Sportmediziner Fritz Sörgel über Austragung der Olympischen Spiele, Impfungen und Risiken für Sportler

SPORTBUZZER: Prof. Sörgel, wie realistisch ist es, die Spiele im Sommer auszurichten? Anzeige Fritz Sörgel (70): Aus heutiger Sicht ist es ein Pokerspiel. Man hofft bis zum Ende, dass es funktioniert. Wie im letzten Jahr muss die Entscheidung um den 20. März getroffen werden. Dann sind die Daten jedoch nicht vorhanden, damit das IOC und die japanischen Organisatoren diese Entscheidung mit Sicherheit treffen können. Die Stornierung oder eine erneute Verschiebung muss daher berücksichtigt werden. Sie müssen auch berücksichtigen, dass 80 Prozent der Japaner eine Stornierung oder Verschiebung befürworten. Bei der Handball-Weltmeisterschaft, einem interessanten Experiment im Hinblick auf die Olympischen Spiele, …
SPORTBUZZER: Prof. Sörgel, wie realistisch ist es, die Spiele im Sommer auszurichten? Anzeige Fritz Sörgel (70): Aus heutiger Sicht ist es ein Pokerspiel. Man hofft bis zum Ende, dass es funktioniert. Wie im letzten Jahr muss die Entscheidung um den 20. März getroffen werden. Dann sind die Daten jedoch nicht vorhanden, damit das IOC und die japanischen Organisatoren diese Entscheidung mit Sicherheit treffen können. Die Stornierung oder eine erneute Verschiebung muss daher berücksichtigt werden. Sie müssen auch berücksichtigen, dass 80 Prozent der Japaner eine Stornierung oder Verschiebung befürworten. Bei der Handball-Weltmeisterschaft, einem interessanten Experiment im Hinblick auf die Olympischen Spiele, … (Symbolbild/NAG)

SPORTBUZZER: Prof. Sörgel, wie realistisch ist es, die Spiele im Sommer auszurichten?

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Fritz Sörgel (70): Aus heutiger Sicht ist es ein Pokerspiel. Man hofft bis zum Ende, dass es funktioniert. Wie im letzten Jahr muss die Entscheidung um den 20. März getroffen werden. Dann sind die Daten jedoch nicht vorhanden, damit das IOC und die japanischen Organisatoren diese Entscheidung mit Sicherheit treffen können. Die Stornierung oder eine erneute Verschiebung muss daher berücksichtigt werden. Sie müssen auch berücksichtigen, dass 80 Prozent der Japaner eine Stornierung oder Verschiebung befürworten. Bei der Handball-Weltmeisterschaft, einem interessanten Experiment im Hinblick auf die Olympischen Spiele, sehen wir, wie schwierig die Situation ist: Ganze Teams müssen dort abreisen. Ob dies die Akzeptanz der Olympischen Spiele verbessern wird, ist eine andere Frage.

Können Impfstoffe die Olympischen Spiele retten?

Theoretisch könnte man sagen, dass alle Athleten geimpft werden müssen. Gleiches gilt dort: Wir wissen nicht, ob der Impfstoff eine Infektion einer anderen Person verhindert. Deshalb kann dort auch nicht alles vorhergesagt werden. Eines ist klar: Es wird ein großes Durcheinander geben. Wer ist geimpft? Wer nicht? Welche Länder zwingen ihre Sportler zur Impfung? Die autoritär geführten Länder werden das tun, in Deutschland wird es nicht einfach sein, dies durchzusetzen. Viel wird von der Bereitschaft der Olympier zur Impfung abhängen.

Können diese Spiele sicher sein?

Normalerweise sind elftausend Athleten bei den Olympischen Spielen in einer ganz besonderen Atmosphäre, genau das, was Sie bei den Spielen wollen. Es ist mir ein Rätsel, wie man sich an die Regeln der Distanz halten soll. Nach einer Weile lässt die Disziplin nach. Und wenn ich jetzt Tausende von Athleten im olympischen Dorf versammeln muss, das nicht mit Distanz gebaut ist, sondern um die Gemeinschaft zu fördern, wird es organisatorisch nicht einfach. Ich gehe davon aus, dass vielleicht die Hälfte der Wettbewerbe ordnungsgemäß abgeschlossen werden kann. Es ist nicht nur ein sportlicher Wettkampf, es ist eine der Disziplinen der Pandemie.

Was sind die Risiken für Sportler?

Wenn Sie zwei oder drei Superspreizer mit so vielen Leuten zurücklassen, kann dies die Spiele in kürzester Zeit beenden. Unsere Handballspieler haben gerade bei der Weltmeisterschaft gesagt, dass sie nicht gegen das kapverdische Team spielen wollen, das von vielen Koronafällen betroffen ist. Ähnliches werden wir bei den Olympischen Spielen sehen. Natürlich können Sie den Kugelschuss aus der Ferne nehmen und sicherstellen, dass der Ball immer gut gereinigt wird. Dies ist bei anderen Sportarten nicht möglich.

Einige Sportfans hoffen immer noch auf eine Reise nach Tokio. Ist ein Szenario mit Zuschauern überhaupt möglich?

Ein Beispiel: Mein Lieblingsverein, der 1. FC Nürnberg, durfte im September zwei Spiele mit Publikum spielen, maximal 10% der Kapazität von 50.000 waren erlaubt, 6500 kamen. So ist es machbar. Die Verteilung kann im Stadion geregelt werden. Erst als wir danach nach Hause gingen, waren alle wieder in Gruppen. Und man kann ein Bundesliga-Stadion nicht mit einem Wettbewerb bei den Olympischen Spielen vergleichen, bei dem Menschen aus verschiedenen Ländern in festlicher Stimmung zusammenkommen. Das Problem des Superspreaders kann weder als Zuschauer noch als Athlet vermieden werden.

Über die Person: Prof. Fritz Sörgel ist Pharmakologe und Sportmediziner. Er leitet das Institut für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Nürnberg. Unter anderem erforscht er Medikamente, die die Symptome von Covid19 verhindern sollen.

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