Mord an Südafrikas erstem schwulen Imam: Schock und Trauer in der Gemeinde

Der erste offen schwule Imam der Welt, Muhsin Hendricks, wurde in Südafrika erschossen. Motiv unklar, Täter flüchtig.
Der erste offen schwule Imam der Welt, Muhsin Hendricks, wurde in Südafrika erschossen. Motiv unklar, Täter flüchtig. (Symbolbild/NAG)

Gqeberha, Südafrika - Am 15. Februar 2025 wurde der weltweit erste offen schwule Imam, Muhsin Hendricks, in der Provinz Eastern Cape, Südafrika, erschossen. Der 58-Jährige wurde Opfer eines Übergriffs nahe der Stadt Gqeberha, als zwei vermummte Angreifer sein Auto stoppten und aus nächster Nähe das Feuer auf ihn eröffneten. Ideologische Hintergründe für den Mord sind bislang unklar, und die mutmaßlichen Angreifer sind flüchtig. Ein Video einer Sicherheitskamera zeigt die brutale Tat und sorgt in den sozialen Medien für Entsetzen. Die Polizei hat bisher keine Festnahmen verzeichnen können und führt eine umfassende Fahndung durch.

Hendricks war auf dem Weg zu einer Hochzeitszeremonie, um ein lesbisches Paar zu trauen, als er getötet wurde. Seine Moschee galt als sicherer Zufluchtsort für LGBTQ-Muslime und bot solchen Gemeinschaften einen besonderen Raum der Akzeptanz. Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) bezeichnete den Mord als abscheuliche Gewalttat und kritisierte die Diskriminierung von LGBTQ-Personen im Land.

Hintergrund und Relevanz

Als Gründer von „The Inner Circle“, einer diskriminierungsfreien globalen muslimischen Gemeinschaft, setzte sich Hendricks aktiv für die Rechte von LGBTQ-Muslimen ein. Er wurde erstmals 2007 durch den Dokumentarfilm „A Jihad for Love“ bekannt, in dem homosexuelle Muslime weltweit vorgestellt werden. In einem weiteren Dokumentarfilm von 2022 mit dem Titel „The Radical“ sprach Hendricks offen über die Bedrohungen, denen er ausgesetzt war.

Südafrika war 1996 das erste Land, das in seiner Verfassung Bürger vor Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung schützte. Gleichgeschlechtliche Ehen sind seit 2006 legal, dennoch bleibt Homosexualität außerhalb der Metropolen stark tabuisiert. Laut der Internationalen Vereinigung von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (ILGA) wird die Tat als mutmaßliches „Hassverbrechen“ verurteilt.

Gesellschaftliche Herausforderung für LGBTQ-Personen

Die Situation für LGBTI+ in Afrika zeigt besorgniserregende Entwicklungen. Diskriminierende Gesetze, die im Jahr 2022 in zahlreichen afrikanischen Ländern eingebracht oder verabschiedet wurden, haben die Lage für die LGBTQ-Gemeinschaft stark verschlechtert. Amnesty International hebt hervor, dass 31 afrikanische Länder einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen kriminalisieren und die Einschränkung der Menschenrechte für LGBTI+ in vielen Ländern ansteigt.

In Regionen wie Uganda, wo das Anti-Homosexualitätsgesetz die Todesstrafe für „schwerwiegende Homosexualität“ vorsieht, und in Ghana, wo LGBTQ-Personen zahlreichen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind, ist der Druck auf die Community enorm. Auch in Kenia drohen neue Gesetze, die Rechte von LGBTI+ weiter einzuschränken, was die Unterstützung für diese Gemeinschaft zunehmend kriminalisiert. Menschenrechtsorganisationen fordern von den afrikanischen Staaten, die Menschenrechte aller Personen zu schützen und sich von der Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen zu distanzieren.

Der Mord an Muhsin Hendricks ist ein erschreckendes Beispiel für die Gefahren, denen LGBTQ-Personen in vielen Teilen Afrikas ausgesetzt sind. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an, während die Gesellschaft um eine tiefere Reflexion über Toleranz und Akzeptanz ringt.

Details
Ort Gqeberha, Südafrika
Quellen