Stiftung Warentest rät: Reparieren statt wegwerfen

Die Waschmaschine läuft nicht mehr? Dann muss ein neuer gefunden werden! Es ist sowieso besser für die Umwelt, weil neue Geräte weniger Strom verbrauchen. Und da die laufenden Kosten in Zukunft niedriger sein werden, wird sich die Investition bald auszahlen. Oder?
Dies ist in der Regel nicht der Fall, schreibt das Öko-Institut: „Aus ökologischen Gründen ist es in den meisten Fällen ratsam, defekte Geräte reparieren zu lassen und so lange wie möglich zu verwenden.“ Dies spart Energie und Ressourcen, die bei der Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Darüber hinaus sind Haushaltsgeräte seit mehreren Jahren so energieeffizient, dass neue Modelle nur geringfügig bessere Werte aufweisen.
Für die Herstellung einer Waschmaschine werden beispielsweise durchschnittlich 0,9 Kilogramm Elektronik, 26 Kilogramm Kunststoff und 33 Kilogramm Metall benötigt, erklärt die Stiftung Warentest. Neue Geräte verbrauchen weniger Strom und Wasser, aber es dauert Jahrzehnte, bis ihre Effizienz die Umweltauswirkungen der Fertigung überwiegt.
Reparaturen sind gut für die Umwelt
„Jeder, der bei jeder Beschädigung eine neue Waschmaschine kauft, hat weitaus größere Auswirkungen auf die Umwelt als jemand, der das Gerät reparieren lässt“, schreibt die Stiftung Warentest. Die sogenannte „ökologische Amortisationszeit“ einer neuen Maschine im Hinblick auf das Potenzial zur Einsparung von Treibhausgasen beträgt fast 40 Jahre – das ist deutlich länger als die Lebenserwartung der Maschine. Gleiches gilt für Geschirrspüler: Selbst wenn sie innerhalb von 15 Jahren viermal repariert werden, verbrauchen sie ein Viertel weniger Energie und Ressourcen als ein neues Gerät.
In einigen Fällen kann das Ersetzen eines noch funktionierenden Geräts auch unter Umweltgesichtspunkten sinnvoll sein: Dies gilt insbesondere für alte Kühlschränke mit einem sehr hohen Stromverbrauch. Wenn diese durch wirtschaftliche Produkte mit einem Energielabel A ++ oder A +++ ersetzt werden, ist die ökologische Bilanz häufig positiv. Bei Geräten, die zehn Jahre oder älter sind, lohnt sich der Austausch oft finanziell, schreibt das Verbraucherportal co2online: „Dann decken die Einsparungen durch den geringeren Energieverbrauch die Anschaffungskosten.“
Reparaturen sind normalerweise billiger als der Kauf eines neuen
Trotzdem ist eine Reparatur oft auch aus Kostengründen einem Neukauf vorzuziehen. Dies ist laut Stiftung Warentest beispielsweise der Fall, wenn eine Waschmaschine in den ersten fünf Jahren nach dem Kauf repariert wird und die Kosten hierfür maximal die Hälfte des Kaufpreises betragen. Nach zehn Jahren können sie immer noch ein Fünftel sein.
„Es ist ein Mythos, dass das Ersetzen alter, aber immer noch funktionsfähiger Geräte das Haushaltsbudget schont“, sagt der Energieexperte Valerian Vogel vom Vergleichsportal verivox. Die Einsparungen bei den Stromkosten gleichen die Anschaffungskosten oft erst nach bis zu 40 Jahren aus – bei Produkten aus dem unteren Preissegment jedoch meist viel früher.
Langlebige Geräte lohnen sich
Das ist aber kein Grund, billige Geräte zu kaufen – im Gegenteil: „Verbraucher tragen zum Schutz des Klimas und der Ressourcen bei, wenn sie in hochwertige und langlebige Geräte investieren“, sagt Siddarth Prakash, Experte für nachhaltigen Konsum am Öko-Institut. Das Umweltzeichen des Blauen Engels gibt Hinweise. Dies wird durch Produkte erreicht, die eine lange Lebensdauer haben, leicht repariert werden können und für die Ersatzteile verfügbar sind.
Außerdem sollten Geräte so lange wie möglich verwendet werden: „Wenn Sie Ressourcen, die Umgebung und Ihren Geldbeutel sparen möchten, sollten Sie warten, bis das alte Gerät nicht mehr funktioniert, bevor Sie ein neues kaufen“, sagt Vogel. Nach Angaben des Umweltbundesamtes nimmt die Lebensdauer von Haushaltsgeräten jedoch weiter ab. Dies liegt zum einen daran, dass sie schneller versagen. Andererseits werden immer mehr Funktionsgeräte entsorgt.
600 Reparaturcafés in Deutschland
Dies gilt insbesondere für Flachbildfernseher und Smartphones, die häufig als Statussymbole angesehen werden. Es ist jedoch ökologisch sinnvoll, sie bis zum Ende ihrer technischen Lebensdauer zu nutzen, rät die Stiftung Warentest. Ein neues Notebook müsste beispielsweise etwa 80 Jahre lang verwendet werden, bevor die Herstellungskosten durch die Einsparungen bei der Verwendung aufgewogen werden.
Manchmal können Geräte leicht repariert werden – zum Beispiel, wenn ein defekter Schlauch am Staubsauger ausgetauscht werden muss. Ersatzteile sind normalerweise leicht zu bekommen. Es kann problematischer sein, einen Handwerker für komplexere Reparaturen zu finden. Alternativ stehen sogenannte Reparaturcafés zur Verfügung. Mittlerweile gibt es in Deutschland rund 600 davon. Bastler dort freiwillig Geräte in Form zu bringen.
Selbsthilfe ist gut, aber Verbraucheranwälte und Umweltverbände fordern politische Lösungen. Sie wollen das Verbraucherrecht stärken. Die allgemeinen Reparaturbedingungen sollten verbessert und die Hersteller dafür verantwortlich gemacht werden. Höhere Mindestqualitätsanforderungen, längere Garantiezeiten und Steuervergünstigungen für langlebige und reparaturfreundliche Produkte sind ebenfalls erforderlich.
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