50 Jahre nach der RAF: Opfer erzählen von Rache und Frieden

Frankfurt am Main, Deutschland - Am 17. Mai 2025 wird der 50. Jahrestag des Strafprozesses gegen die ersten Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) begangen. Der Terrorismus der RAF und die daraus resultierenden Taten haben das Leben vieler Menschen, insbesondere der Opferfamilien, bis heute nachhaltig geprägt. Die Geschichten der Hinterbliebenen sind von tiefem Schmerz, aber auch von einer bemerkenswerten Suche nach Frieden und Versöhnung geprägt.
Orm Kranenburg, dessen Vater Arie Kranenburg 1977 von dem RAF-Mitglied Knut Folkerts erschossen wurde, erzählt von den Rachegedanken, die ihn quälten. Er war zu jener Zeit Polizist in den Niederlanden und hatte Zugriff auf Folkerts‘ Adresse. Dennoch entschied er sich, nicht zu handeln, um seinen Kindern nicht das gleiche Schicksal zuzufügen, das ihn selbst so stark belastete. Dies verdeutlicht die komplizierte emotionalen Lage vieler Angehöriger von Opfern, die auch 50 Jahre nach den Taten noch betroffen sind.
Erinnerungen der Opferfamilien
Georg Wurster, der Vater von Sabine Reichel, wurde bei einem RAF-Anschlag schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Im Gegensatz zu Kranenburg hat Sabine Reichel keine Hassgefühle gegenüber den Tätern und sucht Frieden mit ihren Erinnerungen. Solche emotionale Verarbeitung ist essenziell für viele Betroffene.
Clais von Mirbach kann sich nur vage an den Tod seines Vaters Andreas von Mirbach erinnern, der 1975 von der RAF ermordet wurde. Andreas von Mirbach war Militärattaché und wurde während eines Überfalls getötet. Diese persönlichen Geschichten werfen einen Lichtstrahl auf die menschlichen Tragödien, die sich hinter den Schlagzeilen und politischen Diskussionen verbergen.
Hanns-Eberhard Schleyer, Sohn von Hanns Martin Schleyer, der 1977 entführt wurde, zeigt in seinem Engagement für die juristische Rettung seines Vaters ebenfalls die Komplexität der emotionalen und rechtlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Obwohl er die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts als falsch und politisch motiviert ansieht, unterstützt er später Gnadengesuche von ehemaligen Terroristen.
Die Geschichte der RAF
Die Rote Armee Fraktion entstand 1970 aus einer radikalen Studentenbewegung, die gegen den Staat protestierte, und entwickelte sich schnell zu einer militanten Organisation. Hauptakteure wie Andreas Baader und Gudrun Ensslin setzten damals Gewalt als Mittel ein. Diese Entwicklung führte zu zahlreichen Überfällen, Anschlägen und letztendlich zu einer bundesweiten Fahndung nach den Mitgliedern der Gruppe. Die RAF stellte die eigene Ideologie durch strategisches Handeln und ein Konzept der Stadtguerilla auf, wie Planet Wissen berichtet.
Die ersten Merkmale des RAF-Terrors waren geprägt von spektakulären Anschlägen, darunter auch Bombenanschläge auf US-Armee-Ziele und andere Institutionen. Der erste Todesfall in Folge der RAF war der Hamburger Polizist Norbert Schmid, der 1971 erschossen wurde. Ein Wendepunkt war der Holocaust von Stammheim, als 1977 die führenden Mitglieder der ersten RAF-Generation unter mysteriösen Umständen starben, was als „Todesnacht von Stammheim“ bekannt wurde.
Trotz dieser massiven Repression und der Festnahme zahlreicher Mitglieder gab es auch eine zweite Generation der RAF. Diese versuchte, die Gründer aus der Haft zu befreien, führte mehrere Entführungen durch, darunter die des Unternehmers Hanns Martin Schleyer, und beanspruchte immer wieder ihre eigene Legitimität. Die RAF erklärte schließlich 1998 ihre Selbstauflösung, jedoch blieb die Fahndung nach ehemaligen Mitgliedern bis heute bestehen.
Am 19. Mai wird eine Dokumentation mit dem Titel „Im Schatten der Mörder“ im Ersten ausgestrahlt. Zudem findet im Rahmen eines Podcasts in der ARD Audiothek das Format „Sprechen wir über Mord – mit den Kindern von RAF Opfern“ statt. Diese Formate tragen zur Auseinandersetzung mit den schmerzlichen Erinnerungen bei und fördern das Verständnis der furchtbaren Geschichte, die hinter den Ereignissen steckt.
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Ort | Frankfurt am Main, Deutschland |
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