Indigene Perspektiven: Rückgabe von Kulturgütern als Neubeginn!
Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland - Am 2. Mai 2025 fand an der Leuphana Universität Lüneburg eine bedeutende Veranstaltung zur Anerkennung indigener Epistemologien statt. Die Eröffnung wurde von Susanne Leeb, der Co-Direktorin des LIAS, zusammen mit Fernanda Pitta, Professorin an der Universität São Paulo, und Bruno Moreschi, LIAS Fellow, geleitet. In ihren Reden betonte Pitta, dass die Restitution indigener Kulturgüter Teil einer umfassenderen Debatte über kulturelles Erbe sei, welches als dynamische Praxis zu verstehen sei. Zudem wurde der Verfall als kreativer und transformativer Prozess in den Erzählungen über kulturelles Erbe betrachtet.
Moreschi thematisierte in seinem Vortrag, wie technologische Prozesse in verschiedenen Kontexten, insbesondere in indigenen Gemeinschaften, agieren. Die Betrachtung indigener Objekte als Werkzeuge, die spezifische Funktionen und Bedeutungen haben, stand ebenfalls im Mittelpunkt. Ein kritischer Beitrag kam von Francy Baniwa, die die Rolle der Museen in der Darstellung dieser Objekte hinterfragte. Sie stellte fest, dass diese oftmals nur durch allgemeine Informationen erfasst werden und forderte eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Forschenden sowie die Anerkennung indigener Wissenschaften.
Indigene Perspektiven und neue Ansätze
Glicéria Tupinambá war eine weitere Stimme, die den Begriff „Objekte“ ablehnte und stattdessen von „Vorfahren“ sprach. Ihr Anliegen war es, die Herstellungsprozesse dieser Objekte sichtbar zu machen und auf die Notwendigkeit einer neuen musealen Praxis hinzuweisen. Sebastián Eduardo Dávila stellte den Mapuche Filmemacher Francisco Huichaqueo vor, der den Begriff des „epistemischen Diebstahls“ prägte. Huichaqueo kritisierte die westlichen Konservierungskonzepte, die die Verbindung zwischen Objekten und ihren Herkunftsgemeinschaften zerstören.
Ein besonderes Augenmerk lag auch auf den Aussagen von Mama José Shibulata Zarabata Sauna und José Manuel Sauna Mamatacan von den Kággaba, die betonten, dass die Rückgabe von Objekten eng mit territorialer Souveränität verknüpft ist. Sie sahen indigene Objekte als Lebensformen, die in ihren Ursprungskontexten wirken müssen. Die Rückforderung wurde als Verteidigung von Wäldern, Flüssen und Bergen verstanden.
Ausblick auf zukünftige Veranstaltungen
Im Kontext dieser Diskussion fand am 29. Januar 2025 der internationale Workshop „Beyond Restitution: Indigenous Practices, Museums, and Heritage“ an der Leuphana Universität Lüneburg statt. Der Workshop, der am 7. und 8. Februar 2025 weitergeführt wird, zielt darauf ab, die Rückgängigmachung der gewaltsamen Trennung indigener Kulturgüter von ihren Herkunftsgesellschaften zu erörtern. Teilnehmer sind indigene Forscher*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen aus Brasilien, Chile und Kolumbien sowie Experten aus deutschen und internationalen Museen.
Deutschland besitzt eine der größten Sammlungen indigener Objekte aus dem oberen Rio Negro, was vor dem Hintergrund der Neueröffnung des brasilianischen Nationalmuseums im kommenden Jahr von großer Bedeutung ist. Der Workshop bietet deutschen Museumsvertretern die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen und die eigenen Sammlungen zu reflektieren. Die Veranstaltung findet im Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg, Raum C40.704, statt und der Anmeldeschluss war am 29. Januar 2025. Anmeldungen waren unter lias.event@leuphana.de möglich.
Die Abschlussdiskussion der Veranstaltung thematisierte die Grenzen der Umsetzung der angesprochenen Forderungen, einschließlich Fragen des Besitzes und der Zugehörigkeit. Einigkeit bestand darüber, dass die Aneignung der meisten Objekte als Akt der Gewalt zu verstehen ist. Museen wurden aufgefordert, aktiv mit Herkunftsgemeinschaften zusammenzuarbeiten und deren Entscheidungshoheit zu respektieren. Indigene Kurator*innen und Forschende sollen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, wobei die Restitution als ein offener, langfristiger Prozess angesehen wird, der die Neuverhandlung von Beziehungen zwischen Museen und indigenen Gemeinschaften umfasst.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland |
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