamkeit während der Fahrstunden aufrechtzuerhalten.

Zusätzlich wird das Phänomen der Täuschungsversuche in den Prüfungen immer häufiger und professioneller. Laut dem TÜV-Verband ist die Zahl der registrierten Betrugsversuche im Jahr 2024 um 12 Prozent gestiegen. Das betrifft insbesondere Identitätswechsel und den Einsatz unerlaubter technischer Hilfsmittel. Die Institution fordert härtere Sanktionen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Betrug zu bekämpfen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Wegstrecke zum Führerschein durch vielfältige Herausforderungen, von unzureichender Vorbereitung bis hin zu organisatorischen und technologischen Schwierigkeiten, geprägt ist. Experten fordern eine Optimierung des Führerschein-Erwerbs, um den Schülern nicht nur den Zugang zu erleichtern, sondern auch ihre Chancen auf Bestehen der Prüfungen zu erhöhen.

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Ort Waren, Deutschland
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