Hannover: Mieter kaufen Gründerzeithaus – Rettung vor Luxussanierungen!

Hannover-List, Deutschland - In Hannover haben Mieter eines Gründerzeithauses in der List eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen: Sie haben ihre Immobilie gekauft, um kommerziellen Immobilienentwicklern zuvorzukommen. Unter den neuen Eigentümern befinden sich Berufstätige, darunter Lehrer, Informatiker und Chemiker, die zwischen 40 und kurz vor dem Rentenalter sind. „Wir wollten unsere Wohnungen sichern und verhindern, dass das Haus luxussaniert wird“, teilen einige von ihnen mit.

Die Hausgemeinschaft erfuhr vor Weihnachten 2023 von dem Verkaufsplan der Hausverwaltung. Insbesondere die Mieter Jan Wiebelitz und Meike Antholz, die seit 14 Jahren mit ihren vier Kindern im Haus wohnen, waren von der Nachricht geschockt. Auch Susanne Lange, die erst vor drei Jahren mit ihrer Familie eingezogen war, äußerte große Besorgnis über die möglichen Verkaufsfolgen. Fanny Neuhaus, eine langjährige Bewohnerin des Hauses, betont die gesellschaftlichen Probleme, die durch Luxussanierungen entstehen.

Gemeinsam stark – Kauf und weitere Pläne

Um die Immobilie zu erwerben, überlegte die Hausgemeinschaft, eine Genossenschaft zu gründen oder ein Mietsyndikat zu bilden. Letztendlich kauften sie das Haus als Bruchteilsgemeinschaft, was viel Vertrauen unter den Nachbarn erforderte. Der Kaufpreis für das Gebäude lag bei 2,25 Millionen Euro für 1.300 Quadratmeter Wohnfläche, was weniger als 2.000 Euro pro Quadratmeter entspricht. Der Kaufvertrag wurde im November 2024 unterzeichnet und das Haus gehört seit Februar 2025 den neuen Eigentümern.

Nach dem Kauf plant die Gemeinschaft, das Haus bis zum Sommer 2025 in zehn Eigentumswohnungen aufzuteilen. Hoher Modernisierungsbedarf des Gebäudes besteht, insbesondere an der Fassade, im Treppenhaus und bei den Leitungen. Um die ersten Modernisierungen zu finanzieren, hat die Gemeinschaft eine Viertelmillion Euro aufgenommen. Die Sparkasse war die einzige Bank, die bereit war, die Kreditverhandlungen für die Gemeinschaft zu führen.

Mieterhöhungen und rechtliche Aspekte

Die Situation in Hannover wirft Fragen zur Mietpreisbremse und den möglichen Mieterhöhungen auf. Laut dem Berliner Mietratgeber dürfen Vermietende Mieterhöhungen nach Modernisierungsmaßnahmen verlangen, wobei diese auf 8 % der anteilig auf die Wohnung entfallenden Modernisierungskosten begrenzt sind. Beispielsweise könnte eine Modernisierung von 9.600 Euro für eine 50 m²-Wohnung eine monatliche Mieterhöhung um 64 Euro nach sich ziehen.

Eine wichtige rechtliche Regelung ist auch, dass Mieterhöhungen, die eine unzumutbare Härte darstellen, ausgeschlossen sind. Mieterhaushalte müssen jedoch vor einer Modernisierung den Härteeinwand einbringen. Im Fall von Susanne Lange zahlen die neuen Eigentümer monatlich 50 Euro mehr als zuvor als Mieter, was die finanzielle Belastung erhöht.

Die Mietpreisbremse spielt eine entscheidende Rolle bei der Preisgestaltung. Bei Neuvermietungen sind nur Modernisierungen der letzten drei Jahre relevant. Wenn Mieter nicht über die vorgenommene Modernisierung informiert werden, können sie die Miete auf das Mietpreisbremse-Niveau absenken, was einen zusätzlichen Schutz für Mieter darstellt.

Die Erfolge der Mieter in Hannover zeigen, dass kollektives Handeln und Eigenverantwortung in der Wohnungsfrage von großer Bedeutung sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Modernisierungsmaßnahmen und die finanzielle Belastung auf die Gemeinschaft auswirken werden.

Details
Ort Hannover-List, Deutschland
Quellen