Umdenken im Krieg: Ehemalige Kriegsdienstverweigerer werden Heimatschützer!

Baumholder, Deutschland - Nach der Zunahme globaler geopolitischer Spannungen hat sich in Deutschland eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der Heimatschutz-Ausbildung vollzogen. Besonders hervorzuheben ist die Entscheidung von Einzelpersonen, die einst den Wehrdienst verweigert haben, nun wieder aktiv zu werden und sich für den Heimatschutz zu engagieren. Ulrich Hörning, Bürgermeister von Leipzig, ist ein Beispiel dafür. Er hatte 1992 den Wehrdienst verweigert, engagierte sich jedoch als Zivildienstleistender in einem Obdachlosenheim in Nordfrankreich. Seit 2019 hat er nun seine Kriegsdienstverweigerung zurückgezogen, was er mit der veränderten Sicherheitslage in Europa seit der Annexion der Krim und dem Krieg in der Ukraine begründet. Laut MDR läuft die Ausbildung im Heimatschutz 26 Tage, von denen Hörning bereits zehn Tage hinter sich hat.

Die Ausbildung gliedert sich in theoretische Inhalte, wie Wehrrecht und Grundlagen des Wachdienstes, und praktische Übungen, die unter anderem einen Gepäckmarsch und Schießtraining umfassen. Hörning und andere Teilnehmer müssen früh aufstehen, da der Ausbildungsbeginn um 6 Uhr morgens ist und die langen Tage oft bis in den Abend dauern. Die Herausforderung, die Ausbildung mit dem Berufsleben zu vereinbaren, erfordert die Zustimmung des Arbeitgebers, ein Konzept, das als „doppelte Freiwilligkeit“ bezeichnet wird.

Der Heimatschutz und seine Bedeutung

Die Rolle des Heimatschutzes stellt sich als zentral heraus, insbesondere im Falle eines Kriegs. Die Teilnehmer haben die Aufgabe, kritische Infrastruktur wie Bahnstrecken, Brücken und Seehäfen zu schützen, Verpflegung sicherzustellen und Transporte abzusichern. Interessanterweise ist die Frauenquote im Heimatschutz mit über 20 Prozent höher als der Anteil der Soldatinnen in der Bundeswehr, der 2024 bei knapp 14 Prozent lag. Kommandeur Manfred Schreiber betont, dass es kaum Unterschiede in der Leistung zwischen den Geschlechtern gibt, was die Ausbildung angeht.

Ein weiteres Beispiel für diesen Umdenkprozess ist Christoph K. aus dem Raum Koblenz. Er hatte als junger Mann den Kriegsdienst verweigert, jedoch hat der Ukraine-Krieg ihn dazu bewegt, seine Entscheidung zu überdenken und Soldat der Reserve bei der Bundeswehr zu werden. „Ich habe nie gedacht, einmal in Tarnfarben-Uniform ein Gewehr zu halten,“ gesteht er. Christoph und weitere „Ungediente“ nehmen an einer speziellen Kurz-Ausbildung in Baumholder teil, um sich auf mögliche Einsätze im Heimatschutz vorzubereiten. Die Ausbildung dauert vier Wochen und besteht aus zwei Modulen, während die Teilnahme Anforderungen an Alter, Fitness und persönliche Integrität stellt, wie durch SWR berichtet wird.

Steigendes Interesse und Herausforderungen

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist das Interesse an der Ausbildung für Ungediente erheblich gestiegen. Diese Zunahme ist nicht nur bei ehemaligen Kriegsdienstverweigerern festzustellen. Die Ausbildung bereitet die Teilnehmer darauf vor, im Verteidigungsfall kritische Objekte, wie Wasserwerke und Stromunternehmen, abzusichern. Oberstleutnant Wilfried Luchtenberg stellt klar, dass im Falle eines V-Falls Reservisten zur Bewachung solcher Einrichtungen eingesetzt werden können. Christoph K. beschreibt das Schießen mit einem Gewehr als gewöhnungsbedürftig, aber es ist Teil seines neuen Lebensweges, der ihn bereit machen soll für eine ungewisse Zukunft.

Die Bedeutung solcher Ausbildungsprogramme, die seit 2019 bundesweit eingeführt wurden, gewinnt an Gewicht, da immer mehr Menschen daran interessiert sind, sich im Heimatschutz zu engagieren. Die Initiative zielt darauf ab, die Einsatzbereitschaft zu erhöhen und die Verantwortung für die nationale Sicherheit in einem veränderten Europa zu reflektieren. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Website der Bundeswehr.

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Ort Baumholder, Deutschland
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