Neue Hoffnung für Post-COVID-Patienten: Projekt ACCESS startet in Hannover

Die MHH in Hannover forscht seit 2025 im Projekt ACCESS zu Post-COVID- und ME/CFS-Therapien für schwer betroffene Patienten.
Die MHH in Hannover forscht seit 2025 im Projekt ACCESS zu Post-COVID- und ME/CFS-Therapien für schwer betroffene Patienten. (Symbolbild/NAG)

Hannover, Deutschland - Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat ein bedeutendes Forschungsprojekt mit dem Namen ACCESS ins Leben gerufen, um Therapien für Patienten mit Post COVID-Syndrom und dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) zu untersuchen. Diese beiden Krankheitsbilder betreffen nach Schätzungen weiterhin Tausende Menschen in Deutschland, wobei häufigste Beschwerden eine anhaltende Erschöpfung sind, die viele Betroffene stark einschränkt. Das Projekt zielt darauf ab, Versorgungsangebote für schwer betroffene Patienten zu entwickeln, die oft das Haus nicht mehr verlassen können. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass etwa 10 % derjenigen, die COVID-19 durchgemacht haben, ein Post COVID-Syndrom entwickeln, wobei ein erheblicher Teil der Fälle die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllt.

Das Projekt ACCESS wird von einem interdisziplinären Ärzteteam geleitet, das in den kommenden Jahren 100 schwer betroffene Patienten zu Hause besuchen wird, um notwendige Untersuchungen durchzuführen und individuelle Behandlungspläne in Zusammenarbeit mit Hausärzten zu entwickeln. Die Patienten sollen über einen Zeitraum von einem Jahr begleitet werden. Innerhalb dieser Zeit wird die Häufigkeit der schweren Form der Erkrankungen untersucht, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Forschungsziel und Finanzierung

Der Fokus der Studie liegt auf der Entwicklung von Therapien, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind. ACCESS erhält eine Förderung von rund 1,8 Millionen Euro für eine Laufzeit von vier Jahren. Dies ist Teil einer größeren Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit, das insgesamt 30 Projekte zur Erforschung der Langzeitfolgen von COVID-19 finanziert. An der MHH sind mehrere Einrichtungen beteiligt, darunter die Kliniken für Neurologie und Psychosomatik sowie das Institut für Allgemeinmedizin.

Ein grundlegendes Merkmal von ME/CFS ist die Belastungsintoleranz, auch post-exertional malaise (PEM) genannt, was bedeutet, dass häufige Anstrengungen zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Dies äußert sich als anhaltende Fatigue über mindestens sechs Monate. Es gibt keine kausale Therapie für ME/CFS; die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und Unterstützung bei der Energieverwaltung. Weitere Symptome können Schmerzen, Schlafstörungen sowie kognitive Beeinträchtigungen sein. Epidemiologische Daten zeigen, dass etwa 0,4 % der US-Bevölkerung betroffen sind, was in Deutschland über 250.000 Menschen entsprechen könnte.

Langfristige Prognosen

Die Prognosen sind besorgniserregend: Es wird mit einer Verdopplung der Fälle von ME/CFS in den kommenden Jahren gerechnet, was die Dringlichkeit von Projekten wie ACCESS unterstreicht. Die Erkrankung wird von der WHO als neurologische Erkrankung klassifiziert und kann jeden treffen, wobei Frauen zwei- bis dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Die Lebensqualität der Betroffenen ist häufig stark eingeschränkt, und eine vollständige Remission ist selten.

Insgesamt zeigt die laufende Forschung an ME/CFS und Post COVID-Syndrom, dass es dringend notwendig ist, angepasste Versorgungs- und Behandlungsangebote zu entwickeln, um diesen unterversorgten Patientengruppen zu helfen. Das Projekt ACCESS stellt dabei einen wichtigen Schritt dar, um Betroffenen mehr Unterstützung und verbesserte Therapieansätze zu bieten.

Weitere Informationen sind in den Berichten der MHH, PubMed Central und PubMed verfügbar.

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Ort Hannover, Deutschland
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