Rechtsextreme Kriminalität in Colditz: Drogen, Waffen und eine politische Dimension - Der Fall der Familie N. führt zu politischem und gesellschaftlichem Aufsehen in Leipzig

Leipzig. 225 Beamte rückten im März 2023 in Colditz an, durchsuchten Wohnhäuser, Lagerhallen, einen ehemaligen Holzhandel und fanden: 5,5 Kilo Crystal Meth, eine Cannabis-Plantage, mehrere Waffen und teure Autos. Ralf N. und seine beiden Söhne Uwe und Andreas sitzen nun in Untersuchungshaft. Der Fall beschäftigt jedoch nicht nur Polizei und Zoll – sondern auch die Landespolitik. Die LVZ fasst zusammen, was bisher bekannt ist.
1. Wer sind die Tatverdächtigen?
Die Familie N. ist in Colditz bekannt für ihre teuren Autos und war offenbar Teil der militanten Neonazi-Szene, die in der Stadt aktiv war. Ralf N. soll sich in der Stadt jahrelang wie ein Tyrann aufgeführt, seine Nachbarn gemobbt, Punks verprügelt haben und sogar den früheren Bürgermeister und Polizeibeamte angegriffen haben.
2. Wie ist der aktuelle Stand im Prozess?
Der Prozess gegen die Familie N. läuft seit dem 26. September am Landgericht Leipzig. Es gibt Zweifel, ob sich der Straftatbestand des bandenmäßigen Drogenhandels eindeutig beweisen lässt. Die Angeklagten behaupten, nur einmalig Drogengeschäfte abgewickelt zu haben, obwohl Telefongespräche anderes vermuten lassen.
3. Welches Strafmaß ist zu erwarten?
Ralf N. drohen bis zu vier Jahre und vier Monate Haft, seine Söhne drei Jahre und drei Monate. Der Vorsitzende Richter geht mittlerweile von einfachem Handel mit Betäubungsmitteln aus und sieht „gravierende Mängel“ im Ermittlungsverfahren.
4. Warum beschäftigt sich die Landespolitik mit dem Fall?
Die Landespolitik ist besorgt über die verfestigte Struktur von rechtsextremer Kriminalität in Colditz. Es wird hinterfragt, warum die Familie N. nicht schon früher aus dem Verkehr gezogen werden konnte und inwiefern Bedrohungen und Einschüchterungsversuche erfolgreich waren.
5. Wie bewerten die Sicherheitsbehörden den Fall?
Das Innenministerium äußert sich zurückhaltend und möchte einer Entscheidung des Gerichts nicht vorgreifen. Der Polizeipräsident spricht jedoch offen über ein „offensichtlich beschädigtes Vertrauen der regionalen Bevölkerung in verantwortliche Institutionen“.
6. Wie ist jetzt die Lage in Colditz?
Ralf N. und seine Söhne sind aus dem Stadtbild verschwunden, dennoch trauen sich Betroffene der Gewalt nicht offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Es gab sogar einen Angriff auf Engagierte und Betreuer, der an die Vergangenheit erinnert.
LVZ
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