Überwachung in Ungarns Kliniken: Ärzte im Visier des Staates!

Überwachung in Ungarns Kliniken: Ärzte im Visier des Staates!
Die Situation der Mediziner in Ungarn ist derzeit alles andere als entspannt. Ein gerade verabschiedetes Gesetz sieht die Überwachung von Arbeitszeiten in staatlichen Kliniken durch Kameras und Gesichtserkennung vor. Laut Péter Álmos, dem Präsidenten der ungarischen Ärztekammer, wird diese Maßnahme als Teil eines Konflikts zwischen der Ärztekammer und der Regierung betrachtet. Álmos hat den Staatspräsidenten Tamás Sulyok aufgefordert, das Gesetz zurückzuweisen, da es nicht nur Probleme der Privatsphäre aufwirft, sondern auch das Misstrauen gegenüber den Ärzten verstärkt. Ärzteblatt berichtet, dass die Überwachung ursprünglich für Anfang Juni geplant war, jedoch rechtlich angefochten und auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Nicht nur die Überwachung sorgt für Aufregung unter den Ärzten. Der Konflikt zwischen der Ärztekammer und der Regierung spitzt sich zu, vor allem durch Maßnahmen, die der Ärztekammer das Selbstverwaltungsrecht entziehen. Insbesondere ein jüngstes Gesetz, das Hausärzte zu Nachtschichten verpflichtet, wird von der Kammer als untragbar angesehen. Der Mitgliederschwund, der die Kammer von zuvor über 40.000 auf jetzt circa 32.000 Mitglieder reduziert hat, ist ein klares Zeichen für die Unzufriedenheit unter den Ärzten.
Hintergrund zur Gesundheitsversorgung
Doch was macht das ungarische Gesundheitssystem aus? Fast 95 Prozent der Bevölkerung in Ungarn sind krankenversichert, während unversicherte Personen hauptsächlich im Ausland lebende Ungarn oder Menschen ohne festen Wohnsitz sind, berichtet die AOK. Die ambulante ärztliche Versorgung wird überwiegend von selbständigen Praxen geleistet, während Facharzt- und Polikliniken größtenteils in staatlicher Hand sind. Private Anbieter sind vor allem im sekundären und tertiären Bereich aktiv, aber hier spielen sie eine untergeordnete Rolle.
Das ungarische Gesundheitssystem wird im Vergleich zu anderen EU-Ländern als schwach erachtet. Gesundheitsausgaben lagen 2021 bei nur 7,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Vergleich zum EU-Schnitt von 11,0 Prozent. Ein Mangel an Ärzten, der in den 2010er Jahren durch die Abwanderung von Fachkräften verschärft wurde, führte zu Maßnahmen wie Gehaltserhöhungen und die Rückkehr von pensionierten Ärzten. Laut AOK fehlen zu Beginn des Jahres 2025 noch etwa 6.000 Mediziner.
Die Folgen von Misstrauen und Falschinformationen
Die während der Regierungsführung gestarteten Kampagnen, die Falschinformationen über Ärzte und deren Gehälter verbreiteten, haben das Vertrauen in die Ärzteschaft weiter untergraben. Informelle Zahlungen stellen ein weiteres großes Problem im System dar, wo hohe Zuzahlungen für ambulante medizinische Versorgung und Arzneimittel nicht ungewöhnlich sind. Die Verantwortung für die Primärversorgung, die bis vor kurzem auf lokale Verwaltungen verteilt war, soll nun an die nationale Gesundheitsbehörde übertragen werden, was eine Reform aus dem Jahr 2022 zum Ziel hatte.
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Ungarn könnte entscheidend von der Art und Weise abhängen, wie die Regierung und die Ärztekammer diesen angespannten Konflikt lösen. Ein Ausbildungsetat, der auch die Erwartungen und die Lebensrealität der Ärzte berücksichtigt, wäre unerlässlich, um die Situation langfristig zu verbessern. Eine weitergehende Diskussion über die Rechtslage und die Arbeitsbedingungen der Ärzte könnte dabei helfen, ein besseres Arbeitsumfeld zu schaffen.