Vor genau einem Jahr, am 14. Oktober 2020, hat der Stadtrat den Umzug des Naturkundemuseums Leipzig in das Gebäude des ehemaligen Bowlingclubs am Wilhelm-Leuschner-Platz genehmigt. Seitdem gibt es ausschließlich nicht-öffentliche Führungen für politische Entscheidungsträger, Agenturen zur Vergabe von Mitteln, Stiftungen oder Ämter. Am zukünftigen Standort startet nun eine öffentliche Veranstaltungsreihe des Naturhistorischen Museums Leipzig.
Tiefgründige Erkundungen als Exkurs in den Boden des Bowlingclubs
In dieser Auftaktveranstaltung im Oktober erwecken zahlreiche Künstler den alten Bowlingclub mit seinem morbiden Charme zum Leben. Unter dem Titel „Boden. Begegnung. Leipzig. Die letzten 500 Millionen Jahre.“ erkunden Sie mit unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln das Gebäude und den Untergrund in einer partizipativen, interdisziplinären Ortserkundung in die Tiefen der Zeit.
Das interdisziplinäre Projekt verbindet Text, Video und Ton zu einer Performance aus Installation und Ausstellung. Es zielt sowohl auf den Betonboden unter dem Bowlingclub als auch auf die Frage, wie mit diesem Boden als Grundlage unseres Lebens in der Vergangenheit umgegangen wurde. Was sagen die verschiedenen Erdschichten unter der Stadt aus? Wer hat hier vor über 7.000 Jahren gelebt? Wie kam es dazu, dass dieser Ort einst in der Nähe des Äquators lag? Was hat die Leipziger U-Bahn mit uns zu tun? Welche Rolle spielt es für unsere Zukunft?
Momentan verändert sich das Weltbild und der Umgang mit ihr stark. Entsprechend nervös sind viele Diskussionen. Es gibt eine andere Ära unter der Erde. Das Projekt öffnet den Weg unter die Oberfläche und überwindet die letzten 500 Millionen Jahre des Bodens, auf dem unsere Stadt gebaut wurde.
Von und mit: Thomas Goerge (Installation), Uwe Gössel (Künstlerische Leitung, Text und Performance), Niclas R. Middleton (Videoinstallation), Mark Polscher (Komposition und Performance), Annett Sawallisch (Performance), Bernhard Siegl (Installation und Ausstattung ), Brian Völkner (Performance) sowie Leipziger und weitere Experten.
Ausflug in den Untergrund mit dem Dokumentarfilm „Bowlingtreff“
Als zweite spannende Exkursion unter Tage wird die Dokumentation „Bowlingtreff“ an drei Sonntagen im Oktober 2021 am Originalschauplatz gezeigt. Der Film porträtiert Leipzig Ende der 1980er Jahre. Die Altbauten in der Innenstadt verfallen, die Plattenbausiedlungen am Stadtrand wachsen nicht schnell genug, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Kurz vor dem Ende der DDR gab es keine Mittel mehr für öffentliche Bauten – weder Geld noch Material. Doch 1987 wurde in Leipzig ein überraschendes Bowlingzentrum eröffnet: der „Bowlingtreff“. Keine der üblichen tristen Kegelbahnen, sondern ein außergewöhnliches Symbol postmoderner Architektur, einzigartig in der DDR. Das mit Marmor, Eichenparkett und Glasdach luxuriös eingerichtete Haus beherbergte 14 Bowlingbahnen auf verschiedenen Ebenen, Leipzigs erstes Fitnessstudio und eine Auswahl an exquisiten Billardtischen: eine absolute Sensation!
Veranstaltungsprogramm und Anmeldung
Performance und Ausstellung „Boden. Treff. Leipzig. Die letzten 500 Millionen Jahre.“
15. (Premiere), 16., 22., 23., 29., 30. Oktober 2021 – 19 Uhr
Karten: 10 Euro / 5 Euro an der Abendkasse
Dokumentarfilm „Bowlingtreff“ (D 2015) von Thomas Beyer und Adrian Dorschner
17., 24. und 31. Oktober 2021 – 18 Uhr
Diskussion
23. Oktober 2021 – 18 Uhr
Notiz: Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung unter 0341 982210 erforderlich.
Bitte denken Sie an warme Kleidung! Unter der Erde kann es etwas kühler werden.
Weitere Informationen
www.bodenprobe.org/boden-treff-leipzig
www.beyerdorschner.de/bowlingtreff/
Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von „Neustart Kultur“.