GNTM unter Kritik: Psychische Folgen für Frauen nach 20 Staffeln!

Osnabrück, Deutschland - Die Debatte um den Einfluss von Medien auf das Körperbild junger Frauen nimmt erneut Fahrt auf. Die Universität Osnabrück hat eine wegweisende Studie veröffentlicht, die die psychologischen Auswirkungen der Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) untersucht. In der zwanzigsten Staffel der Sendung, die auf dem Sender ProSieben ausgestrahlt wird, wurde festgestellt, dass die Teilnahme an der Show nicht nur die Wahrnehmung des eigenen Körpers beeinflusst, sondern auch negative Folgen für die psychische Gesundheit mit sich bringt. Laut der Studie äußerten sowohl Frauen mit als auch ohne Essstörungen eine zunehmende Unzufriedenheit mit ihrem Körper nach dem Anschauen der Show. Besonders stark ausgeprägt war diese Tendenz bei den Teilnehmerinnen mit selbstberichteten Essstörungen, die einen signifikanten Anstieg ihrer Unzufriedenheit (p < 0,001) zeigten.

Professor Dr. Silja Vocks, die Leiterin der Studie, hebt hervor, dass diese Ergebnisse von essenzieller Bedeutung sind. „Wir verstehen nun besser, welche negativen Effekte Model-Casting-Shows auf das Selbstbild von Frauen haben können“, so Dr. Vocks. Die Daten wurden während der Ausstrahlung der Sendung erhoben, bei der die Teilnehmerinnen in ihrem häuslichen Umfeld vor und während der Folgen zu Stimmung, Selbstwertgefühl und Körperwahrnehmung befragt wurden. Die Resultate sind in der Fachzeitschrift „European Eating Disorders Review“ veröffentlicht worden.

Ein kritischer Blick auf das Selbstbild

Die Studie zeigt ein weiteres alarmierendes Ergebnis: Bei Frauen mit Essstörungen nahm die Diskrepanz zwischen ihrem Körper und dem idealisierten Körperbild zu (p < 0,01). Dies deutet darauf hin, dass die Darstellung von Schönheitsidealen in der Sendung nicht nur das Körperbild beeinflusst, sondern auch die Stimmung der Betroffenen negativ verändert. Während die Stimmung der gesunden Frauen stabil blieb, beobachteten die Frauen mit Essstörungen eine Verschlechterung ihrer emotionalen Verfassung während der Staffel. Die vielfältigen Themen und Ängste im Zusammenhang mit der Körperwahrnehmung werden konsequent thematisiert.

Eine begleitende Analyse von MDR weist darauf hin, dass auch wenn das Selbstwertgefühl nicht direkt durch das Anschauen von GNTM beeinflusst wurde, das Selbstbild der Frauen stark leidet. Experten empfehlen daher, kritisch zu reflektieren, ob der Genuss der Show angebracht ist, vor allem für diejenigen, die bereits mit Essstörungen kämpfen. Die Gefahr, durch die idealisierten Bilder in der Sendung in eine Negativspirale zu geraten, ist erheblich und erfordert ein umso höheres Maß an Medienkompetenz.

Interdisziplinäre Ansätze zur Therapie

In Anbetracht der psychologischen Herausforderungen, die von Shows wie GNTM ausgehen, gewinnt das Thema Therapie an Bedeutung. Fachliteratur wie das interdisziplinäre Therapiemanual „Körperbild bei Essstörungen“ von Reinhardt Verlag liefert wertvolle Ansätze zur Behandlung von Essstörungen. Das Manual beschreibt Therapiekonzepte, die Verhaltenstherapie, Bewegungstherapie und Improvisationstheater kombinieren, um betroffene Frauen bei der Auseinandersetzung mit Gefühlen wie Scham und Unsicherheit zu unterstützen.

Die Autoren, Dr. Reinhild Schwarte und Dr. Katharina Alexandridis, bieten Therapeut:innen umfassende Hilfsmittel und Therapieeinheiten an, die sowohl für Gruppen- als auch Einzeltherapie geeignet sind. Diese Ressourcen sind entscheidend, um den Patient:innen zu helfen, sich mit ihren Körperbildern auseinanderzusetzen und dabei ein gesundes Selbstbild zu entwickeln.

In einer Zeit, in der visuelle Medien derart dominierend sind, wie sie es sind, bleibt die Aufklärung über die Gefahren von Schönheitsidealen und deren Einfluss auf das Körperbild ein zentrales Anliegen in der Gesellschaft. Die Ergebnisse der Studie und die Entwicklung von entsprechenden Therapieansätzen sind Schritte in die richtige Richtung, um das Bewusstsein für diese wichtigen Themen zu schärfen.

Details
Vorfall Gesundheitskrise
Ort Osnabrück, Deutschland
Quellen