Impfdrang oder Impfskepsis? Sachsen steht am Wendepunkt!

Infektiologe Thomas Grünewald diskutiert 2025 die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Impfbereitschaft in Sachsen.
Infektiologe Thomas Grünewald diskutiert 2025 die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Impfbereitschaft in Sachsen. (Symbolbild/NAG Archiv)

Sachsen, Deutschland - Die Corona-Pandemie hat die Impfbereitschaft in der Gesellschaft erheblich beeinflusst, und dies wird von Infektiologe Thomas Grünewald, dem Chef der sächsischen Impfkommission, deutlich hervorgehoben. Laut einem Bericht von lvz.de sind besonders in Sachsen signifikante Lücken bei den Auffrischungsimpfungen für Erwachsene zu beobachten. Saisonale Impfungen, wie gegen Influenza, Corona und RSV, werden nicht ausreichend genutzt, und auch Standardimpfungen, etwa gegen Diphtherie und Kinderlähmung, werden vernachlässigt.

Grünewald führt die verstärkte Impfskepsis, die seit etwa 10 bis 15 Jahren besteht, in erster Linie auf die negativen Auswirkungen der Pandemien zurück. Die Skepsis hat in Sachsen, einem wahrhaften Hotspot dieser Entwicklung, besonders zugenommen. Während der Pandemie erhielten Impfempfehlungen oft den Charakter einer Drangsalierung, was die Akzeptanz weiter verringerte. Menschen, die sich gegen Impfungen entscheiden, sehen sich zunehmend als Widerständler gegen den Staat, was die Diskurse rund um Impfungen komplizierter macht.

Kritik an der Kommunikation

Der Mediziner fordert eine kritische Überprüfung der Corona-Maßnahmen in Sachsen. Besonders bemängelt er die Kommunikation zwischen Geimpften und Ungeimpften. Während frühere Virusvarianten die Impfung zur Verhinderung der Virusübertragung rechtfertigten, gilt dies nicht mehr für die Omikron-Variante. Diese Änderung hat zu einer weiteren Verwirrung bezüglich der Impfnotwendigkeit geführt, was die Akzeptanz der Impfungen weiter beeinträchtigt.

Die Impfsituation zeigt sich nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern ebenfalls im Pflegepersonal. Eine Umfrage über die Impfbereitschaft von Pflegekräften, berichtet von pmc.ncbi.nlm.nih.gov, zeigt, dass von 355 befragten Pflegekräften 50,7% bereits geimpft waren oder einen festen Impftermin hatten. Dennoch lehnten 34,4% eine Impfung ab. Ein Hauptgrund für die Ablehnung war die Angst vor Nebenwirkungen, gefolgt von mangelnder Aufklärung.

Der Weg nach vorne

Die Umfrage verdeutlicht, dass 47,6% der Pflegekräfte eine Impfpflicht ablehnen, wobei nur 23,4% diese befürworten. Die geringe Impfbereitschaft, vor allem unter Pflegekräften in Pflegeheimen, sowie die allgemein steigende Impfskepsis erfordern dringend Aufklärungskampagnen. Diese sollten sich vor allem auf die Ängste der Menschen konzentrieren, um das Vertrauen in die notwendigen Impfungen wiederherzustellen und eine breitere Akzeptanz zu fördern.

Grünewald und der neu benannte „Beirat Siko“ planen, die Kommunikation und Aufklärung über Impfungen zu intensivieren, um die Impfsituation in Sachsen und darüber hinaus zu verbessern. In einer Zeit, in der Herdenimmunität zunehmend unerreichbar erscheint, dürften effektive Informationsstrategien entscheidend sein.

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Ort Sachsen, Deutschland
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