Syrien: Militäroperation beendet – Angst und Gewalt gegen Alawiten steigen!

Damaskus erklärt das Ende der Militäraktion gegen Assad-Anhänger; Übergriffe auf Alawiten und neue Regierung setzt auf Sicherheit.
Damaskus erklärt das Ende der Militäraktion gegen Assad-Anhänger; Übergriffe auf Alawiten und neue Regierung setzt auf Sicherheit. (Symbolbild/NAG Archiv)

Dschabla, Nord-Syrien - Das Verteidigungsministerium in Damaskus hat heute, am 10. März 2025, die Militäroperation gegen Anhänger des Assad-Regimes im Küstenland für beendet erklärt. Ein Sprecher teilte mit, dass öffentliche Einrichtungen ihre Arbeit wieder aufnehmen und grundlegende Dienstleistungen bereitstellen werden. Die neue Regierung behauptet, die Angriffe der Überreste des ehemaligen Regimes abgewehrt und wichtige Zentren gesichert zu haben. Diese Erklärung folgt auf eine Phase intensiver Kämpfe, in der bewaffnete Gruppen, die loyal zu Baschar al-Assad stehen, koordinierte Angriffe gegen die Sicherheitskräfte der neuen Regierung führten.

Diese Konflikte haben zu einer Welle der Gewalt geführt, die Hunderte Unbeteiligte das Leben kostete. Berichte und Videoaufnahmen dokumentieren Massaker an der Zivilbevölkerung und willkürliche Erschießungen. Laut der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ (SOHR) gibt es mehr als 900 dokumentierte Tote unter Zivilisten. Die Gewalt richtete sich besonders gegen die Alawiten, die als Kernland des Assad-Regimes gelten. Diese wurden nicht nur im Militär und Geheimdienst eingesetzt, sondern auch als Folterknechte genutzt. Während die Mehrheit der Alawiten unter dem Assad-Regime verarmte, wurden sie von vielen Sunniten als Komplizen betrachtet.

Rache und Verantwortung

Nach den Angriffen der Assad-Loyalisten haben Milizen Rache an den Alawiten geschworen. Ahmed al-Scharaa, der Übergangspräsident, gab dem alten Regime die Schuld an der Gewalteskalation und versprach, alle Verantwortlichen für das Blutvergießen zur Rechenschaft zu ziehen. Zu diesem Zweck kündigte er die Einsetzung einer Untersuchungskommission an, die aus sieben unabhängigen Persönlichkeiten bestehen soll, die der demokratischen Opposition gegen Assad nahestanden.

Zusätzlich wird ein Ausschuss zur Wahrung des inneren Friedens gebildet, um direkt mit den Bewohnern der Küstenregion zu kommunizieren. In der Region um Dschabla, Nord-Syrien, wurde ein erhöhtes Militäraufkommen registriert. Die syrische Übergangsregierung entsandte eine bewaffnete Truppe in rund 100 Pickups, um Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. Diese Truppe hat die Aufgabe, hochrangige Mitglieder des gestürzten Assad-Regimes zu verhaften, als Reaktion auf Hilferufe der in der Region lebenden Alawiten.

Die Lage der Alawiten

Die Alawiten stellen vor 2011 schätzungsweise 10-13% der syrischen Gesamtbevölkerung dar und sind eng mit der Assad-Familie verbunden. Ihr Verhältnis zum Assad-Regime ist ambivalent; während ein Teil sie unterstützte, gibt es auch viele, die sich gegen das Regime positionierten. Dies hat dazu geführt, dass Alawiten bei radikalen sunnitischen Islamisten verhasst sind, die sie für die Verbrechen des Regimes verantwortlich machen. Seit dem Sturz des Assad-Regimes am 8. Dezember 2024 kommt es zu täglichen gewalttätigen Übergriffen gegen Alawiten in verschiedenen Regionen, einschließlich Dschabla, Latakia, Homs und Hama.

Die SOHR berichtet von 132 Todesopfern in dieser Zeit, darunter neun Frauen und fünf Kinder. Die meisten Opfer stammen aus Homs, gefolgt von Hama und Latakia. In Homs wurden in den letzten Tagen rund 650 Personen verhaftet, offiziell nicht gegen Alawiten, sondern gegen ehemalige Funktionsträger des Assad-Regimes. Rund 145 dieser Personen wurden inzwischen wieder freigelassen. Die Übergangsregierung steht vor der Herausforderung, das Land flächendeckend zu kontrollieren; einige ehemalige Rebellengruppen agieren eigenständig und die Alawiten sind auf Unterstützung aus Damaskus angewiesen, die derzeit jedoch nicht bereitgestellt werden kann.

Insgesamt zeichnet sich ein Bild von zunehmender Unsicherheit und Gewalt ab, während die neue Regierung versucht, ihre Autorität zu etablieren und die Sicherheit des Landes zu gewährleisten.

Mehr Informationen zu den aktuellen Entwicklungen in Syrien finden Sie unter FAZ und DW.

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Ort Dschabla, Nord-Syrien
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