Premiere an der Kölner Oper: Don Giovanni im mythologischen Gewand!

Premiere von Mozarts Don Giovanni in Köln: Chefdirigent Tomáš Netopil und Inszenierung von Cecilia Ligorio überzeugen mit neuem Blick.
Premiere von Mozarts Don Giovanni in Köln: Chefdirigent Tomáš Netopil und Inszenierung von Cecilia Ligorio überzeugen mit neuem Blick. (Symbolbild/NAG Archiv)

Kölner Oper, Köln, Deutschland - Am vergangenen Sonntag erlebte die Oper Köln die Premiere von Cecilia Ligorio’s Neuinszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ im Saal 2 des Staatenhauses. Die Veranstaltung wurde von einem lebhaften Schlussbeifall für sämtliche Beteiligte begleitet, der in verschiedenen Phasen erklang und das Publikum mit der beeindruckenden Darbietung fesselte. Die Inszenierung wurde musikalisch von Tomáš Netopil geleitet und die Bühne von Gregorio Zurla gestaltet, wobei die eindrucksvolle Kulisse an ein Labyrinth erinnerte und die Verwirrung der Charaktere symbolisierte.

Eine interessante Abhandlung von Dieter Borchmeyer, betitelt „Um einen Don Giovanni ohne 19. Jahrhundert bittend“, wirft neue Perspektiven auf die Charaktere des Werkes auf. Borchmeyer interpretiert insbesondere die Figur der Donna Anna als Opfer eines Vergewaltigungsversuchs und beschreibt Don Ottavio als empfindsamen Liebenden. Diese zeitgenössische Lesart stellt Don Giovanni als eine Existenzform dar, die sich selbst erhalten muss, indem sie die Gesellschaft beseitigt, was die Tragik und Komplexität des Protagonisten hervorhebt.

Spannende Inszenierungselemente

Die Inszenierung von Ligorio legt besonderen Wert auf die überhistorisch-mythische Dimension der Charaktere. Ein markantes Bild des Schlussaktes zeigt Don Giovanni mit einer Stiermaske, umgeben von Bacchanten, und verbindet die Erzählung mit antiken Mythen, darunter Mensch-Tier-Hybriden wie Minotaurus und Pan. Ligorio macht Gebrauch von klaren Details in der Personenführung, besonders in der Gestaltung von Don Giovannis Gesten während der Elvira-Szene, wodurch der Zuschauer tiefer in die psychologischen Abläufe der Figuren eintauchen kann.

Die Dramaturgie der Aufführung präsentiert sich dicht und temporeich, wodurch es an keiner Stelle zu Durchhängern kommt. Eine bemerkenswerte Entscheidung in der Inszenierung war die Streichung von Ottavios Arie „Il mio tesoro“, um die straffe Narration weiter zu unterstützen und die Intensität der Aufführung beizubehalten. Zudem sind die Darsteller in ihrer Rollen extrem überzeugend. Seth Carico als Don Giovanni zeigt eine starke Präsenz mit herausragender stimmlicher Leistung, während Adrian Sâmpetrean als Leporello eine Mischung aus Zynismus und rebellischem Groll verkörpert.

Detaillierte Darstellerleistungen

Die Besetzung ist stimmlich und darstellerisch bemerkenswert. Valentina Mastrangelo als Elvira sticht besonders mit ihrer starken stimmlichen Leistung hervor. Kathrin Zukowski als Donna Anna verbindet Jugendlichkeit und Dramatik, und Dmitry Ivanchey präsentiert ein schönes Tenor-Legato als Ottavio. Wolfgang Stefan Schwaiger als Masetto hat zwar darstellerische Durchsetzungskraft, doch es mangelt ihm etwas an raumklanglicher Präsenz. Christoph Seidl als Komtur überzeugt mit einem eindringlichen Timbre.

Das Gürzenich-Orchester, unter der Leitung von Tomáš Netopil, bietet einen fokussierten Mozartklang, auch wenn sich stellenweise Inhomogenitäten zwischen den Darstellern auf der Bühne und dem Orchester bemerkbar machen. Die nächsten Aufführungen dieser sehenswerten Inszenierung stehen am 12., 14., 16., 20., 22. und 26. März auf dem Programm.

Die Neuinterpretation von „Don Giovanni“ bleibt damit ein spannendes Thema, das die Zuschauer weiterhin beschäftigen dürfte. Ligorio und ihr Team haben frische Impulse in die Inszenierung gebracht, die das zeitlose Werk in einem neuen Licht erstrahlen lassen. Für weitere Perspektiven zur Oper als Aufführung sei auf die Abhandlung von Borchmeyer und andere relevante Literatur verwiesen, wie sie beispielsweise auf vdoc.pub zu finden sind.

Details
Ort Kölner Oper, Köln, Deutschland
Quellen